"Stolpersteine"

Übergabe der Patenschaftsurkunden

Stefan Liebich, Pankower Wahlkreisabgeordneter des Deutschen Bundestages (DIE LINKE.) und Elke Breitenbach, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses (DIE LINKE.) übernehmen Patenschaften für "Stolpersteine".
Das liest sich erstmal sehr verpflichtend und ernsthaft. Das war es aber nicht nur. Es war auch interessant, berührend und ja, auch unterhaltsam. Initiiert von den Frauen des Nachbarschaftshauses am Teutoburger Platz und der Netzwerkstelle gegen Rassismus - für Demokratie und Vielfalt [moskito] trafen sich am Sonntag ca. 20 alte und neue Patinnen und Paten zur Übergabe der Patenschaftsurkunde für ihre „Stolpersteine“ im Bezirk Pankow. Wir trafen dort jedoch keine Institutionen an. Nein, Frauen und Männer, Anwohner eben. Schon das war beeindruckend.
"Stolpersteine" vor Wohnhäusern, ein 1994 gestartetes Projekt des Künstlers Gunter Demnig, lenken die Aufmerksamkeit auf die Schicksale früherer Bewohner, die in der NS-Zeit vertrieben und ermordet wurden. Zwei junge Mütter betonten, dass sie dies vor allem mit und für ihre Kinder tun, denn es ist für Kinder eine sanfte Art, sich dieser schwierigen Problematik zu nähern.
Die "Stolpersteine" in Patenschaft von Stefan Liebich erinnern an Helene und Erika Becker, letzter Wohnort Stargarder Straße 6 (gegenüber der Gethsemanekirche). Elke Breitenbach übernahm die Patenschaft für "Stolpersteine" in Erinnerung an Wolf und Betty Teller, Gertrud Mannheim, Rosalie Hammer, Else Meyer und Lilli Verschleisser, letzter Wohnort Winsstraße 14.

Führung durch jüdisches Leben im Prenzlauer Berg

Schon vor dem Rundgang zu Stätten jüdischen Lebens im südlichen Prenzlauer Berg erfuhren wir viel über den Kiez und die Solidarität der Menschen. Rund um den Teutoburger Platz lebten sehr viele jüdische Familien, hier haben mehr Menschen durch die Solidarität von nichtjüdischen Nachbarn die NS-Zeit überlebt, als in anderen Teilen der Stadt. Das erinnerte mich sofort wieder an einen nahen Verwandten. Als Kind mit einer leichten Behinderung überlebte er seine Deportation nur, weil ihn der Hausmeister seines Kindergartens im Keller versteckte. Ich wusste das bereits, denn seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit jüdischer Geschichte. Dennoch blieb mir der Kuchen im Halse stecken, als mir seine Mutter während eines Gespräches den Judenstern ihres Sohnes vor den Teller legte. Ich finde es schon schlimm, eine Dokumentation zu diesem Thema zu sehen. Aber es ist viel schlimmer, dieses Artefakt widerlicher Unmenschlichkeit zu berühren.
Mit uns startete Eva Nickel eine neue Vortragsart ihrer Rundgänge durch das Viertel. Ich kenne nicht die frühere Variante aber die heutige war, weil sie hier aufwuchs, sehr, sehr persönlich und damit sehr, sehr gut. Wortgewaltig, aber auch mit einem Ansatz jüdischen Humors, beschrieb sie das Leben hier vor und während des Krieges. Sicher, man kommt um den furchtbaren Ausgang nicht herum. Aber Eva Nickel erzählte und zeigte uns eben auch einiges aus dem jüdischen Alltag. Wussten Sie z.B., wie man damals zu koscherer Milch kam? Man ging zum Kolonialwarenhändler, der hatte um die Ecke auf dem Hof Kuhställe. Dort molk man sich die Milch frisch direkt in seine Blechmilchkanne.
Das wird nicht mein letzter Rundgang mit Eva Nickel gewesen sein. UND: es sind noch viele Stolpersteine zu pflegen. Vor allem in Mitte gibt es noch viel zu tun. Stefan Liebich versprach, dieses Problem weiterzutragen. Die Verleihung dieser Patenschaft war ihm eine Ehre, auch wenn er das Schicksal von Helene und Erika Becker nicht mehr ändern kann.

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