Test: Brooks Transcend

Brooks TranscendGleich vorab: Ich habe lange überlegt, ob ich einen Testbericht zum Brooks Transcend schreiben soll. Nicht dass ich ein Problem hätte, etwas Negatives über den Schuh zu schreiben. Nein, da habe ich keine Scheu. Vielmehr habe ich das Gefühl, ich stehe mit meiner Meinung zu dem Schuh so ziemlich alleine da. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob mein Urteil an mir oder am Brooks Transcend liegt. Natürlich sind Laufschuhtests überwiegend subjektiv, doch in diesem Fall war ich überrascht, dass meine Hauptkritikpunkte (fast) niemanden stören.

Nunja, dann ist es vielleicht eben so. Eventuell braucht es aber auch einfach etwas Zeit, bis ich mich an den Schuh gewöhne. Und teilweise war es dann auch so. Dennoch möchte ich meine Meinung zu diesem “revolutionären” Schuh kundtun.

Bevor ich jedoch ins Detail gehe, hier ein kurzes Video, wie der Schuh bei mir ankam.

Zunächst wusste ich gar nicht, was sich darin befinden sollte. Mein Nachbar rief meine Frau an und meinte, da wäre ein Paket für mich gekommen, das mit ihm spricht. Eine wirklich verdammt coole Präsentation eines neuen Schuhs. Witzg und sehr originell. In der USA-Ausgabe der Runner’s World war sogar eine Video-Werbung integriert.

Doch als der Schuh dann zum Vorschein kam, war ich ein wenig überrascht. Er sieht für eine Revolution recht gewöhnlich aus. Ok, die Farbe (Neonlachs?) ist schon auffällig, aber der Schuh an sich hat auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Außer vielleicht die mediale Seite, die im Mittelfußbereich doch recht dick ist. Insgesamt wirkt er sehr globig. Und dieser Eindruck bestätigte sich, als ich in ihn zum ersten Mal in die Hand nahm. Boah, ist der schwer! Sofort musste ich an die Werbung denken, in der der Schuh über den Wolken schwebt. Nein, damit ist kein Schweben möglich.

Optik und Haptik ist das eine, aber Laufgefühl das andere. Und so gab ich dem Brooks Transcend seine Chance und lief einige Kilometer damit. Doch auch auf der Laufstrecke konnte er mich nicht so recht überzeugen. Schwer und steif, so gar nicht mein Fall. Naja, vielleicht muss ich mich auch erst daran gewöhnen. Nein, auch nach etlichen Einheiten änderte sich meine Meinung nur unwesentlich. Folgende Punkte sind mir dabei besonders aufgefalllen.

+ Dämpfung im Vofußbereich
Liest man die Beschreibung des Transcend, dann fällt einem häufig das Wort “Komfort” auf. Bei der Dämpfung im Vorfußbereich trifft dies voll und ganz zu. Sie fühlt sich dicker an, als bei anderen Laufschuhen. Dadurch geht jedoch ein wenig das Feedback des Untergrunds verloren. Aber der Transcend ist ja auch kein Wettkampf-, sondern ein Komfortschuh. Dennoch ist die Dämpfung nicht schwammig.

* Dämpfung im Fersenbereich
Während der Schuh im Vorfußbereich der Werbung als Komfortwunder noch überzeugen konnte, wird er dies im Fersenbereich nicht mehr ganz so gerecht. Hier könnte die Dämpfung einen Tick weicher sein. Hinzu kommt, dass ich als Fersenläufer aufgrund der schmalen Sohlenkonstruktion härter bzw. direkter aufkomme. Ich werde durch dieses Bauweie zwar besser nach vorne geführt, aber auf Kosten des Komforts. Einen Nike LunarGlide 5 oder Adidas Energy Boost finde ich diesbezgl. etwas besser bzw. angenehmer zu laufen.

* gewöhnungsbedürftige Bauweise
Wie eben bereits erwähnt, ist die neue Bauweise gewöhnungsbedürftig. Durch die schmale Ferse und dem breiteren Vorfuß sollen zwar die Aufprallkräfte besser verteilt werden, doch ich bekam ab 7-8 Kilometer immer ein wenig Probleme damit. Die schmale Ferse unterstützte meinen müder werdenden Fuß nicht mehr ausreichend beim Aufsetzen und ich bekam leichte Schmerzen. Generell ist die Idee aber nicht so schlecht, da man auf diese Weise dazu “gezwungen” wird, mehr über den Mittelfuß zu laufen.

- Gewicht
Was mir als erstes auffiel, als ich den Transcend auf dem “Ufo” nahm, war das enorme Gewicht des Schuhs. Ich rede jetzt hier nicht nur von ein paar Gramm gegenüber vergleichbaren Modellen der Konkurrenz. Der Transcend ist mit 430 Gramm (bei US 14) ein richtiges Schwergewicht. Mal zum Vergleich: Der Nike LunarGlide 5, ein ebenfalls komfortabler Schuh, wiegt dagegen nur 368 Gamm. Das sind Welten! Dieses enorme Mehrgewicht spürt man auch beim Laufen. Vor allem je länger man unterwegs ist. Für mich fühlt sich das dann wie Laufen mit Gewichten an. Wenn ich an die Werbung denke, in der der Transcend über den Wolken und sogar im All schwebt, dann finde ich das absolut irreführend. Er mag komfortabel sein, aber Abheben ist damit nicht drin.

- steife Sohle
Auch wenn bei der Produktbeschreibung von tollen Flexkerben namens “Flextra” die Rede ist, der Transcend ist verdammt steif. Einen Effekt der Kerben spüre ich nicht. Die Mittesohle im Vorfuß ist so dermaßen dick, dass an Flexibilität nicht einmal ansatzweise zu denken ist. Nur mit einem großen Kraftaufwand bekomme ich die Sohle mit der Hand so gebogen, wie ich es z.B. beim Nike Free mit nur zwei Fingern mache. Wenn man böse möchte, könnte man diese angebliche Flexibilität als Werbelüge bezeichnen.

- Zunge verrutscht
Bei meinem ersten Lauf mit dem Transcend fiel mir bereits nach den ersten Kilometern auf, dass die Zunge nach außen rutscht. Zunächst dachte ich, dass der Schnürsenkel nicht durch die gewohnte bzw. übliche Lasche geführt wäre, die das Verrutschen verhindert. Doch nach dem Lauf musste ich feststellen, dass diese Lasche nicht existiert. Völlig unverständlich, wieso man darauf verzichtet hat.

- Preis
Wem das hohe Gewicht und die steife Sohle nichts ausmachen, der wird wahrscheinlich vom hohen Preis abgeschreckt. Stolze 170 EUR sind laut UVP für den Transcend auf den Ladentisch zu legen. Zum Vergleich: Das sind 40 EUR mehr, als z.B. der Nike LunarGlide. Selbst die Boost-Modelle von Adidas kosten weniger. Den hohen Preisunterschied sehe ich nicht wirklich begründet.

Fazit:
Nein, in meinen Augen ist der Transcend keine Revolution. Und ich hoffe auch sehr, dass er nicht tatsächlich aus der Zukunft kommt. Meiner Meinung nach ist er, zumindest was Gewicht und Flexibilität betrifft, ein Rückschritt. Die neue Bauweise (schmale Ferse, breiterer Vorfuß) mag vielleicht gar nicht so verkehrt sein. Ich komme dadurch nicht mehr so extrem mit der Ferse auf, sondern gehe etwas mehr über den Mittelfuß. Doch wer läuft schon gerne mit einem Klotz am Bein? Klar, er ist nicht für schnelle Läufe gedacht. Aber selbst bei langsamen Einheiten nervt mich das hohe Gewicht. Mehr als zehn Kilometer möchte ich damit nicht laufen. Brooks wirbt damit, dass der Schuh nicht stützend in den Abrollvorgang eingreift, sondern nur den Fuß führt. Aber ist ein Führen nicht auch eine Art des Eingreifens? Die hochgezogenen “GuideRails” fühlen sich so an, als läge der Fuß in einer Wanne. Natürlich stützen diese auch den Fuß. In meinen Augen wurde beim Transcend werbetechnisch etwas übertrieben. An sich kein schlechter Schuh, aber auch kein außergewöhnlich guter. Da gibt es aus dem Hause Brooks meines Erachtens deutlich bessere. Ich denke da z.B. an den unterschätzten Ravenna 5, den ich persönlich sehr gerne laufe. Aber so ist das mit Laufschuhen, es ist eine individuelle Sache. Und wenn viele vom Transcend begeistert sind, dann kann er nicht so verkehrt sein. Nur für mich ist er offensichtlich nicht der richtige Schuh. Jeder Läufer ist anders. Dennoch danke an Brooks, dass ich den Transcend testen durfte.

PS: Einen weiteren Testbericht gibt es bei “EiswürfelimSchuh”.

Test: Brooks TranscendHinweis: Dieses Produkt wurde mir zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Der Testbericht wurde von mir verfasst und gibt meine persönliche Meinung wieder. Auf Inhalt und Testurteil hat der Hersteller keinerlei Einfluss.

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