Schizophren

Was wir erleben ist die energetische Schizophrenie eines Produktionssystems, wie sie gravierender nicht zum Vorschein kommen kann. Verhaltensmuster werden immer fühlbarer; Verhaltensmuster, die so absurd und schwachsinnig scheinen, dass sie geradewegs aus dem Gehirn eines Geisteskranken entstammen könnten.

Die Symptome der Schizophrenie

Wir unterstützen und betreiben geostrategische Kriege, sprechen von Demokratie, meinen aber Pipelines, erklären etwas von Menschenrechten, denken dabei aber an Konzerninteressen. Schon heute kostet die militärische Sicherung eines Barrel Erdöls mehr als ein Barrel Erdöl selbst. Würde man die militärischen Kosten auf den Literpreis Benzin umlegen, so gediehen die heutigen, stets steigenden, stets kritisierten Preise zu Schnäppchen. Der Verbraucher bezahlt diese Kosten jedoch nicht an der Zapfsäule selbst, er bezahlt sie durch steigende Militarisierungskosten, dadurch, dass als grausame Folge daraus ein Sparzwang erblüht, der zu Sozialstaatsabbau führt - die Vereinigten Staaten von Amerika, in denen die Militärkosten traditionell weitaus höher liegen, sind da, etwas zynisch gesagt, im großen Vorteil: sie kennen ohnehin keinen Sozialstaat nach europäischer Sitte, den man als Ausgleich abbauen könnte.

Das ist geisteskrank - und unökonomisch obendrein. So wie der Umstand auch, dass wir terroristische Regimes unterstützen, die wie große Familien- und Sippenunternehmen (man denke nur an die Sauds!) geleitet werden; wir ignorieren die dortigen Zustände, bloß um ans schwarze Gold zu gelangen. Nebenher lassen sich dort vortrefflich Waffen verscherbeln. Die westliche Waffenindustrie schafft Terror und wir bekämpfen diesen Terror dann und wenden zu dessen Bekämpfung wiederum selbst Terror an. Der Hunger nach Erdöl, nach Erdgas läßt jede Objektivität verschwinden: Terroristen sind demnach Freunde, gleichwohl Unbeteiligte Terroristen sind - oder zu Terroristen erklärt werden.

Dazwischen garnieren wir diese ganze geostrategisch-energetische Chose, diese ausgewachsene großmannssüchtige Schizophrenie mit einer bieder-hausgemachten, mit heimischen Atommeilern nämlich, die selbst nach Stilllegung noch ewig vor sich hinstrahlen, noch jahrzehntelang gepflegt und verwaltet, noch für viele Jahre und Dekaden gemieden werden müssen. Eine Käseglocke könnte nötig werden, und vielleicht noch eine Käseglocke für die alte, für diese über Jahrzehnte brüchig gewordene Käseglocke - eine atomare Matrjoschka als Andenken für unsere Nachkommen, als makaberes Weltkulturerbe, welches jegliche Kultur atomisiert hätte, wenn es nur zum Unfall gekommen wäre. So wie manches Endlager! Weltkulturerbe Gorleben oder Weltkulturerbe Asse! Im Katalog der UNESCO gleich neben der Grube Messel oder dem Aachener Dom oder der Wartburg zu finden! Endlager, wie man diese Müllhalden euphemistisch tauft, die es allerdings gar nicht gibt, denn in Endlagern ist gar nichts zu Ende. Ganz im Gegeneil, da strahlt es wie zu Anfang, wie eh und je - ja, das fröhliche Strahlen fängt dort erst an. Das Endlager als Anfang neuer Probleme...

Die Verleugnung der Schizophrenie

Die Verrücktheit erhält nicht dadurch Auftrieb, dass wir diese ganzen großen und kleinen Schizophrenien aufgreifen und thematisieren. Sie werden zur ausgereiften Krankheit, indem wir sie als unumstößliche Realität betrachten und sie für unabänderbar erklären. Denn Erdöl und Erdgas, wie auch Atomstrom, sind nicht zu verdrängen, reden uns die Lobbyisten der Energiemultis ein. Alternative Energien seien nicht ausreichend, man könnte den Strombedarf niemals damit decken, heißt es da aus berufenen Munde, aus von Atommilliardären berufenen und einbestellten Miet-Munde - außerdem seien sie teuer und Energietrassen für solare Energie oder Windradparks für Strom durch Windkraft, würden hunderte von Quadratkilometer Platz beanspruchen und nebenher die Landschaft verschandeln. Ein Atommeiler mag zwar nicht schön sein, aber er ist platzsparend - er mag nicht gänzlich ungefährlich sein, aber er ist kostengünstig. Das aber auch nur, weil die Folgekosten für die Lagerung gefährlicher Abfallprodukte nicht eingerechnet werden. Diese Kosten werden sozialisiert, die darf dann der Staat, konkreter: jeder einzelne Bürger tragen - wie auch jene Kosten die entstehen, wenn irgendwann einmal Umweltschäden aus den "Endlagern" herausstrahlen werden.

Von der Endlichkeit der Ressourcen weiß man. Das ist schon seit Jahrzehnten kein Geheimnis mehr. Man weiß auch, wenngleich mit weniger Interesse, dass Erdölabbau ein Minusgeschäft für jene Menschen ist, die unmittelbar auf diesen Ressourcen hausen. Sie profitieren davon nicht, werden als billige Lohnarbeiter ausgebeutet und dürfen in einer rundum zerstörten Umwelt ihrem Dasein frönen. Nicht nur Vorkommen beutet man aus, man beutet auch die dortigen Menschen aus - genauso brutal, genauso rücksichtslos! Soziale und ökonomische Ungleichheiten werden so geschürt und mancher Erdöl-Gigant kauft sich zur Sicherung seiner Dividende korrupte Regierungen und blutrünstige Generale - nicht aus Machtgeilheit, versteht sich, sondern mit Bedacht auf den shareholder value. Wir verleugnen dieses Wissen, wir verdrängen die Endlichkeit des Erdöls und des Erdgas'; wir schieben die atomare Gefahr und ihre Langzeitwirkung weit weg. Die Maschine muß weiterlaufen, sie muß geölt werden, koste es was es wolle - koste es uns auch die ganze Welt!

Besonders fortschrittliche Geister glauben in Ethanol-Kraftstoffen eine Loslösung von den Kosten und Folgekosten, von den Verbrechen und den Machenschaften des schwarzen Blutes entdeckt zu haben. Bioethanol läßt uns als motorisierte Gesellschaft weiterleben, und dies von Sicherungskriegen befreit - außerdem fallen Ausbeutung und teuere Transportgebühren weg. Bioethanol macht uns frei und beläßt uns mobil! Kein Rückschritt in die Steinzeit, wie ihn die Lobbyisten von Energiekonzernen dauernd beschwören, sollten die herkömmlichen Energien zukünftig gemieden werden. Bioethanol ist sauberer und trotzdem Mobilität! Kriege um erpresserische Plünderlizenzen sind damit möglicherweise wirklich Geschichte, denn Ethanol destilliert man aus Getreide. Die Lebensmittelpreise steigen somit an und gerade die Hungerleider dieser Erde bekommen diesen "Fortschritt" zu spüren. Ethanol macht irgendwann vielleicht geostrategische Kriege überflüssig - aber es ist eine Kriegserklärung an hungrige Mägen und abgemagerte Leiber. E10, und das ist der wirkliche Skandal, nicht das ganze Gezerre an Tankstellen, dass die westliche Presse aufbauscht... E10 ist die Erweiterung des Krieges mit anderen, mit perfideren und noch existenzielleren Mitteln. Die Erweiterung des Krieges, den die westliche Welt täglich führt, um sich den eigenen Wohlstand auf Kosten der Hungerleider zu bewahren. Bislang würde E10 aber auch Kriegseinsätze zur Erlangung und Sicherung der letzten Erdölreserven nicht verhindern, denn die notwendigen Dünger für Getreide basieren größtenteils auf Erdöl. Man gießt Erdöl ins Getreide - und E10 ist letztlich in Getreide gegossenes Erdöl...

Die Heilung von der Schizophrenie

Die Sonne ist eine endliche Ressource - nur noch fünf Milliarden Jahre steht sie uns zur Verfügung. Bislang hat sich noch kein Lobbyist zur Benutzung dieses Arguments entblödet. Die unmittelbare Endlichkeit von Öl und Gas wurde noch nicht mit dem unüberschaubaren Ende der Sonne entschuldigt. Klar, nach der Sonne ist nach der Erde und, recht wahrscheinlich, nach der Menschheit, wenngleich dieses Nach wahrscheinlich schon davor war - die Evolution macht auch vor uns nicht Halt. Dass aber Sonnenenergie, wie Windenergie auch, sehr teuer wäre, damit schlagen Lobbyisten der alten und dreckigen Energien unsere Wohnzimmertüren ein - nicht nur die Atom- und Erdölkamarilla, auch die Freunde der Kohleverstromung tun dies leidenschaftlich.

Die Sonne scheint aber für jeden, der Wind bläst für alle - keinem gehört die Sonne und keinem der Wind. Die Natur schickt keine Rechnung und einzig und alleine die Anschaffungskosten für Apparaturen, die Sonne und Wind in Energie umwandeln, kosten Geld. Denn genau hier liegt auch die Wurzel strukturkonservativer Weiter so!-Mentalität, die verkündet, dass alternative Energie viel teurer sei - das wäre sie nur, wenn sie zentralisiert aufträte, in Form heutiger Energieriesen. Dezentralisierte man aber die saubere und natürliche Energieversorgung, würde man sie dem Verbraucher selbst oder aber den Kommunen in die Hand legen, sie wäre spottbillig. Wir brauchen keine Trassen voll überdimensionaler Solarzellen - wir pflanzen sie auf jedes Hausdach. Franz Alt schreibt in einem seiner Bücher, dass diese neue Form der Energieversorgung auch eine neue Ethik zur Folge hätte, ein neues Verhältnis zur Natur. Man blickte auch öfter wieder zum Himmel - Energie wäre kein Abstraktum aus der Steckdose mehr. Der Mensch hätte Bezug zu seinem Strom, der aus einem natürlichen Prozess entstanden wäre.

Alternativer Strom wäre billiger, viel billiger - und er wäre friedlich entstanden, müsste nicht durch Armeen gesichert und ausgeweitet werden. Westlicher Wohlstand für die gesamte Welt wäre ohnehin nur dann machbar, wenn den Entwicklungs- und Schwellenländern die notwendige Energie hierfür geliefert werden kann. Begrenzte Ressourcen wie Erdöl und Erdgas reichen keiner Milliarde Menschen schon heute kaum mehr für mehrere Jahrzehnte - die Umweltbelastungen kommen noch hinzu. Die benötigte Energie kann nur aus Sonne und Wind und Wasser kommen - eine Umstellung auf natürliche Energiequellen im großen Stil wäre nicht nur Friedenspolitik, sie wäre demnach auch Entwicklungshilfe, denn Energie würde dann auch in Nigeria oder Bangladesch erschwinglich. Die im Westen gereifte Technik und ein großer und begieriger Markt, der die Techniken verbilligt und zum Massenkonsumgut wandelte, sie könnte den ärmsten Regionen wenigstens die Energiefrage beantworten. Das Recht auf natürlich erzeugten Strom, es könnte in die Charta der Menschenrechte aufgenommen werden - als erster Schritt zu mehr Wohlstand!


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