Steven Spielberg, 1989: „Always – Die Feuerengel von Montana“

Manche Dinge entdeckt man erst viel später im Leben. So habe ich immer einen großen Bogen um Always – Die Feuerengel von Montana gemacht. Nicht unbedingt der beste Titel um einen Steven Spielberg Film zu verkaufen. Schon gar nicht wenn er 1989 herauskommt, also im selben Jahr wie Indiana Jones und der letzten Kreuzzug. Wenn man aber dann mal ein bisschen näher hinschaut, kommen hier einige äußerst interessante Kleinigkeiten zueinander, die wirklich Lust auf den Film machen können.

So stammt das Drehbuch von Dalton Trumbo, jenem Schreiberling, der in den 40er Jahren auf der Hollywood Blacklist landete und trotzdem für Stanley Kubrick Spartacus schrieb (und der in dem 2015er Film von Bryan Cranston gespielt wurde). Hinzu kommt, dass Spielberg nicht nur erneut mit seinem frühen Liebling Richard Dreyfuss (Der weiße Hai, Unheimliche Begegnung der dritten Art) zusammengearbeitet hat, sondern Always zugleich auch der letzte Auftritt der legendären Audrey Hepburn ist, bevor sie dann 1993 verstarb.

Steven Spielberg, 1989: „Always – Die Feuerengel von Montana“

Always – Die Feuerengel von Montana

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Richard Dreyfuss spaziert an der Seite von Audrey Hepburn durchs Jenseits

Always ist ein loses Remake des 1943er Kampf in den Wolken von Victor Fleming und erzählt die Geschichte des wagemutigen Löschflugzeug-Piloten Pete Sandich (Dreyfuss). Zwar genießt er dafür die Anerkennung seines Best Buddies Al (John Goodman), aber seine Freundin Dorinda (Holly Hunter) hält seine Flugweise für viel zu gefährlich. So kommt es wie es kommen muss. Bei einem Einsatz stirbt Pete, wird aber als Geist zurück auf die Erde geschickt, um den jungen Piloten Ted (Brad Johnson) als Schutzengel zu dienen. Und ausgerechnet Ted verliebt sich dann in Dorinda.

Schnulzige Romanze? Alles andere als das. Spielberg nimmt sich zwar allerhand Zeit um die Love Story zwischen Dreyfuss und Hunter und später Johnson zu grundieren, aber das hilft dem Film gewaltig um das Schicksal Petes emotional-tragisch und doch irgendwie schön darzustellen. Vor allem wenn Dreyfuss mit Holly flirtet und liebelt, erinnert das mehr an alte Screwball-Komödien, als an die klassische Romanze. Und ganz schnell gehören auch für uns diese beiden Menschen so sehr zusammen, dass der Todesfall Petes richtig tief ins Zuschauer-Herz trifft.

Außerdem wird der romantische Anteil durch spektakulär aussehende Flug-Manöver ausgeglichen. Pete zeigt Manöver, bei denen wir verstehen können, dass seine Freundin Angst um ihn hat. In jedem Moment könnte ein Absturz drohen, die Spannung ist immer spürbar, als säßen wir mit in Petes Flugzeug. Dann sitzt man vornüber gebeugt da und starrt auf einen Schweißperlen überströmten Dreyfuss, während wir selbst unseren eigenen Schweiß mit einer Handbewegung wegwischen müssen.

Steven Spielberg, 1989: „Always – Die Feuerengel von Montana“

Always – Die Feuerengel von Montana

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Pete (Richard Dreyfuss) kann auch als Geist nicht mitansehen, wie seine alte Flamme Dorinda (Holly Hunter) mit Ted (Brad Johnson) rumknutscht

Aber dann ist da tatsächlich der Tod. Kein Spoiler, weil es ein wichtiger Teil der Geschichte ist, in der Pete als Schutzengel zurückkehrt um mit seinem Leben abzuschließen und seine große Liebe gar jemand anderen zu übergeben. Es tut immer ein wenig weh, wenn wir diesen Witzbold sehen, wie er vor Schmerz gekrümmt mitansehen muss, wie seine große Liebe, die natürlich weiterhin um ihn trauert, eine neue Liebe findet und ihr Leben ohne ihn weiterleben kann/muss.

Aber seien wir ehrlich. Wenn Audrey Hepburn die erste Person ist, die uns nach dem Tod im Himmel begrüßt, dann sind wir doch wohl alle bereit! Es ist eine herrlich absurde Szene, in der Pete im Jenseits einen Haarschnitt verpasst bekommt, während er sich fragt ob er nun entweder verrückt geworden sei oder aber tot. Auftritt Hepburn: “Also verrückt bist du nicht.”

Aus heutiger Sicht erscheint es natürlich ein wenig tragisch, dass Audrey Hepburn in der letzten Rolle vor ihrem Tod ausgerechnet eine Frau im Jenseits spielt. Aber es gäbe für sie keinen besseren Abschied als in einem solchen Steven Spielberg Film, in dem sie im Jenseits an der Seite von Richard Dreyfuss spielen darf. Hätten die beiden doch nur noch ein letztes Frühstück bei Tiffany gehabt.

Dann kehrt Pete auf die Erde zurück und wir bekommen einen “Ghost – Nachricht von Pete”-Film in bester Patrick Swayze-Tradition zu sehen. Hier finden sich so viele intelligent geschriebenen Alltagsmomente wieder, wie wir sie selbst kennen und hier durch Aktivitäten eines Schutzengels erklärt werden. Hierdurch bringt Spielberg uns wiederum dazu, selbst in Gedanken zu versinken und Erinnerungen aufkommen zu lassen. Und irgendwie fragt man sich dann doch: Ist da vielleicht jemand?

Am Ende ist Always – Die Feuerengel von Montana ein Film, den man unter dem Begriff des “Happy-Sad” zusammenfassen könnte. Natürlich ist es unfassbar traurig, dass Pete kein Teil mehr des Lebens sein kann. Auf der anderen Seite sieht er aber auch, dass das Leben weitergeht, dass die Menschen die ihn lieben, ihn auch weiterhin lieben werden.

Und mit all seinen tollen Schauspielleistungen und der Drehbuch-Raffinesse ist Always am Ende zu einem wahren Schatz in Spielbergs Filmografie geworden, der zu Unrecht viel zu lange an die Seite gelegt wurde.


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