Sarrazin an der TU-Berlin: Wieviel Populismus verträgt die Wissenschaft?

Am Montag, den 24.01., soll Thilo Sarrazin auf Einladung von Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke in der Lehrveranstaltung „Öffentliche Finanzen II“ über „Zuwanderung und Integration“ an der Technischen Universität Berlin vor Studierenden sprechen. Verantwortlich zeigt sich das Institut für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht (Fakultät VII) bzw. der Fachbereich Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie dessen Leiter Prof. Henke ist. Schon im Oktober wurde die Veranstaltung als besonderes Bonbon im Seminar angekündigt. Das TU-Präsidium ist über die Veranstaltung informiert.
Die Zusammenarbeit von Prof. Henke mit Thilo Sarrazin ist langjährig. Beide sind Mitglieder der Berliner Wirtschaftsgespräche e.V., deren stellvertretender Vorsitzender Sarrazin ist. Die Einladung kommt also nicht von ungefähr. Henke ist Gesundheitsökonom und propagiert mit seinem „Spreestadt-Forum zur Gesundheitsversorgung in Europa“ (ebenfalls regelmäßige Vortragsreihen) die neoliberale Ausrichtung der Gesundheitswirtschaft. Auch das bereits im Oktober 2010 vom AStA als unethisch kritisierte „Berliner Krankenhausseminar“ unter Leitung des umstrittenen Ex-Chef der DRK-Kliniken Prof. Dr. Thomas Kersting war an Diskussionsrunden mit Henke und Sarrazin zur Zukunft der Deutschen Krankenhäuser beteiligt. Wichtigste Interessenvertretung für Sarrazin an der TU ist allerdings der Medienforscher Norbert Bolz, dessen unzählige Verteidigungsreden in Print- und Funkmedien für die konservative Rechte die pseudo-intellektuelle Legitimationsgrundlage zur Abschaffung des Sozialstaats im Namen bürgerlicher Freiheit darstellt. Der einzige der an der TU bisher dagegen gehalten hat, war der mittlerweile emeritierte Prof. Wolfgang Benz vom Zentrum für Antisemitismusforschung. Er hat Sarrazin im August 2010 das Bedienen kulturrassistischer Klischees vorgeworfen.
Dass Sarrazin seine Thesen zur „Verdummung unserer Gesellschaft“ausgerechnet an der TU noch einmal vortragen darf, ist kein Zufall. Durch die ökonomistische Umstrukturierung ganzer Lebensbereiche, wie dem Gesundheitswesen oder dem Hochschulsystem in den letzten Jahren, dürfen sich neoliberale ProfessorInnen dermaßen im Aufwind fühlen, dass sie endgültig den Boden unter den Füßen verlieren. Unter dem Label vermeintlicher Tabubrüche gegenüber einer phantasierten "Diktatur der Gutmenschen" werden Rassismus und Sozialdarwinismus wieder hoffähig gemacht. Wenn derart menschenverachtende Argumentationsketten auch in Hochschulen immer wieder Raum gegeben wird, werden diese als quasi-akademisch wahrgenommen, können sich auf einer diskursiv höheren Ebene verbreiten und finden so immer mehr Gehör.
Am 24.1. ist keine wissenschaftliche Debatte von Herrn Sarrazin, Prof. Henke und dem Publikum der angehenden WirtschaftswissenschaftlerInnen zu erwarten. Die Hoffnung, dass andere der Demagogie solide Aufklärung zum Wohl des Menschen entgegensetzen, ist allerdings berechtigt.
Weiteres zum Thema Sarrazin und Bolz im aktuellen AstA-Info Nr 19
http://asta.tu-berlin.de/referate/offentlichkeit/astainfo-online/ai_okt10web.pdf
Termin
24.01.2011
14.15 Uhr – 15.45 Uhr
Raum A151
Eine Pressemitteilung des Astas in Berlin!

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