Steven Spielberg, 1993: „Schindlers Liste“

Es ist Tragik in Farbe, wenn Oskar Schindler ein kleines Mädchen im roten Anorak sieht, wie sie vor den Nazis flieht. Später wird er den Anorak erneut erblicken, dann aber im Umfeld von Tod und Trauer. Das Mädchen dürfte die Judenverfolgung nicht überlebt haben, ganz gleich wie klein und unschuldig sie noch war. Das ist die groteske Brutalität mit der Regisseur Steven Spielberg in 1993 seinen Film Schindlers Liste inszenierte – ein Drama in schwarz/weiß, in dem der rote Anorak als Mahnmal hervorsticht.

Der Film basiert auf dem Roman “Schindler’s Ark” des australischen Schriftstellers Thomas Keneally und zeigt mit dem grandiosen Dreigestirn von Liam Neeson (Oskar Schindler), Ralph Fiennes (als SS-Offizier Amon Goth) und Ben Kingsley (als Schindlers jüdischen Buchhalter Itzhak Stern) das beste, was diese drei Männer schauspielerisch zu bieten haben.

Es geht um eben jenen deutschen Geschäftsmann Oskar Schindler, der während des 2. Weltkriegs im von Deutschland besetzten Polen eine Firma aufbaut, in der er Juden beschäftigt und sie damit vor dem Hass und der Willkür der Nazis retten möchte.

Steven Spielberg, 1993: „Schindlers Liste“

Schindlers Liste

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Oskar Schindler (Liam Neeson, rechts) mit SS-Offizier Amon Goeth (Ralph Fiennes, links) in Steven Spielbergs „Schindlers Liste“.

Spielberg traut sich trotz des Ernstes der Lage zumindest in der ersten Hälfte des Films auch amüsant-auflockernde Momente in sein ansonsten durch und durch tragisch-trauriges Drama einzubauen. Gerade das Zusammenspiel von Liam Neeson und Ben Kingsley sorgt immer wieder für erheiternde Szenen. Aber auch wenn Oskar Schindler seine Sekretärin sucht und dabei jeder hübschen Dame seine starrenden Blicke entgegen wirft, nur um dann gelangweilt-zusammengesunken auf eine durchaus talentierte, aber alles andere als gut aussehende ältere Frau zu reagieren, entlockt allein das Spiel Neesons uns ein kleines Lächeln.

Vor allem die Beziehung von Schindler zu seinem Buchhalter Stern verleiht Schindlers Liste eine Menge Herz. Stern steht stellvertretend für die Juden des Films, dessen Schicksal Schindler wirklich mitnimmt. Die beiden leben hier eine verbotene Freundschaft, die zum Ende des Krieges noch einmal kippt, wenn sich auf einmal nicht mehr Schindler um Stern sorgen machen muss, sondern er selbst nun auf der Flucht vor den Mächten ist, denen sich die Deutschen geschlagen geben mussten.

Stern ist aber auch für den Erfolg der Firma verantwortlich, die man entsprechend der Romanvorlage als Schindlers Arche Noah bezeichnen könnte. So sehr wie Stern also Schindler benötigt, um Schutz vor den Nazi-Verfolgern zu haben, benötigt Schindler hier seinen talentierten Juden, damit sein Vorhaben überhaupt gelingen kann.

Die Landschaft in der diese Freundschaft entsteht wurde bisher selten so drastisch im Film festgehalten. Die Nazis bei Spielberg sind gänzlich böse, auch wenn Ralph Fiennes seinem SS-Offizier so gut spielt, dass man ihn für die Darstellung gerne mögen würde – dann aber wieder einen Schritt zurücktritt und sieht, was hier eigentlich vorgeführt wird.

Steven Spielberg, 1993: „Schindlers Liste“

Schindlers Liste

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Schindlers jüdischer Buchhalter Itzhak Stern (Ben Kingsley).

Die Nazis töten belanglos Menschen, lachen darüber, erfreuen sich an der Sache. Es gibt keine Actionszenen, keine große dramatische Musik, keine Argumente oder langes Gerede. Immer wieder wird irgendwo im Bild eine Waffe gezogen und ein Jude erschossen. Ganz beiläufig. Manchmal sehen wir es aus nächster Nähe, manchmal nur aus der Ferne. Diese Alltags-Handhabe des “Juden-Problems” macht die Sache umso stärker spürbar und grausamer als jede theatralische Dramatisierung.

Hier spielt Liam Neeson seinen Oskar Schindler mit der nötigen Härte, um gegenüber den Nazis den glaubhaften Deutschen abzugeben, der nur sein eigenes Wohl im Sinne hat und hierfür die Juden ausbeutet. Er spielt aber auch die Verzweiflung, die ihm mit jedem Juden ins Gesicht geschrieben steht, den er krampfhaft versucht vor dem Juden-Schicksal dieser Zeit zu bewahren.

Schindler bietet den Nazis damit eine Fassade, mit der er die Juden retten kann. derweil bietet uns Neeson gleich mehrere schauspielerische Fassaden, mit denen er uns durch verschiedenste Emotionen wandeln lässt. Er macht deutlich spürbar, wie schwer es gewesen sein muss, unter dem deutschen Druck doch etwas Gutes wie Schindlers Liste vollbringen zu können.


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