Tausche Philosophie gegen Phantasie

In England veröffentlicht die BBC am Anfang eines jeden Jahres eine Liste. Darauf stehen die Namen von Bands und Musikern, von denen man glaubt, dass sie die erfolgreichsten Newcomer werden. Gäbe es eine solche Liste in Deutschland, stünde sicher auch Max Prosa darauf.

Mit 17 Jahren das Physik- und Philosophiestudium abgebrochen, dann als Straßenmusiker durchs Berliner Leben geschlagen, bis der mittlerweile 22-Jährige einen Plattenvertrag ergatterte. Als Supportact von Clueso durfte Prosa 2011 schon Erfahrung auf der großen Bühne sammeln. Jetzt und endlich erscheint sein Debütalbum Die Phantasie wird siegen.

Irgendwo zwischen Rio Reiser und Udo Lindenberg findet Prosa sich selbst. Stets leicht taumelnd singt er sich durch berauschende Texte, die klug, nie alterweise und immer berührend von dem erzählen, was Prosa umtreibt. Fernab von Pubertätslyrik bietet das deutsche Ausnahmetalent eine Musikmischung aus Neo-Folk, Rock und Indie-Pop, die sich nie der Coolness wegen in den Vordergrund drängt, sondern immer den Texten und der Stimmung untergeordnet wird.

Am Ende bleiben 14 außergewöhnliche Songs, die allesamt überzeugen und authentischer nicht sein könnten. Flügel zum Beispiel ist einer dieser Titel, der einen nicht kalt lässt. Das Gute ist: Die Phantasie wird siegen ist voll davon. Und so verbraucht der Begriff Authentizität auch sein mag – für Prosa scheint er vor allem deshalb zu gelten, weil er einfach macht, ohne den zerstörerischen Drang gewinnen zu lassen, allen gefallen zu wollen. Dann doch lieber ein Sieg der Phantasie, hoffentlich.

Künstler: Max Prosa
Album: Die Phantasie wird siegen
Plattenfirma: Columbia d (Sony Music)
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2012

Ohren spülen, denn Nada Surf sind zurück und klingen, als hätten sie ihren ganz persönlichen Jungbrunnen entdeckt. Sind wir mal ehrlich: Früher war kreativer Indierock drin, wo Nada Surf draufstand. Dann wurde die Musik der drei Amerikaner beliebig und löste allenfalls ein müdes Gähnen aus. Wäre das hier ein Kurzfilm, würde an dieser Stelle die Leinwand aufgerissen werden, Nada Surf würden nach vorn treten und allen Zweiflern ihre sechs Mittelfinger entgegenstrecken.

Auf The Stars Are Indifferent To Astronomy ist sie plötzlich wieder da, all die Kreativität, die das Cover-Album If I Had A Hi-Fi vermissen lies. Bis auf When I Was A Young und Let The Fight Do The Fighting, die sich beide melancholisch und still als optimale Kandidaten für die musikalische Untermalung der bitteren Momente neuer Coming-Of-Age-Filme ins Spiel bringen, wollen die übrigen acht Songs nur eines: nach vorn, so weit wie möglich, mit Druck, gesunder Euphorie und wiederentdecktem Spaß an originellen Gitarrenmelodien.

Es mag noch fünf Monate dauern, bis der Sommer uns erreicht. Aber irgendwie klingen Nada Surf schon jetzt, als hätten sie genug Sonne vom vergangenen Jahr übrig, um uns die kommenden Wochen von einem Sommer träumen zu lassen, dessen Soundtrack perfekter nicht sein könnte. Wunder gibt es immer wieder und in den letzten Tagen des kalten Januars darf man sich über eine wiederauferstandene Band wundern, die man längst abgeschrieben hatte. Never say never.

Künstler: Nada Surf
Album: The Stars Are Indifferent to Astronomy
Plattenfirma: City Slang (Universal)
Erscheinungsdatum: 27. Januar 2012

1, 2, 3, 4. Dann ein Schlagzeugwirbel, ein Gitarreninferno, eine ungestüme Strophe und ein Refrain, in dem sich «young» auf «fun» reimt. So klingt When My Day Comes, und der Song kann als Manifest dienen für den Sound, das Credo, das Lebensgefühl von Tribes.

Das Quartett aus Camden legt mit Baby ein Debüt vor, das die vier Buchstaben «R-O-C-K» so stolz vor sich herträgt, als wäre Billy Idol der Premierminister und die Lederjacke die offizielle britische Schuluniform. Es ist eine dieser Platten, bei denen man tatsächlich Lust bekommt, Schlagzeug zu lernen, oder sofort einen ganzen Collegeblock mit möglichen Namen vollkritzeln will für die Band, die man morgen gründen wird. Das ist altmodisch, und in seinen schwachen Momenten auch arg konventionell. Aber Melodien sind für Tribes ganz offensichtlich wichtiger als Coolness.

Bei We Were Children braucht man nicht viel Fantasie, um eine ganze Arena mitsingen zu hören. Auch andere Tracks haben reichlich Grandezza, den Klassizismus von Ash, den Kooks oder den Courteeners und Refrains, zu denen sich betrunkene Männer wunderbar in den Armen liegen können. Das ist wenig weltbewegend, aber ein solider und erfrischend konsequenter Spaß.

Künstler: Tribes
Album: Baby
Plattenfirma: Virgin
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Quelle:
News -
Medien News -
Durchgehört – Tausche Philosophie gegen Phantasie

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