Risikofaktor arbeitende Mamas

Auf Twitter gab es gestern und heute eine endlos lange Unterhaltung mit arbeitenden Mamas, die sich über die Schwierigkeiten als berufstätige Mama ausgetauscht haben.

Auslöser war ein Satz aus einem Personalgespräch (nicht meinem!): “Junge Mütter sind halt ein Risiko für Arbeitgeber”.

Da gingen bei mir direkt alle Alarmglocken los. Darf ein Arbeitgeber sowas überhaupt sagen? Und ist das AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz)-konform?

Ich bin Angestellte in einem großen Unternehmen und da hätte sowas wahrscheinlich niemand offiziell gesagt, weil alle über das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz informiert sind und Diskriminierung thematisiert wird. Regelrecht geschockt bin ich allerdings über die Reaktionen der anderen Mamas, dass das im Mittelstand und in kleinen Firmen (oft ohne Betriebsrat) üblich ist. Das zerstört meine heile Welt ein Stück weit, denn das hätte ich wirklich nicht gedacht in Zeiten, in denen über Vereinbarkeit von Familie und Beruf lamentiert wird. In den Medien wird so oft gesagt, dass die Mütter gut ausgebildet sind und sie unterstützt werden sollen, um (auf Wunsch in Teilzeit) wieder in ihren Job zurückzukehren. Wie passt dann eine solche Aussage vom Arbeitgeber dazu?

Natürlich sind Kinder mal krank und meistens bleibt dann eben die Mama zu Hause, um das Kind zu betreuen. Denn gerade kleine Kinder, die krank sind, verlangen oft die Mama. Gerade für diese Situationen gibt es ja eben das Kinderkrankengeld der Krankenkassen, sodass der Arbeitgeber dafür nicht zahlen muss. Natürlich wird die Arbeit dadurch nicht erledigt. Aber was ist der Unterschied, wenn ein Kollege oder eine Kollegin selbst krank wird? Dann gibt es Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vom Unternehmen und die Arbeit bleibt auch liegen. Warum ist es also bei Müttern schlimmer, wenn das Kind krank wird und man deshalb zu Hause bleiben muss?

Die Glucke hat zwei sehr interessante Artikel dazu geschrieben, die ich hier sehr gerne verlinke:

- Ich möchte wieder einsteigen, bitte!

- Das Schimpfwort Mama

Für die Glucke finde ich es sehr traurig und ich fühle mit. Ich wünsche Dir nichts mehr als dass Du einen Job findest, der Dich ausfüllt und in dem Du wertgeschätzt wirst, so wie Du es verdient hast. Und dass Du dieses schwierige und traurige Erlebnis verarbeiten kannst, um dann gut gestärkt in einen neuen Job zu starten. Ich kann gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst.

Wir in unserer Familie haben uns bewusst dafür entschieden, dass ich beruflich kürzer trete, um mit den Kindern zusammen zu sein. Ganz aus dem Job aussteigen kann und möchte ich nicht, denn es ist mir wichtig, meinen Teil zum Familieneinkommen beizutragen und auch in meinem Job zu bleiben. Vollzeit kann ich mir jedoch erstmal nicht vorstellen, solange die Kinder noch klein sind. Deshalb habe ich mit meinem Arbeitgeber vereinbart, dass ich meinen Vollzeitvertrag dauerhaft auf Teilzeit reduziere. Bevor es los ging mit der Teilzeittätigkeit, habe ich diesen Artikel geschrieben und so manche Befürchtungen geäußert. Wenn ich ehrlich bin, sind einige dieser Befürchtungen tatsächlich wahr geworden und Teilzeit zu arbeiten in einem Team aus jungen Vollzeit-Kollegen ist gar nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe. Wenn man die erste Mama im Team ist, die in Teilzeit arbeitet, müssen alle Beteiligten erstmal Erfahrungen sammeln, wie das am Besten mit der Arbeit zusammenpasst. Die Verteilung meiner 19 Stunden pro Woche auf 3 Wochentage haben wir im Laufe des Jahres (in gemeinsamer Abstimmung mit meinem Chef) mehrmals angepasst, um für das Team eine größtmögliche Unterstützung zu sein und es mit meiner Betreuungssituation und Fahrzeit zu vereinbaren. Letztendlich haben wir eine Lösung gefunden, die für alle passend schien.

Dennoch gingen die Einschätzungen meiner Leistung auseinander. Offensichtlich hatte mein Chef und auch das Team eine höhere Erwartung an mich, die ich nicht richtig kannte oder wir vielleicht aneinander vorbei geredet haben. Im Umkehrschluss fühle ich mich nicht ausreichend wertgeschätzt für das, was ich in meiner reduzierten Arbeitszeit leiste. Als ich dann wieder schwanger war und aufgrunddessen zeitweise krankheitsbedingt ausfiel, war die Stimmung (verständlicherweise) nicht gut, weil es gerade am Jahresende war, wenn besonders viele Aufgaben anstehen und jeder gerne frei nehmen möchte. Ich habe es mir nicht ausgesucht und hätte auch lieber gearbeitet in der Zeit. Niemand, der nicht selbst Mama ist oder aus anderen Gründen in Teilzeit arbeitet, kann nachvollziehen, wie es ist, auf einmal nur noch Teilzeit zu arbeiten. 

Ich habe es nie geglaubt, als meine Mama mir sagte, dass man als Teilzeitkraft nicht mehr so viel wert ist wie früher und wie die Vollzeit-Kollegen. Gerade, wenn man nicht jeden Tag arbeitet, wird es oft so ausgelegt, dass man ja sowieso schon mehr frei hat (dass man dafür auch kein Gehalt bekommt, wird oft vergessen) und wieso man dann eigentlich noch Urlaub braucht. Dass ich an den Tagen, an denen ich nicht arbeite, trotzdem genug zu tun habe (nämlich Kinderbetreuung und Haushalt) wird oft vergessen. “Das ist ja keine Arbeit”, meinen viele.

Inzwischen weiß ich, dass meine Mama Recht hatte, als sie das sagte. Und den Kollegen, die so denken, weil sie die Situation selbst nicht kennen, kann man noch nicht mal einen Vorwurf dafür machen. Sie werden es erst verstehen, wenn sie selbst in der Situation sind, Eltern zu sein und mit dieser Problematik konfrontiert zu sein. Und sie sehen ja nur, wie oft ich nicht da bin und dass sie dann entsprechend einspringen müssen an den Tagen, wenn ich nicht da bin. Dass das genauso ist, wenn sie selbst krank sind oder Urlaub haben, ist ja etwas ganz anderes.

Teilzeitkräfte sind effizienter, schreibt der Focus. Darüber gibt es sogar einige Studien, die das belegen. Und meine Erfahrung sowie auch die Gespräche mit anderen Teilzeitkräften zeigt mir, dass das stimmt. Denn ich überlege mir sehr gut, ob ich zwischendurch mal eben einen Kaffee trinken gehe oder lieber zusehe, meine Arbeit fertig zu bekommen, um rechtzeitig mein Kind abholen zu können. Der Kollegen-Plausch auf dem Flur hält sich bei mir auch in Grenzen, weil ich auch hier die Zeit lieber nutze, um die Aufgaben zu erledigen. Natürlich gibt es auch hier eine Kehrseite – nämlich, dass das Miteinander darunter zu leiden hat, wenn ich lieber fleißig an meinem Arbeitsplatz sitze statt mal nen kurzen Smalltalk zu halten. Das ist eben eine Frage der Priorität. Und die liegt bei mir ganz klar auf der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich möchte, dass sich die Tagesmutter auf mich verlassen kann und ich mein Kind pünktlich abhole. Und ich möchte, dass ich auch nach einem Arbeitstag noch Zeit mit meinem wachen Kind verbringen kann. Wenn sie den ganzen Tag bei der Tagesmutter war, dann kann ich nichts mehr mit ihr anfangen außer sie direkt ins Bett zu bringen. Dafür bräuchte ich dann keinen Teilzeitjob anfangen.

Grundsätzlich wünsche ich mir von der Gesellschaft, von Arbeitgebern, Kollegen und anderen Mamas in der gleichen Situation gegenseitigen Respekt und Verständnis füreinander. Wir sind Menschen, die diese Jobs ausfüllen. Und Menschen bestehen aus mehr als nur Funktionieren. Sie bringen ihre Erfahrung, ihre Gefühle aus dem Privatleben und auch ihre Familiensituation mit in den Job. Dass diese Ausgangssituation nicht jeden Tag gleich ist, muss doch völlig verständlich sein. Auf der anderen Seite ist der Vorteil von Menschen, dass sie mitdenken, an Problemlösungen arbeiten können und so auch Verbesserungsvorschläge einbringen. Wir sind eben alle keine Roboter, die jeden Tag gleich agieren – ohne Fehler und ohne Unterschiede. Jeder Mitarbeiter ist anders und die Vorteile davon kann und sollte ein Arbeitgeber bewusst nutzen. Diversity ist der Fachbegriff dafür, der in immer mehr Unternehmen Einzug erhält und wovon sie (angeblich) profitieren möchten. Hier gibt es offensichtlich noch viel Verbesserungspotenzial. Traurig, aber wahr. . .

Liebe Mamas, Ihr seid toll, so wie Ihr seid! Lasst Euch nicht unterkriegen. Schaut Euch dieses Video an – es ist für Euch! 

Ich freue mich auf Eure Kommentare, Erfahrungen und Erlebnisse zu dem Thema. Habt Ihr Schwierigkeiten mit der Teilzeittätigkeit oder seid Ihr in der glücklichen Situation, dass es optimal funktioniert und Ihr genauso wie vorher Wertschätzung erfahren dürft? Musstet Ihr Euch zunächst beweisen oder war es von Anfang an akzeptiert und optimal gestaltet, um Familie und Beruf zu vereinbaren? 

Eure Mami Renate

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