So gefährlich sind sie wirklich

Maximilian Maurer vom ADAC bringt es auf den Punkt: «Die großen Dicken sind die Schlimmsten», sagt der Pressereferent des Münchner Verkehrsclubs. Große SUVs sind ein Verkehrsrisiko – vor allem für die, die nicht in den massigen Pseudo-Geländewagen sitzen. «Bezogen auf 1000 Unfälle wurden 2008 deutlich weniger SUV-Insassen getötet oder schwer verletzt als Insassen in gegnerischen Personenwagen.» Das besagt eine Studie der Initiative Unfallforschung der Versicherer (UDV) des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Untersuchung erfolgte in Kooperation mit der TU Berlin «Mehr als jeder zweite SUV-Fahrer blieb unverletzt, unter Pkw-Fahrern war dies nur jeder neunte», steht in der Untersuchung.

Fußgänger werden durch SUVs besonders bedroht. Noch 2007 bescheinigte der ADAC den Herstellern ein schlechtes Zeugnis. Sie würden zu wenig tun, um den Fußgängerschutz aktiv voranzutreiben. Sandra Courant vom Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht das anders. «Im Automobilbau gibt es zwei große Ziele. Das erste Thema ist die Umweltverträglichkeit das zweite die Sicherheit.» In einem weiteren Crashtest aus dem Jahr 2010 bestätigte der ADAC den Autoherstellern tatsächlich eine Verbesserung: «Moderne kompakte Geländewagen schützen beim Crash Fußgänger in der Regel besser als ihre größeren Vorgänger», sagt Vincenzo Lucà vom ADAC. Ein Phyrrus-Sieg, denn große SUVs vom Schlage eines BMW X5 oder einer Mercedes M-Klasse stellen noch immer ein immenses Risiko für andere Verkehrsteilnehmer dar.

Paradox: Dicke SUVs sind eine große Gefahr – müssen aber die EU-Grenzwerte beim Fußgängercrash nicht erfüllen

Doch gerade bei den ganz dicken SUV-Zeitbomben geht die Entwicklung in Richtung Fußgängerschutz langsamer voran als bei kleineren Fahrzeugen. Laut ADAC hat die EU bis 2019 eine schrittweise Verschärfung der Grenzwerte beim Fußgängercrash vorgesehen. Doch eine Ausnahmeregelung für SUVs mit einem Gesamtgewicht von mehr als 2,5 Tonnen sorgt dafür, dass gerade die ganz gefährlichen Pseudo-Geländewagen nicht die den EU-Beschlüssen zum Fußgängerschutz genügen müssen. Erst ab dem Jahr 2015 müssten die Hersteller bei den Riesen handeln, so der Münchner Automobilclub.

Alexander von Gersdorff vom Verband der Automobilindustrie (VDA) relativiert die Ausnahmeregelung für die Dicken: «Für die erste Phase wurden Fahrzeuge bis 2,5 Tonnen gewählt, weil sie den weitaus größten Teil der Neuzulassungen darstellen.» Außerdem trete 2013 eine neue Regelung in Kraft, so von Gersdorff weiter. Ab 2015 würden auch neu typgeprüfte Fahrzeuge über 2,5 t mit einbezogen sein. Die Entwicklung der nächsten Modellgeneration berücksichtige die anspruchsvolleren Vorgaben, sagt der VDA-Sprecher.

Die Lenker dieser Fahrzeuge sind sich der Gefahr übrigens bewusst, die sie ausstrahlen. Frank Volk vom TÜV Süd: «In den massiven Karossen haben die Insassen meist ein Gefühl der Unangreifbarkeit». Die Studie der UDV belegt dies mit Zahlen: «66 Prozent der SUV-Fahrer fühlen sich im Straßenverkehr sicher oder sehr sicher im Vergleich zu 52 Prozent der Pkw-Fahrer.»

Allradantrieb ist kein Freifahrtschein

Dieses hohe Bewusstsein der eigenen Sicherheit vergrößert die Gefahr zusätzlich, die von SUVs ausgeht. Frank Volk vom TÜV Süd: «In den Köpfen der SUV-Lenker herrscht oft eine gewisse Sorglosigkeit. Nach dem Motto: Mir kann sowieso nichts passieren. Doch auch in einem SUV muss man aufpassen.» Diese Sorglosigkeit bestärkt zusätzlich der Umstand, dass die meisten SUVs mit Allradantrieb ausgerüstet sind, der das Fahrverhalten des Autos verbessert. Trotzdem sei der Allrad kein Freifahrtschein, so Volk. Im Winter mag das Fahrzeug bei Matsch und Schnee mehr Haftung haben, bei Eisglätte zum Beispiel nützen auch vier Antriebsräder nichts. So unterliegen SUV-Fahrer einem gefährlichen Trugschluss.

Sicherheit muss man sich in Deutschland übrigens leisten können. Denn aus der Untersuchung geht ebenfalls hervor, dass SUV-Fahrer eher in Vollzeit festangestellt sind, über ein höheres Einkommen verfügen und zudem ihr Fahrzeug häufiger und intensiver nutzen als der durchschnittliche bundesdeutsche Pkw-Fahrer. Großbürger und große Schlitten also. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

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Verkehrsrisiko SUV – So gefährlich sind sie wirklich

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