Syriza, das Schaf im Wolfspelz

schafwolf

Bundesbank Chef Jens Weidmann warnt die Griechen, falsch zu wählen. Die Financial Times erdreistet sich gar, eine zweisprachige Wahlempfehlung deutsch/griechisch zu veröffentlichen. Alles das aus Angst vor Syriza, der angeblich linksextremen Partei, die als das grosse Schreckgespenst für die Stabilität in Europa hingestellt wird. Europa zittert an diesem Wochenende. Der Euro könnte in die Luft fliegen. Dabei ist Syriza in Wirklichkeit nur ein Schaf des Establishments. Im Wolfspelz allerdings, das schon.

Es ist geradezu skurril, was kurz vor der Griechenland-Wahl abläuft! Die Adjektive bezüglich Syriza überschlagen sich geradezu: “radikal”, “linksextrem”, “alles Gewesene niederbrennen”. Bundesbank Chef Jens Weidmann schickt einen Artikel an die grossen Zeitungen Südeuropas, in dem er versichert, Europa werde sich “nicht erpressen lassen” von den Griechen, denn sonst gäbe es eben kein Geld mehr – und erpresst so die Griechen, gefälligst richtig zu wählen an diesem Sonntag.

Den Blattschuss im Mediengewitter schafft die “Financial Times”, die sich nicht entblödet, eine zweisprachige Wahlempfehlung für die Griechen zu veröffentlichen unter dem Titel “Widersteht den Demagogen”. Darin heisst es u.a.: “Die Nea Dimokratia hat über Jahrzehnte eine falsche Politik betrieben und die heutige Misere mitzuverantworten. Trotzdem wird Ihr Land mit einer Koalition unter Antonis Samaras besser fahren als unter Tsipras, der das Rad zurückdrehen will und eine Welt vorgaukelt, die es so nicht gibt.”  Oder übersetzt: Wählt gefälligst das korrupte Pack der Konservativen erneut, das euch seit 40 Jahren betrügt und das Land vor die Wand fährt … denn sonst kommt der böse Alexis Tsipras von den radikalen Linksextremen!

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Alexis Tsipras hatte noch nie vor, das System in Frage zu stellen. Mit ein paar linken Parolen schafft er es, den Protest hinter sich zu bringen. Am Ende wird Syriza “die nötigen Strukturreformen” umsetzen und brav das tun, was die Troika vorgibt. Mit einem Unterschied: Dann vom Chefsessel aus, der die Macht garantiert.

Der sitzt wahrscheinlich zu Hause im Sessel und haut sich vor Lachen auf die Schenkel, wenn radikale-Linksextreme-kurz-vor-Terrorist zu solchen Ausbrüchen fähig sind. Der Chef der Syriza, heute Europas Schreckgespenst, wird beruhigt grinsend feststellen, dass ihm niemand zuhört und seine Message trotzdem Erfolg hat. Schliesslich hatte er noch nie vor, dem Kapital weh zu tun. Keinesfalls will er Griechenland aus dem Euro treiben, ganz im Gegenteil. “Ich werde Griechenland in der Eurozone halten und wieder für Wachstum sorgen”, sagte er am 12. Juni in der (ausgerechnet) Financial Times. Das ist nicht nur eine Beruhigungspille vor der Wahl, er meint das so und geht noch viel weiter.

Er sei der richtige Mann für die Rückzahlung griechischer Schulden, versichert Tsipras, werde “wirtschaftliche, soziale und politische Stabilität in unserem Land gewährleisten” und damit “die gemeinsame Währung retten”. Er lobt ausdrücklich die Forderung Obamas nach einem vernünftigen Plan zur Stabilisierung der giechischen Schulden und Defizite. Für die Probleme des Landes sind nicht etwa die Banker und ihre Spielschulden verantwortlich sondern “die geringen Staatseinnahmen”. Früher plädierte Syriza für eine Banken-Verstaatlichung. Jetzt will Tsipras die Rekapitalisierung griechischer Banken “mit Krediten der Troika transparent” gestalten.

Fazit: Tsipras will Griechnenland in der Eurozone halten. Die Troika soll die Banken weiter finanzieren. Auch die oft vorgebrachte Behauptung, Syriza wolle die Schulden annulieren, ist schlichter Unsinn. Im Parteiprogramm wird von einem „Moratorium für den Schuldendienst“ und „Verhandlungen über die Streichung“ eines Teils der Schulden gesprochen. Mehr nicht. In seiner Abschluss-Kundgebung vor der Wahl versicherte Tsipras noch einmal, seine Partei sei keinerlei Gefahr für die Europäischen Institutionen und die internationale Kürzungspolitik. Die Schulden würden anerkannt und die “nötigen Strukturreformen” dafür umgesetzt.

Tsipras ist so ein radikaler Linksextemer wie Sigmar Gabriel, Steinmeier oder Steinbrück. Das Kapital darf sich wieder hinlegen. Und weil es Mode ist, unsere Wahlempfehlung für die Griechen mangels Erfolg versprechender Alternativen: Wählt das Schaf! Entwarnung!


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