Rezension zu “Tell the Wolves I’m Home” von Carol Rifka Brunt

Tell the Wolves I'm home

 Tell the Wolves I’m Home

Autorin: Carol Rifka Brunt

Seiten: 372 (Taschenbuch)

Verlag: Dial Press Trade Paperback

Sprache: Englisch

ISBN:  978-0812982855

 

Die Autorin…

Carol wuchs in den Vororten von New York City auf und lebt heute mit ihrer Familie im Südwesten von England. Sie hat Kurzgeschichten und Sachbücher in The North American Review und The Sun veröffentlicht. Ihr erster Roman, “Tell the Wolves I’m Home”, wurde vom Wall Street Journal, O Magazine, Kirkus, Bookpage und Amazon als bestes Buch des Jahres benannt. Außerdem ist ihr Debüt Gewinner des ALA Alex Award und wurde in 16 Ländern verkauft. Sie ist derzeit sehr bemüht, den Druck hinter sich zu lassen und sich auf die Arbeit für ihren zweiten Roman zu konzentrieren.

 

Der Plot…

Amerika im Jahr 1987: Es ist die Zeit von Präsident Ronal Reagan, Depeche Mode und in der eine mysteriöse Krankheit namens AIDS für Angst und Verunsicherung sorgt. Es ist die Zeit, in der die in sich gekehrte 14-jährige June Elbus aufwächst. Nichts möchte sie lieber als unsichtbar sein, egal ob in der Schule oder vor den Pisakereien ihrer älteren Schwester Greta. Die einzige Person, die June jemals verstanden hat, ist ihr Onkel Finn Weiss, ein berühmter Künstler. Nur bei ihm kann sie sie selbst sein. Nur er hört ihr wirklich zu. Finn ist ihr bester Freund, ihr Seelenverwandter und weckt in ihr Gefühle die sie nicht haben darf. Als er an AIDS stirbt, fühlt sich June einsamer denn je, denn ihre Mutter muss selbst mit dem Tod ihres Bruders klar kommen und ihre Schwester zeigt keinerlei Anzeichen von Mitgefühl. Bald entdeckt June durch die unerwartete Bekanntschaft zu Toby, dass Finn’s Tod noch nicht das Ende ihrer gemeinsamen Geschichte ist. Während ihre eigene Welt ihr Stück für Stück entgleitet, tritt sie ein in die ihr überraschend unbekannte Welt von Finn Weiss. Sie beginnt sich zu fragen, was sie eigentlich jemals über ihren Onkel und der eigenen Familie wusste. Es kommen Geheimnisse zum Vorschein, die Beziehungen in Frage stellen. Während ihrer verzweifelten Suche nach Finn’s und ihrer Wahrheit, verbringt sie immer mehr Zeit mit dem Fremden. Ihr wird bewusst, dass sie nicht die Einzige ist, die Finn nicht loslassen kann.

 

Meiner Ansicht nach…

Es ist schon unglaublich, darüber nachzudenken, dass wir bereits seit über 20 Jahren in einer Welt leben, in der ein Virus namens AIDS existiert und es nach wie vor keine Heilung gibt. Man weiß nun, wie sich die Menschen besser davor schützen können. Doch die Suche nach einem Mittel geht weiter.

Wie muss es damals gewesen sein, als es begann? Die Angst, die Panik, die Verunsicherung und voreilige Schlüsse folglich dem was die Menschen glaubten zu wissen, werden in “Tell the Wolves I’m Home” von Carol Rifka Brunt sehr authentisch und in keinster Weise überspitzt eingefangen. Dennoch ist das Debüt der Autorin nicht als >AIDS-Buch< zu sehen. Es ist vielmehr eine fiktionale Geschichte über ein junges 14-jähriges Mädchen namens June Elbus, welches ihren über alles geliebten Onkel verliert. Er stirbt an AIDS und nimmt Geheimnisse und Fragen mit ins Grab. Doch diese Dinge scheinen nur die trauernde June zu beschäftigen. Während ihre Eltern und ihre Schwester Greta Vermutungen als Fakten sehen, beginnt June zu hinterfragen.

Ihre Einsamkeit und Sehnsucht nach Finn führen June zu Toby, dem von der Familie Furchtbares unterstellt wird. Doch was steckt wirklich dahinter?

Zu June hatte ich während des Lesens einen feinen Draht. Sie ist ein intelligentes, feinfühliges Mädchen. Weise, aber nicht zu reif dargestellt. June ist sehr unsicher, wie viele Teenager in dem Alter und ist eine Außenseiterin. Ihre Gefühle und die unendliche Trauer, ich möchte gar sagen es war Verzweiflung, berührten mich und wirkten sehr authentisch. Den Reifeprozess, welchen sie im Laufe der Handlung durchläuft, ist sehr realistisch von der Autorin erfasst worden.

Weitere wichtige Figuren sind Toby, der Lebensgefährte von June’s verstorbenen Onkel Finn. Er sucht aus Einsamkeit die Nähe zu June, obwohl ihm ein schlechter Ruf anhaftet. Zwischen Neugierde und Abneigung hin- und hergerissen, beginnt June sich mit ihm zu treffen. Die sich entwickelnde Beziehung der Beiden empfang ich als äußerst emotional. June merkt immer mehr durch Toby, wie wenig sie vom Leben ihres geliebten Onkels sie wusste. Es entsteht Eifersucht und sehr viel Verwirrung.

Aber auch zu ihrer Schwester Greta pflegt June seit Jahren ein sehr angespanntes Verhältnis. Früher waren die beiden Geschwister unzertrennlich, doch mit den Jahren veränderte sich Greta immer mehr. Das June gar davon ausgegangen ist, dass Greta sieh hasst, zerbrach mir fast das Herz. Greta selbst kann man ganz sicher als “die gemeine Schwester” sehen, die ich oftmals gerne für ihr Verhalten durchgeschüttelt hätte. Jedoch sah ich auch, dass noch etwas anderes in dem Mädchen tobte. Verbunden werden June und Greta ausgerechnet durch Finn, der vor seinem Tod sein allerletztes Kunstwerk – ein Portrait der Geschwister – zeichnete. Dieses Portrait trägt nicht nur den Titel des Buches, sondern hat auch eine entsprechende Symbolik im Plot selbst.

“Tell the Wolves I’m Home” beschäftigt sich natürlich mit Homosexualität und Aids, und bringt dadurch zwangsläufig Kontroversen mit sich. Vor allem habe ich aber stets die Familienbeziehungen, die problematische Beziehung zwischen June und ihrer Schwester oder auch der Mutter und dem verstorbenen Finn, sowie Vertrauen, uneingenommene und unkonventionelle Liebe zu geben, im Fokus gesehen.

In den 80er Jahren war ich noch viel jünger als die Protagonistin und AIDS war etwas, was mir absolut fremd war. Dennoch hatte ich während des Lesens ein Gefühl für diese Zeit. Die Autorin hat das Jahrzehnt sehr unaufdringlich und realistisch umschrieben. Es ging Carol Rifka Brunt fiel mehr darum, diese Epoche als eine Art Kulisse darzustellen und dabei das Hauptaugenmerk auf June’s Welt zu richten. Das ist ihr ganz wunderbar gelungen. Ebenso unaufdringlich wie auch unbeschreiblich ergreifend ist der Erzählstil von Brunt.

Carol Rifka Brunts Debüt beweist, dass Jugendbücher nicht nur oberflächliche Unterhaltung im Paranormal oder Romantik Genre bieten. Dieses Buch lässt dich Hoffnungen, unendliche Liebe und Eifersucht fühlen und sehen. Ich fänd es sehr schön, wenn mehr Menschen es lesen würden, ganz egal ob sie 14 oder 40 Jahre sind. Solche Themen sind Teil unseres Lebens, die uns alle prägen und beschäftigen.

 

Tacheles…

“Tell the Wolves I’m Home” ist zerbrechlich und hoffnungsvoll, und bewegt durch die Figuren und deren Schicksal(e) zutiefst. Es ist eine Geschichte über Verlust und Trauer, erste Liebe und der steinernde Weg zur Selbstfindung- und akzeptanz. Carol Rifka Brunts Debüt ist weitaus mehr als eine typische Coming-of-Age Geschichte. Sie ließ mich sprachlos und aufgewühlt zurück, und ist nahezu vollkommen.

 

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