Rezi: Schiffsdiebe

Rezi: SchiffsdiebeAutorIn: Paolo Bacigalupi
Titel: Schiffsdiebe
Band: Erster Band einer Trilogie
Verlag: Heyne
Genre: Jugendbuch, Dystopie
ISBN: 978-3-453-52919-9
Erscheinungsjahr: März 2012
Seitenanzahl: 234Altersempehlung: ab 13 Jahren
Kaufpreis: 14,99€
Krümelanzahl: 3
Erster Satz:
Nailer kraxelte durch einen Wartungsschacht und zerrte an den Kupferkabeln, die an den Wänden entlang verliefen.
Inahlt:
Es ist eine Zeit jenseits von friedlichem Kinderlachen, gedankenlosen Schaufensterbummeln und ruhigen Spaziergängen im Park. Die Welt hat sich verändert. Die meisten Landstriche wurden von den Wassermassen eingeholt und aufgesogen. Die gigantischen Städte aus dem 20. Jahrhundert sind nur noch verwischte Umrisse tief unter dem Meeresspiegel. Doch neben großen Verlusten konnten auch viele Menschen fliehen. Die Reichen lassen es sich gut gehen, um noch reicher zu werden und die Armen schuften auf alten Öltankern, um brauchbare Schätze wie Kupfer, Stahl oder Nickel weiter zu verkaufen. Sie leben an einem Strand der schwarz vor Altöl und Dreck ist und werden die Schieffsbrecher genannt. Dazu gehört auch der junge Nailer. Solange man zu einer Kolonne gehört und Vertraute hat, ist man wer und hat man was. So sieht das Leben dort aus..Nach einem Hurrican, der den Strand heimgesucht hat, entdeckt er zusammen mit seiner Freundin Pima einen zerschellten Klipper. Sie sind die ersten, die dieses Prachtstück entdecken und träumen sich schon in reiche Häuser mit seidenen Gewändern. Doch neben dem unzähligen Schmuck und anderen Kostbarkeiten, finden sie noch einen ganz anderen Schatz. Sie retten einem Mädchen das Leben - Nita. Jemand war hinter ihr und ihrem wohlhabenden Vater her. Sie ist viel wert, und wer auch immer im Besitz dieses Mädchens ist, wird das Glück auf seiner Seite haben ... aber von Glück scheint Nailer nicht viel übrig zu haben...
Meine Meinung:
Ich erhielt das Buch und war auf den ersten Blick etwas .. zögerlich. Bereits das Cover sieht ungemütlich und so wenig einladend aus mit dem schmutzig rostbraunen Öltanker, der einem die ganze Sicht raubt. Doch genau dieses Bild entspricht der Sichtweise der Protagonisten im Buch. Passender hätte man es in diesem Fall also kaum gestalten können. Denn was sagt mehr über ein Leben aus, das vom Ausschlachten alter Schiffsbäuche handelt, als ein hoch erhobenes Schrott-Schiff?! Leider wurde mir dieser Zusammenhang und die damit verbundene Eleganz, das Thema erneut auf zu greifen, erst zum Ende hin bewusst. Bis dahin brauchte ich so meine Zeit, um in dieser neuen Welt anzukommen. Sie ist sehr rau und gewöhnungsbedürftig. Zu Beginn begriff ich noch nicht mal, was ich unter den vielen Begriffen der Seefahrt zu verstehen habe. Google half mir, zu verstehen, wie ein Klipper aussieht, was bzw. wo die Bugseite eines Schiffes ist und in welchen labyrinthartigen Dimensionen man sich so einen Öltanker vorzuestellen hat. Nachdem diese Aufgaben bewältigt waren, stellte sich mir noch ein weiteres, viel schwer wiegenderes Problem in den Weg. Ich kam einfach nicht zu einer Entscheidung, wie ich die bislang aufgetauchten Charaktere einstufen und berurteilen sollte - noch nicht einmal bezüglich ihrer indivuellen Persönlichkeit, sondern einfach nur, ob ich sie mag oder nicht. Nailer ist ein hartgesottener Jugendlicher. Für ihn ist Brutalität und Elend normal und alltäglich. Da ist es nur verständlich, wenn er aufmüpfigen, kleinen Mädchen erklären möchte, dass die Welt nicht immer rosarot angemalt ist. Dementsprechend hatte ich nicht viel für die zuckersüße Nita über, die mich mehr und mehr zur Weißglut trieb. Mal war sie lieb und intelligent und im nächsten Augenblick wieder nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und blind vor Gier.
In diesem Roman liefern sich die sprunghaften Situationen mit den wilden Gefühlen ein wahres Duell, dem der Leser versucht Herr zu werden.
Es gibt kaum eine halbe Seite zu lesen, ohne dass sich der Handlungsverlauf schon wieder komplett verändert hätte. Einziger positiver Aspekt bei dem Punkt ist, dass sich durch den wechselhaften Verlauf auch die Charaktere zusehens verändern. Nailer muss seinen Mut beweisen und sich gegenüber seinem mordlüsternen Vater behaupten. Sein Begleiter Tool gibt sich erst reserviert, wird aber nach und nach zu einem immer vertrauenswürdigeren Wesen, dessen Leben Nailer versucht zu schützen. Und Nita scheint die vollkommenste Verwandlung des Romans durch zu machen. Sie zeigt, dass sie trotz ihrer zarten Hände und gepflegten Kleier hart arbeiten kann und durchaus dazu bereit ist, für andere Gefahren einzugehen. Die interessanteste Veränderung betrifft natürlich die Beziehung zwischen Nailer und Nita. Wer hätte das nicht vermutet? Wer nun glaubt, es handelt sich hier wieder um ein Endzeitszenario mit vielen Gefühlen und dem Riss zwischen Reich und Arm, der täuscht sich. Nailer und Nita kommen sich zwar näher und fassen Vertrauen zueinander, aber die meiste Zeit, sind sie wortwörtlich eigentlich nur auf der Suche nacheinander und man sieht sie lediglich unabhängig vom jeweils anderen agieren. Hier liegt nicht die frische Liebe zwei verschiedener Jugendlicher im Mittelpunkt, sondern die gesellschaftliche sowie politische Situation und ihre Auswirkungen auf das soziale Verhalten der Menschheit. Jeder ist nur auf den eigenen Vorteil bedacht, um sich selbst am Leben zu halten. Die Tragweite dieses Dramas wird in den Aktionen zwischen Nailer und seinem Vater offen gelegt. Eigentlich sind sie einander näher als sonst jemandem .. aber zu jenen Zeiten zählt Familie leider rein gar nichts. Glück ist das, was man braucht. Glück und eine gehörige Portion Verstand. Ohne eins von beidem kommt man nicht aus.
Seite 53>> Zwei Seiten derselben Münze. Man warf sein Glück in die Luft, und es fiel klappernd auf das Spielbrett. Entweder man lebte oder man starb. <<Gefühlvoll und ehrlich wird von Nailers persönlichen Erlebnissen. Wie er von seinem Strand und den Öltankern die reiche Nita fand und sich anschließend immer wieder in Lebensgefahr brachte, nur um diesem dummen Mädchen zu helfen. Dabei hatte ich oft das Gefühl, als würde Nailer selbst aus seiner Vergangenheit berichten, so eindrücklich schlug mir die Geschichte entgegen. Jedoch scheint es auch, als sei die Erzählung für Menschen aus dieser Zeit bestimmt. Denn der Autor hält es leider nicht für nötig, Erklärungen für Fachbegriffe gekonnt mit in die Geschichte einfließen zu lassen. Auf keine Art und Weise erfährt man als Leser wie man sich Räumlichkeiten, Landbegebenheiten oder diverse Schiffsarten vorzustellen hat. Zwar entwirft Bacigalupi ein paar grobe Umrisse, aber deutlich vor Augen halten konnte ich mir dadurch leider nichts.Etwas anderes, sehr unangenehmes fiel mir auch noch auf. Ich weiß nicht, ob ich da einfach zu kleinkariert bin, aber schließlich soll es hier um meinen persönlichen Leseeindruck gehen, und der wurde durch folgende Mängel nun einmal getrübt. Und zwar wurden ganz spezielle Ausdrücke bis zu vier Mal im gesamten Buch immer wiederholt. Das mag bei unauffälligen Sätzen wie "Nailer dachte nach." nicht weiter störend sein. Ich habe leider den besonders aufdringlichen Satz nicht mehr finden können, aber ich denke man kann sich lebhaft vorstellen, wie solch Stümperhaftigkeit einer Leseratte auf den Zeiger gehen kann. Hierbei handelt es sich um den ersten Band einer ganzen Trilogie. Sicher wird in den nächsten Bänden weiter auf das Nichts, das ein Etwas werden soll, zwischen Niler und Nita eingegangen. Ich bin gespannt, welche Abenteuer sie dann zu bestehen haben. Denn obwohl ich ungewöhnlich lange für diese knapp 400 Seiten gebraucht habe - fast eine ganze Woche um genau zu sein - werde ich an der Reihe dran bleiben.
Mein Fazit:
So ganz mitreißen konnten mich Nailer und seine Schiffsdiebe noch nicht, aber ich lasse mich gerne vom zweiten Band überzeugen. Daher erst einmal ~ 3 Krümel ~
Jimmy

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