Tag der Buchliebhaber – der amerikanische National Book Lovers Day

Im Rahmenkalender der kuriosen Feiertage hatten wir in den letzten Wochen und Monaten schon eine ganze Reihe an Ehren- und Aktionstagen mit literarischem Bezug. Egal ob der Indiebookday am 22. März, der Internationale Kinderbuchtag am 2. April, der Tag des Tagebuchs am 12. Juni, der Bloomsday am 16. Juni oder der Tag der Bibliotheken am 24. Oktober – kuriose Feiertage und das Lesen von Büchern scheinen irgendwie immer zu gehen. So auch am heutigen 9. August, der bei unseren US-amerikanischen Nachbarn als Tag der Buchliebhaber (engl. National Book Lovers Day oder häufig auch nur kurz: Book Lovers Day) gefeiert wird. Um was geht es bei diesem Ehrentag der Bücherfreunde?

Kuriose Feiertage - 9. August - Tag der Buchliebhaber – der amerikanische National Book Lovers Day (c) 2015 Sven Giese-1

Ein Feiertag für Bücher und Leseratten

Nun, was ein Buch ist und dass das Lesen eine der ältesten – und meiner Meinung nach wichtigsten – menschlichen Kulturtechniken darstellt, dürfte allgemein bekannt sein. 😉 Etwas erstaunt war ich in diesem Zusammenhang allerdings, dass es laut der UNESCO sogar eine ziemlich genaue Definition darüber gibt, was ein Buch ausmacht.

So findet sich im Rahmen der Recommendation concerning the International Standardization of Statistics Relating to Book Production and Periodicals von 1964 die Festlegung, dass Bücher nichtperiodische Publikationen sind, die einen Mindestumfang von 49 Seiten aufweisen müssen, um im Rahmen der statistischen Erhebung als Buch erfasst werden zu können. Dies aber nur als Randbemerkung, denn wesentlich geht es beim US-amerikanischen Book Lovers Day darum, den heutigen 9. August dazu zu nutzen, um eines seiner Lieblingsbücher oder eine Neuentdeckung zur Hand zu nehmen.

Und auch wenn mal wieder völlig unklar ist, von wem dieser kuriose Feiertag ins Leben gerufen wurde, seit wann er begangen wird und warum man sich ausgerechnet für das Datum 9. August entschieden hat, eines kann auf jeden Fall festgehalten werden: Egal ob Sachbuch, Roman oder eine philosophische Abhandlung, es gibt nichts Besseres als ein gutes Buch, um sich für eine Weile aus der Welt auszuklinken. In diesem Sinne anbei meine ganz persönlichen Top5-Empfehlungen aus 2015 und die Liste fünf Bücher für die einsame Insel aus 2014:

Buchempfehlungen zum Tag der Buchliebhaber 2015

Ich gebe offen zu, dass ich über das Jahr gesehen eine ganze Menge an Büchern regelrecht verschlinge. Dank dem morgendlichen und abendlichen Berufspendeln zwischen Bonn und Köln gibt es dafür aber auch genügend Zeit. Nachdem ich im letzten Jahr an dieser Stelle bereits meine Top 5-Liste der Bücher für die einsame Insel publiziert habe, gibt es heute einige aktuelle Empfehlungen für 2015:

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  • Jürgen Goldstein: Georg Forster: Zwischen Freiheit und Naturgewalt (2015): Johann Georg Adam Forster (1754 – 1794), seines Zeichens Naturforscher, Ethnologe, Weltreisender, Reiseschriftsteller und Revolutionär, dürfte den meisten Leuten kein Begriff sein. Und das ist bedauerlich. Denn Forster hat dank seiner Aufzeichnungen über die Weltumseglungen mit James Cook ein großartiges Werk geschaffen, das im Rahmen der Aufklärung eine eigenständige Position einnimmt. Ohne seine Reflektionen über die Natur wäre z.B. das Denken eines Alexander von Humboldt nicht möglich gewesen. Der vorliegende Band von Jürgen Goldstein versucht dies zu ändern, indem er keine Biographie im eigentlichen Sinne liefert, sondern Forster anhand seines Werkes analysiert. Unbedingt mal reinschauen und einen der Begründer der wissenschaftlichen Reiseliteratur neu entdecken.
  • Georg Forster: Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand (2007). Vor dem Hintergrund von Goldsteins Werkstudie ist die Lektüre des Originaltextes natürlich Pflicht. Und den sollte man sich in der Ausgabe des opulenten Bandes der Anderen Bibliothek aus dem Eichborn Verlag gönnen. Ein wunderschöner, großformatiger Sonderband, der neben dem eigentlichen Text der Reisetagebücher auch alle Zeichnungen und Aquarelle, einen biographischen Essay von Klaus Harpprecht sowie eine Epilog von Frank Vorpahl enthält. Kann man sich nicht dran sattsehen und lesenswert ist das Teil natürlich auch. 😉
  • Siri Hustvedt: Die gleißende Welt (2015). Der neue Roman der US-Amerikanerin ist ein brillantes Spiel mit Perspektiven und Erzählsträngen, begegnet seinen Figuren zugleich aber auch mit großer Empathie. Die Story erzählt grob von der New Yorker Künstlerin Harriet Burden, die aufgrund fehlender Anerkennung durch den Kunstbetrieb zur Selbsthilfe schreitet und drei ihrer Arbeiten von männlichen Künstlern präsentieren lässt. Allerdings verläuft am Ende nicht alles nach Plan und das Spiel mit Identitäten verselbständigt sich. Der Reiz von Hustvedts Roman ergibt sich vor allem aus dem Umstand, dass die Geschichte rückblickend in Form von verschiedenen Tagebucheinträgen, Interviews und Aufzeichnungen der Figuren erzählt wird. Auch ohne Vorkenntnisse der vielen theoretische Bezüge (hier vor allem Sören Kierkegaard) ein tolles Buch.
  • Hubert Selby: Letzte Ausfahrt Brooklyn (1964). Von Zeit zu Zeit lohnt es sich, einen Klassiker neu zu entdecken. Selbys Sammlung von sechs Prosastücken ist ein hartes, an vielen Stellen sehr hartes Buch, dessen sprachliche Sezierung menschlicher Abgründe im New Yorker Stadtteil Brooklyn nicht weniger als ein moderner Abgesang auf die amerikanische Gesellschaft der Nachkriegszeit darstellt. Definitiv keine leichte Kost, in seiner Sprachmächtigkeit und Präzision aber absolut beeindruckend.
  • Christoph Kucklick: Die granulare Gesellschaft: Wie das Digitale unsere Wirklichkeit auflöst (2014). In den letzten Jahren ist viel über die Vorteile und Gefahren der Digitalisierung geschrieben worden. Manches gut, manches schlichtweg Unsinn. Das vorliegende Buch von Christoph Kucklick ist demgegenüber ein hervorragender und vor allem unaufgeregter Diskussionsbeitrag zu den anstehenden Herausforderungen und eine Aufforderung, die Begrifflichkeiten unseres Menschen- und Gesellschaftsbild neu zu definieren.

Fünf Bücher für die einsame Insel – Buchempfehlungen 2014

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  • Herman Melville: Moby Dick (1851). Eines der lange verkannten großen Werke der modernen amerikanischen Literatur. Es gibt Geschichten, die einen irgendwie das ganze Leben begleiten und Melvilles Werk zeitloser Klassiker ist für mich ein solcher Fall. Egal ob als spannende Abenteuergeschichte des Walfängers Pequod in Form eines Hörspiels bzw. Jugendromans oder später in diversen Übersetzungen, die Geschichte um die (manische) Jagd nach dem weißen Wal und ihre Protagonisten ist ein stetiger Begleiter. Mein absolutes Lieblingsbuch.
  • Voltaire:Candide (1759). Die satirische Novelle des französischen Philosophen und Aufklärers gehört eigentlich in jedes Bücherregal. Bei mir liegt sie als Taschenbuch immer griffbereit auf dem Nachtisch. Warum? Candide hat zwei wesentliche Qualitäten: Zum einen ein Buch mit einem bitterbösen Humor und ein Aufruf zur Revolte gegen den dummen Ernst der Natur. Sozusagen ein Aufstand gegen die Wildnis, an dessen Ende dem Protagonisten halt nur noch bleibt, den Garten zu bestellen. Unbedingt lesen. :)
  • Louis-Ferdinand Celine: Reise ans Ende der Nacht (1932). Im Rückblick ist Celine sicherlich eine äußerst fragwürdige Figur, dessen politische Ansichten an sehr vielen Stellen einfach unerträglich bzw. inakzeptabel sind. Das scheint ihn aber nicht daran gehindert zu haben, dieses verstörende Meisterwerk der Weltverzweiflung zu schreiben, das in der Summe eine wütende Anklage gegen das Gräuel der Welt des ausklingenden 19. bzw. frühen 20. Jahrhunderts. Keine leichte Kost, definitiv aber lesenswert.
  • Franz Werfel: Stern der Ungeborenen. Ein Reiseroman (1945). Franz Werfel war in den 1920er und 1930er Jahren sicherlich einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren, ist heute aber (leider) etwas in Vergessenheit geraten. Ein Grund mehr hier seinen letzten großen Roman, den er zwei Tage vor seinem Tod fertigstellte, zu nennen. Was Werfel hier an Ideen, Traumvorstellungen und Phantasien unter dem Gattungsbegriff des Reiseromans zusammenrührt, ist eine wahre Freude. Auch wenn seine Sprache einen einigen Stellen etwas zu lieblich erscheint, unbedingt empfehlenswert für alle Freunde der phantastischen Literatur mit Tiefgang. Allein die Anfangspassagen über den Beginn der Reise sind ein Muss.
  • Alexander Kluge: Das Labyrinth der zärtlichen Kraft (2009). Eigentlich könnte ich an dieser Stelle auf Kluges gesamtes literarisches Werk verweisen. Exemplarisch sei hier aber dieser ganz wunderbare Band genannt, in dem es über die Liebe in all ihren Facetten geht. Man hat Kluge ja häufig eine distanzierte Kälte zu seinen Figuren vorgeworfen. Dass dies aber keineswegs der Fall ist, belegt diese Sammlung von 166 überraschenden Liebesgeschichten. Alexander Kluge in Hochform. Wer jemals an der Liebe zweifelt, der sollte zu diesem Buch greifen.

Die Liste ließe sich sicherlich noch um einige andere Bücher erweitern, aber die fünf genannten sind für mich zeitlos. Insofern belasse ich es dabei und wünsche Euch allen einen tollen Tag der Buchliebhaber und vor allem viel Spaß beim Lesen. :) Was sind Eure Favoriten?

Weitere Informationen zum Tag der Buchliebhaber

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