Tempel der Tausend Gesichter, versteckte Tänzerinnen und die Elefanten-Terasse

Auch am zweiten Tag ließ der Strom der Eindrücke nicht nach. Für heute hatte ich mir Angkor Thom vorgenommen, ein größeres Areal als Angkor Wat und mit mehreren Highlights.

Kurz vor dem Eingang zu Angkor Thom steht ein kleiner unscheinbarer Tempel, der eine kleine Mutprobe sozusagen als Wegzoll zum Bayon-Tempel von mir forderte. Ich hatte vom Phnom Bakheng in meinem Reiseführer gelesen, aber auch wenn er gut einsehbar an der Straße stand, hatte wohl niemand anderes Interesse, denn ich war dort ganz alleine. Es sollte sich schnell zeigen, wieso

Meine Mutprobe

Meine Mutprobe

Groß und imponierend ist es ein einzelner Tempelkomplex, an dem von allen Himmelsrichtungen etwa 50 Stufen hinauf zum Tempelinneren führen. Wie unser Tourguide es uns schon beschrieben hatte, haben Tempel meist 4 Tore, aber nur das Östliche ist offen, um Sonnenaufgang und Glück einzufangen. Naja, dachte ich, kann ja nicht so schwer sein und begann, noch dazu in der prallen Mittagshitze, den Tempel zu erklimmen. Böser Fehler, denn schon nach etwa 5 Stufen wurden diese immer runder und kürzer, was sie an Höhe allerdings nicht minderte. Nach etwa 10 Stufen fing ich an zu schwitzen und ein leichtes Zittern zu spüren, was allerdings weniger mit der Hitze zu tun hatte, als vielmehr mit meiner Höhenangst, die ich zwar früher mit dem Klettern gut in den Griff bekommen hatte, nun aber nach mehreren Jahren des Aussetzens wieder in voller Blüte war. Da ich ja nun ein sturer und manchmal dummer Mensch bin, kraxelte ich weiter und weiter nur um dann nach gefühlten hundert Jahren zitternd im Eingang des Tempels zu stehen, der einen verkümmerte und eingestaubten Reclining Buddha enthält. Diese Figuren, die den Buddha liegend und beim Eintritt ins Nirvana zeigen, also mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, sind sehr beliebt für Tempel. In dem Moment war mit das aber relativ schnuppe, ich machte mir nur noch Sorgen, wie ich heil wieder nach unten kommen sollte. Ich habe wahrscheinlich einen erbärmlichen Anblick geboten, wie ich mit einem Mantra auf den Lippen ununterbrochen “Du schaffst das schon, gaanz ruhig!” vor mich herbetend und mehr kriechend als herabsteigend auf den Stufen hing. Aber da sich ja sowieso keiner für diesen Tempel interessiert hat, fiel es auch nicht auf, dass ich klatschnass geschwitzt und mit mehr Spinnweben behangen als jede Hexe, die sich in den Ecken der Stufen getümmelt hatten unten ankam und fast den Boden geküsst hätte :-D

Wie schnell doch ein kleiner, relativ unbedeutender Tempel in Mitten der Tempel von Angkor einen einprägsamen Eindruck hinterlassen und eine bleibende Erinnerung werden kann :-D

Gefühlte 5 Lebensjahre älter (und da sagt man Reisen hält jung), wurde ich gleich am Eingang von Angkor Thom von einem wunderschönen Torbogen mit den typischen 4 Gesichtern begrüßt. Aus allen Himmelsrichtungen blicken hier lächelnde Gesichter auf die Besucher hinab.

Nach diesem reißenden Empfang geht es weiter über das Gelände, bis ich nach etwa 1km am Bayon-Tempel ankomme. Hier erwarten einen Hunderte von 4-Gesichter-Türme, Pagoden-artig aufgebaut und in allen Größen.

Bayon Tempel

Bayon Tempel

Als ich durch die verwirrenden Gänge der Türme streife, höre ich etwa ebenso viele Fledermäuse fiepsen und flattern, wie die Türme Gesichter haben. Trotzdem der Tempel eigentlich einen schlichten Aufbau hat, ist es auch ohne meine unschlagbare Gabe sich zu verlaufen einfach die Orientierung zu verlieren. Das schadet aber nicht, denn hinter jeder Biegung erwartet einen das nächste Staunen. In der Mitte führt eine kleine Treppe auf den mittleren und höchsten Tempel, umgeben von eine Terasse und plötzlich bin ich umgeben von Lächeln und Türmen in allen Richtungen und Höhen.

Bayons Lächeln

Bayons Lächeln

Bayons Tempelspitzen

Bayons Tempelspitzen

Bayons Gesichter

Bayons Gesichter

Dieser Tempel gefällt mir instinktiv besser als Angkor Wat und ich erwarte nun, dass jeder Folgende es schwer hat an diesen Vergleich heranzukommen. Die Tempel und Skulpturen belehren mich schnell eines Besseren. Hier geht es nicht um “wer ist der schönste Tempel im ganzen Angkor-Reich”, hier hat jedes Gebäude seine eigene Faszination.

So komme ich an die Elefanten-Terassen und kann mich an den Wänden voller Elefanten-Ketten gar nicht sattsehen.Ich suche mir einen der herumliegenden Ruinensteine und mache eine Pause, versuche alles aufzusaugen und einwirken zu lassen.

Elefantenterrasse

Elefantenterrasse

Doch schon zwei Meter weiter überrascht micht das nächste Highlight: Die Terraces of the Leper King. Auf einer der 17 Postkarten die ich in den letzten Tagen verschickt habe (damit sei nun die Vorfreude in meinem Freundeskreis ein wenig angestachelt ;-) ) waren die “Hidden Walls” abgebildet, eine Wandzierde von Tänzerinnen, und ihr Ort als am Boden der Terraces of the Leper King angegeben. Also ging ich um die lange Wand herum, die etwa U-förmig auf dem Gelände steht und suchte nach diesem Abbild. Fast sicher es gefunden zu haben, entdeckte ich am Ende der Wand, dass man auch hinter sie treten konnte. Nein, eigentlich… kann man in sie hinein gehen. Die breite Wand besteht aus zwei Teilen: einer glatten Wandfläche und auf der anderen Seite ihres Zwischenspaltes in der ein Holzsteg entlang führte, aus einer Wand mit weitaus schöneren Skulpturen als aussen zu sehen ist. Mit der Erwartung, diese nach der nächsten Biegung enden zu sehen, war ich sehr überascht, als der Weg hindurch labyrinthartig weiter und weiter führte.

The Hidden Wall

The Hidden Wall

Tänzerinnen

Tänzerinnen

Trotz einer weiteren Pause an den 12 Tempelchen gegenüber der Terrassen, wo ich in einem der Tempel einem zerzausten, schlafendem Hund beim Ausruhen Gesellschaft leiste, geht mir langsam wieder die Puste aus. Auch wenn ich immer gemütlich durch Tempel und Terrassen streife, die stetige Aufmerksamkeit und die vielen Eindrücke fordern ihren Tribut. Im Licht der sich senkenden Sonne radele ich zufrieden und schon mit Vorfreude auf den nächsten Tag zurück.

Prasats Suor Prat

Prasats Suor Prat

 



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