Sondernummern reloaded: Wird es einfacher?


Schon 2010 und 2012 hatte ich mich mit Vorwahlen wie 012, 013, 018, 019, 031, 032, 0700, 0800, 0900 – beschäftigt. Inzwischen sind einige verschwunden. Viele noch nicht. Jetzt kommt ein EU-Gutachter zu dem Schluss, dass 0180 gegen EU-Richtlinien verstoßen könnte. Kommt neue Bewegung in den Nummerndschungel?

Sondernummern sind nichts Neues. 110 (Polizei-Notruf) und 112 (allgemeiner Notruf zu Feuerwehr, Rotes Kreuz, Polizei, Rettungsdiensten) sollte jeder Telefonnutzer kennen.

Im September 2010 hatte ich einen ersten Vorschlag zur radikalen Vereinfachung der Sondernummern gemacht. 0700 – 0800 – 0900. Kurz und einfach.

Die Resonanz war damals gering. Nutzer fanden es gut, die Anbieter hielten sich offiziell zurück, viele sind längst zu regulären Nummern gewechselt. Es bewegt sich also was.

Analoge Telefonzelle der Deutschen Bundespost Telekom Quelle de.wikipedia.org

Analoge Telefonzelle der Deutschen Bundespost Telekom Quelle de.wikipedia.org

Hier nochmal meine aktualisierten Vorschläge zur radikalen Vereinfachung, der aktuellen Lage angepasst.

1. Bei Verbindungen vom Handy oder vom Festnetz zu allen Arten von „Sonderrufnummern“ darf es preislich keine Unterschiede mehr geben.

2. Künftig darf es nur noch drei (3) Arten von nicht geografischen Rufnummern geben.

1.1. 0700 – Persönliche (nichtgeografische) Rufnummern (Reserve 0701)

1.2. 0800 – Für den Anrufer kostenfrei erreichbar (weltweit 00800)

1.3. 0900 – Erhöhte Kosten für den Anrufer (Reserve 0901)

2. Alle anderen Sondervorwahlen entfallen (werden langfristig abgeschaltet) oder werden auf neue Vorwahlen verlegt.

2.1 Die verbliebenen Vorwahlen unter 013, 018, 019 werden gestrichen und komplett abgeschaltet.

2.2. Die Auskunftsnummern 118xx(x) werden nach 090x-118xxxx verlegt.

2.3. Soziale Nummern mit der Vorwahl 116xxx sollen nach 0800-116xxx verlegt werden.

2.4. die Behörden-Rufnummer 115 soll nach 0700-115xxxx oder 0800-115xxxx verlegt werden.

3. Die Einzelheiten

0137 nach  0900 oder 0901

Es gibt derzeit nur noch die 0137. Gedacht für Gewinnspiele von Radio oder Fernsehsendern mit extrem hohem Anrufaufkommen, also die Telefontechnik noch weitgehend analog und sehr schwerfällig war. Im Bundespost-Deutsch hiess das MABEZ = MassenAnrufe zu Bestimmten Einzel Zielen. Heute findet man dort überwiegend Gewinnspielchen, weil die Anrufpreise günstiger als bei 0900 und dem Anrufer vorher bekannt sind. Die Vorwahl 0138 zum gleichen Zweck wurde übrigens abgeschaltet.

Unter 0137 werden heute m.W.n. ausschließlich Mehrwertdienste erbracht,  wobei der Rufnummerninhaber (oder ein Dritter) durch eingehende Anrufe auf dieser Nummer Einnahmen erzielt. Für solche Geschäftsmodelle existiert bereits die Vorwahl 0900 (Reserve 0901) und es besteht somit kein Grund eine neue weitere kostbare Vorwahlen zu opfern.

Wollten Radio-,TV-Sender für ihr Publikum erreichbar sein, kann auch eine 0700 oder 0800 oder eine reguläre Ortsrufnummer verwendet werden, viele Sender haben das Potential von 0800 längst erkannt.

0180 – Verstoß gegen EU Recht?

Kürzlich hat ein Gutachter festgestellt, dass 0180-Rufnummern gegen EU-Recht verstoßen könnten. Kommt das Ende dieser ungeliebten Rufnummern noch schneller als gedacht?

0180 war als Vorwahl für „geteilte“ (shared) Kosten Dienste gedacht. Zu Anfang war das wirklich so, heute gibt’s einen strengen Preisplan, die Ziffer nach der 0180 legt die Kosten fest. 01802 mit 6 Cent pro Anruf, 01804 mit 24 Cent pro Anruf oder 01806 mit maximal 60 Cent pro Anruf (auch vom Handy) wären ein noch halbwegs fairer Deal, im Mobilfunk werden aber für 01802 und 01804 weiter unglaubliche 42 Cent/Minute verlangt. Vor einigen Jahren wurden noch die Vorwahlen 01806 und 01807 „dazu erfunden“, um bestimmten Anforderungen zu entsprechen. Viele Unternehmen taten das einzig Richtige: Sie wechselten zu regulären Festnetzrufnummern oder schalteten sogar 0800-Rufnummern, die für den Anrufer kostenlos sind.

Wir sehen: Wer eine einheitliche Service-Rufnummer möchte hat Alternativen.

0181..0189 wurde von der Bundesnetzagentur abgeschaltet, vielleicht folgen die 0180-Nummern auch bald.

019 – Interneteinwahlen

0191..0194 Diese Vorwahlen wurden bisher für die analoge Modem Einwahl (Internet by Call) genutzt. Die Nutzungszahlen sind stark rückläufig, aber es gibt immer noch Anwendungsfälle.

Sogenannte „Dialer“ (zur erhöhten Abrechnung von Nutzungspreisen und Dienstleistungen) wurden schon 2010 von 019x hinter die Vorwahl 09009 verschoben. Mit Öffnung der Vorwahl 0901 könnte die Modem-Einwahl auf 09019 gelegt werden, wobei bei der Erstweinahl entweder eine Internet-Web-Seite vorgeschaltet werden muß, wo die verlangten Tarife erkenntlich und nach dem Bestätigen mittels Button verbindlich sind oder ein Preislimit von 10 Cent von Minute und eine Verbindungsdauer von maximal einer Stunde vorgeschrieben wird, um unseriösen Anbietern einen wirksamen Riegel vorschieben zu können.

Die Vorwahlen 0198 und 0199 sind von normalen Telefonkunden nicht erreichbar und dienen nur netztechnischen Zwecken (Routing), brauchen also nicht deswegen angefasst werden.

Vorwahlen 02 – 09 – Ortsnetzrufnummern mit Vorwahl.

Wenig bekannt: Alle Teilnehmer-Netzbereiber (sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk) müss(t)en völlig netzneutral und diskriminierungsfrei zu allen existierenden Festnetzrufnummern verbinden, egal, welche Dienstleistungen dahinter angeboten werden (z.B. Call-Throughdienste, Chat-Lines). Belastet so ein Dienst das Netz nachweislich zu stark, muß der betroffene Netzbetreiber dem Anbieter und allen potentiellen Nutzern der Rufnummer das rechtzeitig vorher mitteilen. Gemeinsam muss dann eine Lösung gefunden werden. Eine Sperrung bestimmter Rufnummern darf nur zeitweise (bis zur Beseitigung der Überlastprobleme) und nur nach Rücksprache und Genehmigung der Bundesnetzagentur und unter Ansage einer Ersatzrufnummer erfolgen.

Sondertarifierungen sind nur nach Genehmigung durch die Bundesnetzagentur und durch Schaltung einer Tarifansage und rechtzeitige Veröffentlichung im Internet und im Amtsblatt der BNetzA zulässig.

In der Realität gibt es heute immer noch Festnetzrufnummern, die von bestimmten Anbietern von ihren Flatrates ausgenommen werden, weil sie Angst haben, das z.B. Radiohören über das Telefon ihre Flatrate-Kalkulationen sprengt. Die Preise dafür findet man tief versteckt im Internet – oder auch nicht.

031 – Netzbetreiber-Preselection-Test

Seit der auftrennung von Call by Call oder Preselection im Orts und Fernbereich, wurden im Festnetz zwei kostenlose Prüfnummern geschaltet, die kaum noch bekannt sind.

0310 sagt an, über welches Verbindungsnetz die Ferngespräche geführt werden.

0311 sagt an, über welches Verbindungsnetz die Orstgespräche geführt werden.

Hier wäre eine Vorwahl wie 0800 sinnvoller, weil diese Dienste kostenlos sind.

032 – „Internet“-Rufnummern oder NTR (Nicht geografische Teilnehmer-Rufnummern)

Für VoIP und andere nicht ortsbezogene Rufnummern wurde nach der Wiedervereinigung die Vorwahl 032 willkürlich ausgewählt, da sie zufällig „frei“ verfügbar war. Erst langsam hat sich durchgesetzt, daß 032-Rufnummern zum Festnetz-Preis oder als Bestandteil von Flatrates tarifiert werden, im Mobilfunk ist das noch lange nicht der Fall. Eine Verlegung der 032-Rufnummern nach 0700, 0701 wäre mehr als sinnvoll. bis dahin sollten sie wie ganz normale Festnetznummern tarifiert werden.

Geplante Vorwahl 0500 – bitte NICHT!

Hintergrund: Die Vorwahl 0500 wurde als Nachfolgerin für 0137 diskutiert.

Da unter 0137 fast ausschließlich Mehrwertdienste angeboten werden, wobei der Rufnummerninhaber (oder ein Dritter) durch eingehende Anrufe auf dieser Nummer Einnahmen erzielt, ist das ein Fall für die Vorwahl 0900, die genau dafür vorgesehen ist.

0700= Persönliche Rufnummern (Reserve 0701)

0700 – Nummern sind als persönliche Rufnummern gedacht, also geografisch nicht eindeutig terminiert. Sie sollten künftig maximal mit dem Preis einer regulären Festnetzverbindung (Fernzone) tarifiert werden. Bis jetzt fristet die Vorwahl 0700 ein Schattendasein, wegen kaum verständlicher bis stark überhöhter Anruftarife zu 0700, besonders von Handys. Immerhin hatte o2 nach rund 11 Jahren die Verbindungen von Prepaid-Handys zu 0700 frei geschaltet. E-Plus hatte bislang 99 Cent/Minute in seinen Listen dafür stehen.

0701 – Erweiterung für 0700

0701 – könnte bei Nummernknappheit die neue Vorwahl für ehemalige 018x und 032 Rufnummern werden. Anrufer bezahlen den normalen Festnetzpreis (maximal Tarifzone Fern), eine Auszahlung an den Angerufenen darf NICHT erfolgen.

0800 – Anrufe kostenlos

Anrufe zu 0800 sind für den Anrufer aus allen Netzen kostenlos.
Falls der Inhaber einer 0800 Rufnummer nicht aus allen Regionen oder Netzen erreichbar sein will, muss eine eindeutige Ansage diese Umstand ankündigen. Die Ansage eines kostenpflichtigen Ersatzzieles ist zulässig, eine automatische für den Anrufer kostenpflichtige Weitervermittlung aber nicht.

0900 – Mehrwert-Rufnummern

Immer wieder wird gefordert, daß einfache „Mehrwert“Rufnummern notwendig seien, die

  • a) kostengünstig
  • b) zu vor dem Anruf klar festgelegten Kosten

erreichbar sein sollen.

Dies könnte durch zusätzliche Nutzung der Vorwahl 0901 und der Preisangabe über einer Folgeziffer der Fall sein.

0901 – Vorher wissen, was es kostet

09011 könnte für einmalige Kosten pro Anruf (deswegen die Zahl 1) stehen, es würde die Preisangabe in 10 Cent Schritten folgen:

0901-1-1 einmalig 10 Cent / Anruf

0901-1-9 einmalig 90 Cent/Anruf.

09012 steht für vorab festgelegte Kosten pro Verbindungsminute

z.B. 0901-2-1 würde dann 10 Cent / Minute kosten,


bis 0901-2-9 mit 90 Cent/Minute

Vor Aufbau der Verbindung wird die kostenlose Tarifansage beibehalten.

Dienste, die teurer als 90 Cent/Anruf oder pro Minute sein sollen, sollen weiterhin unter 0900 realisiert werden.

Kunden, die sich vor unerwartet hohen Kosten schützen möchten, müssen von ihrem Teilnehmernetzbetreiber (TNB) kostenfreie Sperrfunktionen für die Vorwahlen 0900 und 0901 (und zwar einzeln nach Vorwahl) angeboten bekommen.

Die Vorwahlen 0180x sollen zunächst zum normalen Festnetzpreis berechnet werden, später dann komplett abgeschafft werden. Bis dahin bleibt genug Zeit „neue“ Rufnummern bekannt zu geben.

Der Gedanke der Shared-Cost-Rufnummern ist schon längst keine Realität mehr.
0180x Rufnummern sind aus dem Mobilfunk zu völlig ungerechtfertigten Kosten zu erreichen
Mit der Überführung auf 070x, 0800 oder 090x würde diese Unterscheidung wegfallen.

115 – Behördeninfo

In der ehemaligen DDR war unter 115 die „schnelle medizinische Hilfe“ erreichbar, heute verbindet diese Nummer teilweise mit dem „Behördenservice“ – bis heute nicht flächendeckend. Unter 115 soll zu allen Fragen nach Zuständigkeiten von Behörden und Ämtern eine Antwort gegeben werden. Anrufe zu 115 werden inzwischen zu normalen Festnetzpreisen berechnet (auch im Mobilfunk ?) , sind aber „nicht geografische“ Rufnummern und damit gehören sie künftig nach 0700/0701, wenn sie etwas kosten sollen oder nach 0800-115xxxx wenn sie kostenfrei sein könnte. Das wäre klar und eindeutig.

116xxx – Nummern von hohem sozialem Wert

Kein Mensch hat verstanden, was an der „Vorwahl“ 116 besonders sein soll. Es sind soziale Rufnummern, die kostenfrei erreichbar sein sollen. Dann sollen sie die kostenfreie Vorwahl 0800 bekommen. Klar und eindeutig. Neben der bekannten 116116 (Kartensperre) ist der Arztnotruf (116117) in letzter Zeit bekannter geworden.

118xx – Auskunftsnummern

Das Anrufaufkommen zu den Auskunftsdiensten sinkt weiter rapide. Kein Wunder, bei den Preisen. Die Verwechslungsgefahr der 118xx mit Ortsrufnummern durch nicht so erfahrene Telefonnutzer (Kinder, Senioren, Migranten, Touristen mit geringen Sprach- oder Technik-Kenntnissen) ist extrem hoch. Die Gefahr von „Verwählern“ durchaus gegeben, der Schaden beträchtlich.

Die Zahl der echten Auskunftsdienste ist geschrumpft, es gibt nur noch eine Handvoll echter Anbieter. Nahezu alle Auskunftsdiente berechnen heute um 2 Euro pro Minute plus Zuschläge. Das ist eindeutig ein Premium-Dienst, wofür die Vorwahl 0900 ausreicht. Aufgrund der hohen Kosten ging die Zahl der Anrufer zu Auskunftsdiensten extrem zurück.

Für alle Nummern, die verschwinden werden, gilt:

Neben der Übergangszeit (1-2 Jahre mit einer Hinweisansage zur neuen Rufnummer sollte ausreichen) sind keinerlei Nebenwirkungen zu befürchten. Im Gegenteil. Der Nummernraum wird wieder übersichtlicher. Die Anbieter haben mehr Rechtssicherheit, die Verbraucher wissen, was auf sie zu kommt.

Auch Anbieter von Waren und Dienstleitungen werden schnell merken, daß die Zahl der Anrufer steigt, wenn vorher genau bekannt ist, um welche Dienste und Kosten bei den verschiedenen Vorwahlen es geht.

Soweit meine aktualisierten Vorschläge.

Meinungen?

Schlagwörter: 0137, 0180, 0500, 0700, 0701, 0800, 0900, 0901, Kosten, MABEZ, Mehrwert, Mehrwertdienste, Tarife, Vorwahlen


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