Rezension: Verführerisch

Und weiter geht’s mit unserer Bücherwoche zur Frankfurter Buchmesse:

Sophie Dahl mag dem ein oder anderen bekannt sein: Die Britin ist Model, Autorin und präsentierte in der BBC ihre eigene Kochsendung. Nun hat sie ihr zweites Kochbuch vorgelegt und genau das möchte ich euch heute vorstellen. „Verführerisch – Rezepte für jede Jahreszeit“ heißt es und dieses Versprechen des Titels hält sie.

Cover Verfuehrerisch

Oft ist es ja so, dass Promi-Kochbücher irgendwie gewollt wirken und in den seltensten Fällen tatsächlich vom abgebildeten Promi stammen. Letztlich weiß ich natürlich nicht, ob es den Tatsachen entspricht, aber bei diesem Werk habe ich tatsächlich das Gefühl, dass es authentisch wirkt. Zu jedem der vier Kapitel gibt es sehr ausführliche Einleitungen, in denen Sophie jede Menge über sich, ihre Karriere als Model und vor allem ihre Essgewohnheiten über die Jahre erzählt. Da erzählt sie von ihrer Großmutter Gee-Gee, von der sie das Backen lernte, die aber gleichzeitig sehr diszipliniert war, was das Essen angeht. Von ihren Ausschweifungen, was das Essen angeht, weil sie einfach alles in sich hinein stopfte, was ihr gefiel, aber auch, wie sie zwischendurch eine selbstauferlegte Rohkost-Diät macht (und recht schnell wieder beendet). Inzwischen ist Sophie Dahl Mutter von zwei Töchtern, verheiratet mit Jamie Cullum und hat ihren persönlichen Essensweg gefunden: Gesund muss es sein, nicht krampfhaft Diät, aber eben auch nicht ohne Sinn und Verstand in sich hinein stopfen. Besonders die Einleitungen haben mir an diesem Buch sehr gut gefallen. Obwohl sie als großes Model gearbeitet hat, verfiel sie nicht dem Hungerwahn, fiel so aus dem normalen Rahmen und haderte mit sich und ihrem Körper – ein Gefühl, dass sicherlich jeder kennt.

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Besonders innerlich lachen musste ich bei den Schilderungen, wie Sophie eine Weile einem Rohkost-Guru in New York anhängig war. Leider nahm sie bei dieser Art der Ernährung überhaupt nicht ab, so wie ihr versprochen wurde. Im Gegenteil: Sie nahm immer weiter zu. Als sie dann irgendwann dem tollen Guru von all den wunderbaren Süßigkeiten aus Bananen, Nüssen, Datteln und Co vorschwärmte, fiel der wohl fast vom Stuhl. Sophie hatte sich mit dem reinsten Gewissen diese „gesunden Süßigkeiten“ einverleibt. Der Guru war entsetzt, schließlich sollte Nahrung doch nur bloße Notwendigkeit sein, kein Genus. Der Witz daran ist, dass es mich leider auch immer wieder zu den süßen Dingen zieht. Egal ob vegan, Paleo, Clean Eating, Low Carb und was es noch so alles Tolles gibt: Mich ziehen immer am meisten die süßen Sachen an. Vegan = Gesund leben? Oh nein, man kann wundervoll vegan leben und sich sehr ungesund ernähren, vergleiche dazu gern mein liebstes Keks-Buch.

Zurück zu den Rezepten: Das Buch ist nach den vier Jahreszeiten aufgeteilt (ganz untypisch beginnt es bei Sophies Lieblingsjahreszeit, dem Herbst) und jedes Kapitel ist noch einmal unterteilt in Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Zusätzlich gibt es ein Dessertkapitel. Die Rezeptauswahl ist sehr vielfältig und ich bin sicher, dass jeder etwas Leckeres finden wird. Besonders gut gefällt mir, dass tatsächlich die Saisons der Lebensmittel eingehalten werden und in den entsprechenden Jahreszeitenkapiteln auch wirklich Lebensmittel verarbeitet werden, die dann Saison haben. Das sollte bei so einer Aufteilung zwar selbstverständlich sein, aber ich habe schon viele Gegenbeispiele erlebt.

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Die Bilder sind sehr ansprechend: Zu vielen Rezepten gibt es die Gerichte abgebildet, teilweise sind es aber auch nur „Stimmungsbilder“ von Zutaten oder der Autorin selbst. Alle Bilder sind hell und freundlich und wirklich sehr natürlich. Ein Register gibt es ebenfalls noch in dem man feinsäuberlich aufgelistet die passenden Rezepte zu gesuchten Zutaten findet. Aber nicht nur das, selbst die Einleitungen und einige Schlagwörter daraus wurden aufgenommen – eine sehr schöne Idee.

Das übliche Wort aus Vegetariersicht: Zwar ist das Buch nicht rein vegetarisch, es kommen deswegen durchaus auch Rezepte mit Fleisch oder Fisch im Buch vor. Es bleiben aber (selbst ohne Weglassen der fraglichen Zutaten) sehr viele Rezepte übrig, die man direkt nachkochen kann.

Bereits ausprobierte Rezepte:

Aubergine Parmigiana: Ein italienisches Traditionsgericht aus gebackenen Auberginenscheiben, leckerer Tomatensauce und Mozzarella und Parmesan. Mit einem frischen Brot einfach großartig.

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Bananenbrot: Bananenbrot ist natürlich immer gut und hier gern gesehen. Ausprobiert habe ich schon ungezählte Rezepte und als sich hier einige überreife Bananen durchgeschmuggelt hatten, fiel die Auswahl auf das Rezept von Sophie Dahl. Der Teig ist super einfach und schnell zusammengerührt, Extras wie Nüsse, Schokolade oder viele Gewürze gibt es nicht. Da meine Bananen wirklich sehr reif waren, reduzierte ich den Zuckeranteil des Rezeptes um ein Viertel, was eine gute Idee war. Der Kuchen kam hier super an und ich bekam kaum ein Probierstück ab.

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Haferflockenbrot: Jamie Cullum – Fans anwesend? Dann backt doch mal dieses Lieblingsbrot von ihm nach. Der Teig wird eher angerührt, als geknetet, denn es kommt jede Menge Wasser hinein, das hat mich aber nicht weiter irritiert, weil ich selbst schon einmal so ein Brot hier vorgestellt hatte, in das sehr viel Wasser hinein kommt. Der Teig ging super auf… bis er in den Ofen kam, dann fiel das Ganze ein und das Brot wurde leider ein Komplettdesaster. Das kann bei Hefe leider immer mal wieder passieren. Schade.

Schokoladenkuchen ohne Mehl: Sophie Dahls Lieblingskuchen klang so, als wenn ich ihn ebenfalls sehr gern essen würde. Der Kuchen kommt wirklich komplett ohne Mehl aus, auch gemahlene Mandeln oder ähnliches kommen nicht stattdessen in den Teig. Die Masse ist deswegen auch nach dem Backen noch recht weich. Aus diesem Grund war der Kuchen leider nicht aus der Form zu lösen, nächstes Mal würde ich ihn wohl eher in Souffléformen backen. Geschmacklich war der Kuchen aber top, sehr fein schokoladig und fudgy!

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Mein Fazit: Dieses Buch wirkt auf mich wie ein Gespräch unter Freundinnen. Das klingt jetzt vielleicht esoterisch, aber ich meine damit einfach, dass ich es angenehm fand, wie Sophie Dahl uns mit in ihre Welt nimmt, uns von ihren Höhen und Tiefen erzählt, uns an ihren Erinnerungen teilhaben lässt und dabei so natürlich wirkt, als wenn man gerade mit einer guten Freundin reden würde. Darüber hinaus gibt es jede Menge toller Rezepte, die Lust darauf machen, direkt in die Küche zu laufen und den Kochlöffel zu schwingen. Ganz ausdrücklich ist dieses Buch kein Diätbuch, das soll es nicht sein und das würden die Rezepte auch nicht halten. Aber es geht um gesunde Ernährung, gesunde Zutaten und einen geregelten Genuss und Nahrungsaufnahme. Das Buch ist absolut alltagsgeeignet und eine tolle Ergänzung für jede Kochbuchsammlung.

Übrigens ist Sophie Dahl die Enkeltochter von Roald Dahl. Sagt euch spontan nichts? Er ist der Autor von so tollen Büchern wie „Mathilda“, „Hexen hexen“ und „Charlie und die Schokoladenfabrik“.

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Das Buch „Verführerisch – Rezepte für jede Jahreszeit“ von Sophie Dahl umfasst rund 280 Seiten, kostet 19,99 Euro und ist im Berlinverlag / Bloomsbury Berlin erschienen.

Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.


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