Tanztheater International in Hannover 2013 - Nacera Belaza, ein weiteres Beispiel

Stille.

Ruhe.

Dunkelheit.

Lange Zeit, kaum auszuhalten. Erst allmählich kommen die ersten Töne, die Helligkeit, wenige Bewegungen.

Compagnie Nacera Belaza (David Balicki)1-1
Nacera Belaza, die algerisch-französische Tänzerin und Choreografin hat den Mut, so minimalistisch zu beginnen: mit geringsten Mitteln große Wirkung zu erzielen. Für manche Menschen, auch unter den ZuschauerInnen im Ballhof 1 am Mittwoch (4.9.13), ist das offenbar ganz schwer auszuhalten, dass lange gar nichts geschieht. "Ich möchte einen Raum schaffen, in dem Zeit keine Rolle mehr spielt, einen Raum, in dem wir das Unendliche berühren und endlich etwas teilen können", sagt sie zu ihrer Arbeit. In ihrem neuesten dreiteiligen Tanzstück ist ihr das auf beeindruckende Weise gelungen: Le Trait, der Strich, die Verbindungslinie - zwischen den drei Teilen, aber auch von der algerischen Tanztradition zu ihrer eigenen Ausdruckskraft, so möchte ich den Titel deuten. Erst zwei Soli, getanzt von ihrer Schwester Dalila und ihr selbst, dann ein Duett, das sie für zwei algerische Tänzer entworfen hat. Die Anklänge an die heimatliche Tradition sind hörbar und sichtbar. Im ersten Solo sind die Veränderungen zunächst noch gering: die Arme erst in Körpernähe nach unten, dann auf Schulterhöhe und später in die Höhe gereckt. Das zweite Solo zeichnet sich durch rasche, konzentrierte Drehbewegung um die eigene Achse aus (hauptsächlich nach links, ab und zu nach rechts gewechselt - wenn mich meine Wahrnehmung nicht getäuscht hat, ganz sicher bin ich nicht). Die Dichte und Konzentration der Bewegung, die spirituelle Tiefe, erinnern sehr an den Tanz der Derwische.

Compagnie Nacera Belaza ( Laurent Philippe, Stage ID)3

Dann setzt schockartig (allgemeines Zusammenzucken) sehr laut die Musik zum Duett ein: in bewundernswerter Leistung mit sehr schnellen, wilden, manchmal chaotisch scheinenden Bewegungen der Arme, des ganzen Körpers, auch des Kopfes. Der Abbruch ähnlich unvermittelt wie der Einsatz. Danach wieder Stille.

"Atemberaubend die Genauigkeit und Wahrhaftigkeit" in ihrem Tanz, urteilen Etienne Sorrin und Patrick Sour in "Evene".

Ein Wort jedoch noch zur Akustik: Verständnis habe ich, dass dem Kontrast zuliebe sich die Lautstärke der Musik steigern musste - aber dass es in dem Ausmaß nötig war, bezweifle ich. Besonders beim Duett war die Musik schier unerträglich laut. Nach dem stillen Anfang ist das besonders bedauerlich.

Tanztheater International in Hannover - was noch zu erwarten ist: Sebastian Ramirez & Honji Wang am Freitag, dann am Samstag (7.9.) Anne Nguyen und Compagnie par Terre sowie Martin Schick. S. auf der Netzseite von Tanztheater International.

Die Bilder sind als Pressefotos nicht frei verfügbar - Fotografen, von oben: David Balicki, Laurent Philippe.


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