Soziale Herkunft von Journalisten

Wie versprochen geht es diesmal nicht um Migration, weltweite Armut oder Bevölkerungswachstum. Bei gewichtigen Themen bleiben wir aber. Ich verspreche, mich auch mal wieder leichteren Themen zu widmen. Doch im Moment stehen einfach viele "schwere" Themen im Fokus - und über den ausbleibenden Winter kann ich mich dieses Jahr ausnahmsweise mal nicht beschweren. Auch wenn Süddeutschland mit seinen bis zu -15 Grad nicht mit Omsk mithalten kann, dem " Winter Winner", wie es ein Leser schrieb, wo es noch einmal rund 15 Grad kälter ist. Schlitten fahren, Schlittschuh laufen, durch Schneelandschaften spazieren, das gab es diesen Januar seit langem mal wieder, mehr will ich ja gar nicht.

Auf ein Thema hat mich die Wochenzeitung "Die Zeit" gebracht, als sie in der vergangenen Ausgabe über die Krise der repräsentativen Demokratie schrieb. Sie erinnerte daran, dass im alten Athen die Volksvertreter nicht gewählt, sondern gelost wurden. Statistiker kann das nicht überraschen, sie schätzen den Zufall seit langem. Immerhin basieren die meisten Stichproben auf der Idee, dass der Zufall bei einer ausreichend großen Zahl ein einigermaßen genaues Abbild der Grundgesamtheit schafft.

Die gewählten Politiker, so die ZEIT, stammen dagegen kaum noch aus der Arbeiterschicht. Das bringt mich natürlich zu der ketzerischen Frage: Wie sieht es eigentlich mit Journalisten aus? Nicht, dass ich das Ergebnis der ZEIT in Frage stellen will, die zu dem Ergebnis kommt, dass kaum ein Bundestagsabgeordneter Handwerker oder Arbeiter ist. Otto Graf Lambsdorff witzelte schon vor Jahren: "Das Parlament ist mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer". Aber die Frage drängt sich auf, ob man das gleich nicht auch über Journalisten sagen kann? Wie sehr decken sich ihre Herkunft und ihre Einstellungen mit denen ihrer Leser?

Hinzu kommt hier die Frage nach den politischen Präferenzen. Haben Journalisten, speziell Politikjournalisten, andere Parteipräferenzen als ihre Leser? Der auf Verschwörungstheorien spezialisierte Kopp-Verlag macht mit Büchern wie "Gekaufte Journalisten" oder "Volkspädagogen" seit langem gutes Geld. Das wäre nicht weiter beachtenswert, wenn nicht auch in renommierten Titeln wie der traditionell linksliberalen und bereits erwähnten ZEIT oder dem Debattenmagazin " The European" häufig der Vorwurf geäußert würde, in den Redaktionen gäbe es deutliche Vorlieben für bestimme politische Richtungen. Der ZEIT-Kolumnist Harald Martenstein kritisierte seine Kollegen zuletzt so häufig, dass er mittlerweile in der Kantine bestimmt alleine am Tisch sitzen muss.

Das Thema ist so umfangreich, dass ich beschlossen habe es aufzuteilen. Dieses Mal wird es um die soziale Herkunft von Journalisten gehen, am Montag konkret um die politische Einstellung.

Wenig Journalisten aus Arbeiterhaushalten

Es ist wenig überraschend, dass nur eine Minderheit der Journalisten aus einem Arbeiterhaushalt kommt, nämlich gerade mal 9 Prozent. Das zumindest geht aus einem Vortrag des emeritierten Professors für empirische Kommunikationsforschung an der Uni Mainz, Hans Mathias Kepplinger, hervor, der sich wiederum auf eine Untersuchung im Rahmen der Studie "Journalisten - Souffleure der Mediengesellschaft" beruft.

Bei 43 Prozent war der Hauptverdiener im Elternhaushalt Angestellter, bei 24 Prozent Beamter und bei 23 Prozent selbständig (darunter 5 Prozent freiberufliche Selbständige). Leider ist es nicht so leicht, hier Vergleichsdaten zu finden. Zwar gibt es vom Statistischen Bundesamt Informationen über den beruflichen Status von Erwerbspersonen, darin sind allerdings nicht nur die Hauptverdiener enthalten, sondern alle. Deshalb gibt es dort auch eine Kategorie "Mithelfende Familienangehörige". Dazu zählt beispielsweise die Ehefrau des Metzgermeisters, die im Laden mitarbeitet.

Ein weiteres Problem ist, dass es keine Statistik zum Beruf der Eltern gibt, sondern nur zu dem der Erwerbstätigen. Betrachten wir zunächst Männer, die ja in der Elterngeneration der heutigen Journalisten überwiegend die Hauptverdiener gewesen sein dürften und dann das Jahr 1980, denn die Eltern der meisten heutigen Journalisten dürften damals im Berufsleben gestanden haben.

Das ist natürlich eine sehr, sehr grobe Annäherung. Allerdings ist das Ergebnis so eindeutig, dass wir es bei allen Unschärfen so hinnehmen können. Immerhin waren im Jahr 1980 fast 50 Prozent der männlichen Erwerbstätigen Arbeiter, bei den Journalisteneltern sind es dagegen, wie erwähnt, nur rund 9 Prozent. Dafür sind sowohl Angestellte als auch Beamte und Selbständige bei den Eltern von Journalisten im Vergleich zu Gesamtbevölkerung überrepräsentiert.

Wenig überraschender Befund

Der Befund ist allerdings wenig überraschend und kein rein journalistisches Problem. Der Beruf des Journalisten setzt mittlerweile einen Hochschulabschluss voraus, der wird - aus unterschiedlichen Gründen - generell seltener von Arbeiterkindern erreicht. Nach meiner Erfahrung zieht es Bildungsaufsteiger auch häufig in "bodenständige" Berufe wie Ingenieure und in den öffentlichen Dienst. Ich habe dazu keine Zahlen vorliegen, würde aber fast wetten wollen, dass bei Behörden Bildungsaufsteiger überproportional zu finden sind, während wirtschaftlich unsicherere Berufe wie Journalist oder auch Künstler meist von Kindern aus finanziell abgesicherten Verhältnissen gewählt werden. Für Ingenieure ist das sogar belegt, dass sie überproportional oft aus Facharbeiterhaushalten stammen.

Allerdings dürfte auch der schwierige Zugang zu dem Beruf eine Rolle spielen. Es gibt viele Bewerber für die offenen Stellen und es wäre naiv zu glauben, dass da die Herkunft nicht helfen kann. Wobei es wichtig ist festzuhalten, dass natürlich nicht jedes Kind eines Beamten oder Angestellten aus der oberen Mittelschicht stammt. Auch Verkäuferinnen sind Angestellte, der Polizeihauptmeister im Mittleren Dienst ist auch ein Beamter.

Insgesamt stammen Journalisten aber öfter aus wohlhabenderen Elternhäusern. Wie der persönliche Hintergrund auch die Themenwahl beeinflusst, zeigt sich beispielsweise in der Aufmerksamkeit, die die Arbeitsbedingungen von wissenschaftlichen Mitarbeitern an Universitäten in der Berichterstattung der großen Zeitungen finden. Auch Arbeitsvermittler haben überwiegend einen Hochschulabschluss, sind oft ebenfalls nur befristet beschäftigt und werden vier Gehaltsstufen schlechter bezahlt als wissenschaftliche Mitarbeiter. Trotzdem wird über sie fast nie berichtet. Aber hier bin natürlich auch ich nicht unparteiisch, schließlich war ich fast zehn Jahre bei der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt, ehe ich mich selbständig gemacht habe.


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