Sergio Pinto: «Unser Erfolg ist keine Überraschung»

Sergio Pinto: «Unser Erfolg ist keine Überraschung»

Sergio, Sie haben am Sonntag einen ziemlich üblen Tritt von Bremens Marko Arnautovic abbekommen. Tut es noch weh?

Sergio Pinto: Nein, danke der Nachfrage. Alles okay.

Wie viel Selbstbeherrschung braucht man als Profi eigentlich, um in so einer Situation nicht zurückzutreten oder ausfallend zu werden? Solche Aktionen könnten Sie ja schließlich auch Monate außer Gefecht setzen.

Pinto: Das passiert manchmal im Fußball, ich unterstelle ihm keine Absicht.

Mohammed Abdellaoue hat am Sonntag alle drei Tore erzielt. Gab es eine Einladung zum Essen oder wie hat sich die Mannschaft dafür bei ihm bedankt?

Pinto: Nein, es ist ja ein Sieg der Mannschaft. Moa braucht seine Mitspieler, die ihm die Bälle auflegen, hinten den Laden dicht halten und noch vieles mehr. Natürlich steht er mit seinen drei Treffern öffentlich im Fokus, aber den Sieg hat die Mannschaft eingefahren.

Sie wurden mit Hannover im Vorjahr sensationell Vierter und stehen nun aktuell wieder auf Rang fünf. Ist 96 jetzt eine Spitzenmannschaft?

Pinto: Wodurch zeichnet sich eine Spitzenmannschaft aus? Das ist schwierig zu beantworten. Wir haben eine phantastische vergangene Saison gehabt und können unsere Leistungen bestätigen. 13 Pflichtspiele mit nur einer Niederlage sind eine ganz herausragende Bilanz. Bis Weihnachten haben wir noch mindestens 14 Begegnungen in drei Wettbewerben – hinzu kommen die Länderspiele. Das ist ein hammerhartes Programm. Wichtig ist, dass wir unter den Top Ten der Bundesliga zu finden sind.

Was macht Ihre Mannschaft derzeit so erfolgreich?

Pinto: Wir funktionieren, ähnlich wie in der vergangenen Saison, als Team. Das ist sicherlich der Hauptgrund.

Gegen die Topteams und offensiv ausgerichteten Mannschaften wie Dortmund und Bremen haben Sie bislang gewonnen. Gegen Mannschaften wie Augsburg, Berlin und Mainz gab es dagegen Unentschieden. Woran liegt das?

Pinto: Diese Beobachtung ist mir etwas zu einfach. Ich fand zum Beispiel, dass Mainz 05 hier sehr offensiv begonnen hat. Man muss immer sehen, wie sich ein Spiel entwickelt und was möglich ist.

Oft folgt auf ein sensationelles Jahr auch ein Absturz. Hertha BSC Berlin wurde zum Beispiel 2009 Vierter und stieg im Jahr darauf ab. Wurde in der Mannschaft vor der Saison über dieses Szenario gesprochen?

Pinto: Nein, damit befassen wir uns nicht.

Bisher läuft es auch in der Europa League nach Plan. Könnten die Doppelbelastung und lange Reisen wie ins ukrainische Poltawa noch zum Problem werden?

Pinto: Bei uns sind regelmäßig zehn Spieler zu ihren Nationalmannschaften unterwegs – die kennen also den Rhythmus. Christian Schulz und Christian Pander haben auch lange internationale Erfahrung, unser Trainer Mirko Slomka selbstverständlich auch. Insofern ist das für Hannover 96 als Klub neu, aber nicht für einen Großteil der Mannschaft.

Wie verbringt man eigentlich die freie Zeit in so einer Stadt wie Poltawa? Dort gibt es doch sicher nicht viel zu sehen.

Pinto: Wir sind dort hingeflogen, um ein Fußballspiel zu gewinnen. Das muss man ganz professionell sehen und angehen. Wir sind, ähnlich wie bei Auswärtsspielen in der Bundesliga, nicht groß in der Stadt unterwegs.

Sie sind seit 2007 in Hannover, als der Klub noch im unteren Mittelfeld der Tabelle zu finden war und 2010 beinahe abgestiegen wäre. Was hat sich in Hannover in diesen vier Jahren verändert?

Pinto: Der Klub hat eine tolle Entwicklung genommen. Und hier ist eine Mannschaft zusammengestellt worden, die großartig miteinander harmoniert, aber auch wahnsinnig hart und intensiv für den Erfolg arbeitet. Für mich ist dieser Erfolg keine Überraschung, weil ich weiß, was wir dafür tun.

Im November 2009 ereignete sich das Drama um Robert Enke. Hat Sie diese Tragödie und der anschließende Abstiegskampf im Nachhinein als Team mehr zusammengeschweißt?

Pinto: Darüber möchte ich nicht spekulieren.

Ein Wort zu Schalke und Trainer Huub Stevens. Sie gaben unter ihm einst Ihr Ligadebüt. Was halten Sie von seiner Rückkehr zum FC Schalke 04?

Pinto: Ich habe ihn als absoluten Fußball-Fachmann kennengelernt, der sehr akribisch und höchst professionell arbeitet. Für seine zweite Zeit auf Schalke, die ja erfolgreich begann, wünsche ich ihm Glück.

Sie haben zwei Pässe, den deutschen und portugiesischen. Sind Sie aufgrund der Krise im Land, die sogar die Fußballprofis betrifft, derzeit froh in der Bundesliga zu spielen?

Pinto: Ich bin zufrieden mit meiner momentanen Situation. Das hat aber nichts mit der Lage der Liga in Portugal zu tun.

Hat die portugiesische Nationalmannschaft um Cristiano Ronaldo aufgrund der fehlenden Nachwuchstalente bald ein Problem?

Pinto: Der Verband und die großen Klubs haben ein großes Interesse daran, junge Talente für höhere Aufgaben auszubilden und sie langsam heranzuführen. Ich bin sicher, dass niemand dieses Thema unterschätzt.

In Deutschland gibt es dagegen eine große Debatte über die Abwerbung von Profis mit ausländischen Wurzeln. Wie ist Ihre Meinung zu Profis, die hierzulande die Ausbildung genießen und Jugendnationalmannschaften durchlaufen und sich dann wegen besserer Perspektiven für eine andere Nation entscheiden?

Pinto: Ich denke nicht, dass wir eine große Debatte haben. Das ist zumindest mein Empfinden. Grundsätzlich muss jeder Fall einzeln betrachtet werden. Ich wehre mich dagegen, alles zu pauschalisieren und über einen Kamm zu scheren. Das wird niemandem gerecht.

Mal angenommen, Sie hätten selbst einmal die Wahl gehabt. Wie hätten Sie sich entschieden? Für Deutschland oder Portugal?

Pinto: (lächelt) Sehr wahrscheinlich werde ich ja nicht mehr Nationalspieler. Diese Frage ist für mich daher ohne Bedeutung.

Und wem drücken Sie bei der EM im nächsten Jahr die Daumen?

Pinto: Schon beiden Mannschaften. Die portugiesischen Spiele schaue ich zumeist mit meiner Familie, die deutschen Partien eher mit Freunden. Hoffentlich wird es ein schönes, spannendes Turnier. Und wenn beide ins Finale kommen sollten, wäre es mir natürlich auch sehr recht.

Sergio Pinto wurde 1980 im portugiesischen Vila Nova de Gaia geboren. Als er zwölf Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm ins Ruhrgebiet, wo er beim TuS Haltern Fußball spielte. Bei Schalke 04 schaffte der heute 30-Jährige den Sprung in den Profikader von Schalke 04. Über den Umweg Alemannia Aachen wechselte Pinto 2007 zu Hannover 96. Insgesamt absolvierte der zweimalige Pokalsieger 160 Bundesligaspiele und erzielte dabei 19 Tore.

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Hannovers Pinto – «Unser Erfolg ist keine Überraschung»

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