Sendepause im Hysteriechannel

Sendepause im HysteriechannelEs ist das plötzliche Ende einer Staatsposse, die am 17. November begann. Beflügelt von einer steigenden Nachfrage nach Sicherheitspolitik im Gefolge der "versuchten Frachtgutanschläge mit Flugzeugen aus dem Jemen" (dpa), schickte Innenminister Thomas de Maiziere eines Nachmittags eine Terrordrohung ins Land. Deutschland befinde sich "sehr konkret" im Fadenkreuz islamistischer Attentäter, eine Handvoll namentlich zum Teil bekannter Kämpfer sei bereits unterwegs, um Anschläge durchzuführen. Der Innenminister wusste von "Schengen-Pässen" zu berichten, die die Täter zur Einreise nutzen, er kannte ihre Reiseroute, er wusste, wo sie zuschlagen würden. Er wusste nicht, warum er die Betreffenden dann nicht einfach festnehmen ließ, sondern sie öffentlichkeitswirksam warnte - um den Preis, ein ganzes Land in Unruhe zu versetzen.
Aber es fragte ihn auch niemand danach. Die auf einfache Fressreize trainierten Qualitätsmedien legten bereitwillig noch mehr Latrinenpariolen nach. Von "Blutbädern im Reichstag" war im durch eigene Erfindungsgabe stets am besten informierten "Spiegel" zu lesen. Anderswo imaginierten Edelfedern nach einem langen Blick aus dem Bürofenster "Anschläge auf Weihnachtsmärkte". Das Morgenmagazin wurde zum "Mordenmagazin", die GEZ-Sender zum Hysteriechannel, Will, Illner und Beckmann fragten sich und ihre reiherum marodierenden Gäste tagelang, ob die vielen, vielen Toten noch irgendwie zu verhindern sein würden.
Zweieinhalb Monate später steht die Antwort: Ja, waren sie. Die Anschläge, "die für Ende November vorgesehen sein sollten" (de Maiziere) und nach Verstreichen der ersten Frist vom "Spiegel" auf "Februar, März" verlegt worden waren, sind irgendwie ausgefallen oder abgesagt worden. Damals habe eine "Verdichtung von Hinweisen" auf Anschläge gedeutet, erklärt der Innenminister nun, man habe umgehend mit der Gründung von "hochrangigen EU-Arbeitsgruppen" reagiert und die Hinweise als "ernstzunehmend" eingestuft.
Völlig zu recht, wie versichert. Die Gefährdungen seien "bis heute ausermittelt" worden, neue habe es - abgesehen von der eigenmächtigen Terminverschiebung im "Spiegel" - nicht mehr gegeben. Man könne so nun zu einer "allmählichen und lageangepassten Verringerung" der Sicherheitspräsenz der Polizei kommen, behalte sich aber vor "auf Gefährdungsspitzen zu reagieren". De Maiziere ist sich nicht sicher, ob seine Terrordrohung "einen Anschlag verhindert hat", oder ob der insgeheim vielleicht doch stattfand. "Eine gute Wirkung" hätten seine apokalyptischen Warnungen jedoch gehabt: Die Menschen hätten "ruhig und besonnen auf meine Warnhinweise reagiert", sagt der Innenminister, "hierauf können wir gemeinsam stolz sein".
Mehr Terrorrismus:
Terrorangst in Dunkeldeutschland
Terrorstück im Staatstheater
Mordenmagazin im Hysteriechannel
Wo die Dämonen wohnen
Gotteskrieger mit Kommaschwäche


wallpaper-1019588
Bergsommer 2024: Der große Scarpa Schuh-Überblick
wallpaper-1019588
Kakuriyo -Bed & Breakfast for Spirits- erhält nach 7 Jahren eine zweite Staffel
wallpaper-1019588
Solarmodule in Reihe schalten: Effiziente Steigerung der Spannung im PV-System
wallpaper-1019588
Murai in Love: Erster Trailer enthüllt neue Details