|Rezension| "Sternenküsse" von Giovanna Fletcher



 Als ich vier Jahre alt war, wollte ich unbedingt eine pinkelnde Tiny-Tears-Puppe haben.
Die junge Sophie May ist nie aus ihrem Heimatort Rosefont Hill herausgekommen. Eigentlich wollte sie studieren, doch das Schicksal hatte andere Pläne mit ihr und so arbeitet sie seit sie ein Mädchen war, in dem kleinen Teestübchen im Dorf. Auch sonst ist ihr Leben eher ruhig - neben dem Backen gilt iher Leidenschaft dem Lesen und ihre Beziehungen kann sie an fünf Fingern abzählen. Als schließlich Dreharbeiten für einen Film in dem kleinen Dorf geplant sind, lässt Sophie der Trubel um den gefeierten Teenieschauspieler Billy Sinclair ziemlich kalt - schließlich ist er nicht Jude Law. Doch dann lernt sie ihn im Teestübchen kennen und ihr Leben ändert sich von einen auf den anderen Tag - plötzlich ist nichts mehr, wie es war und Sophie muss ihr Leben völlig umkrempeln. Schließlich ist in Billys Glitzerwelt doch eigentlich gar kein Platz für das Mädchen von nebenan...
"Sternenküsse" ist ein kleiner Schmöker und er liest sich auch genauso. Es ist kein literarisch tragendens Werk, oder in irgendeiner Weise beeindruckend geschrieben. Viel mehr schreit es nach einer Tasse dampfenden Tee und einer kuscheligen Decke - ja, es ist eines jener Bücher, die man an einem regnerischen Tag verschlingt und die man nicht mehr vergessen wird, weil sie sich so schön und lebensecht lesen lassen. So ist "Sternenküsse" ziemlich simpel und schnörkellos geschrieben, aber da der Plot selbst genug Schnörkel hat, fällt das im Grunde kaum auf. Ich hatte viel Spaß am Lesen dieses Buches und obwohl ich sonst immer sehr auf den Stil achte, fiel das hier für mich kaum ins Gewicht - hier hat einfach alles zusammengepasst!
Nicht schon wieder eine Geschichte, in der sich ein Star in das Mädchen von Nebenan verliebt. Die Idee wurde schon unzählige Male wieder hochgewürgt und wiedergekäut - und ganz ehrlich, sonderlich originell ist sie prinzipiell auch nicht. Gerade dann, wenn man sieht, wie sie oft so enorm platt und klischeebehaftet verkauft wird - in den meisten Fällen vorzugsweise auf einer rein sexuellen Ebene. In diesem Fall jedoch sieht das Ganze ein wenig anders aus - und das ist auch gut so. "Sternenküsse" ist etwas für's Herz! Die Geschichte ist ganz anders, als ich sie erwartet hatte und hat mir für einige Stunden eine Achterbahnfahrt der Gefühle beschert. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn in diesem Buch erlebt man tatsächlich jede Gefühlsregung einmal durch - von Zuneigung über unbändige Wut bis hin zu tiefer Trauer, alles ist dabei und das macht "Sternenküsse" unter anderem zu einer ganz besonderen Feel-Good-Story, der man kleine Schwächen dankend verzeiht.
Vielleicht weil diese Geschichte so imperfekt ist, vielleicht weil die Protagonistin tatsächlich einmal ein Mädchen von nebenan ist (ohne das typische, altbekannte Schema!), vielleicht weil die Geschichte einfach zuckersüß und gleichzeitig bitterzart ist und für mich gar nicht so sehr auf die Liebe zwischen Sophie und Billy fokussiert war, sondern viel mehr Sophies Entwicklung darstellt. Das fällt gerade dadurch auf, dass es relativ wenige kitschige Liebesbekundungen zwischen den beiden gibt - lediglich das erste Date wird beschrieben, der Rest bleibt weitesgehend im Dunkeln. Viel mehr wird Sophie im Zusammenhang mit dem Showbiz konfrontiert und der glitzernden Welt aus Schein und Sein, die so manchen Ärger mit sich bringt und auch den Leser einfach nicht kalt lassen kann - ganz im Gegenteil, denn stellenweise wollte ich das Buch gegen die Wand werfen, weil einige Figuren mich so sauer gemacht haben. Sicherlich kann man Sophie an einigen Stellen Naivität vorwerfen, aber irgendwie gelang mir das in diesem Fall nicht ganz so gut, wie sonst.
Denn gerade Sophie ist mir stark ans Herz gewachsen. Sie ist eine sehr sympathische Figur, der man am liebsten in jeder Lebenslage beistehen möchte. Billy blieb sehr blass, aber das störte mich gar nicht mal so sehr, weil es - wie gesagt - für mich mehr um Sophie und ihr Umfeld ging. Einewillkommene Abwechslung in dem Strudel aus geheimnisvollen Bad Boys! Stellenweise war er mir sogar ein wenig unsympathisch, aber das muss jeder selbst erfahren. Was mir aber besonders gut gefallen hat, waren die Nebenfiguren, vorneweg Molly, die Besitzerin des Teestübchens, die eine ganz besondere Beziehung zu Sophie hat. Hier wurde teils eine so liebevolle und detailverliebte Atmosphäre geschaffen, dass diese einem einfach nur das Herz erwärmen konnte - gerade das Teestübchen, das ich mir ganz vintangemäßig und rosa vorgestellt habe, hat mich verzaubert. Wie gerne hätte ich mit Molly und Sophie Muffins gegessen und eine Kanne Tee getrunken! Dieses Buch war, gerade was Rosefont Hill anging, ein Ort der Geborgenheit und hat mich viele Male nicht mehr losgelassen.
Die Gegenüberstellung von der zuckrig-buttrigen Welt mit einigen düsteren Wolken, in der Sophie eine ganze Weile gelebt hat und der vermeintlichen Glitzertwelt, die sich schnell als knallhartes und kaltherziges Showbiz entpuppt, hat großen Eindruck auf mich gemacht. Die Autorin bringt zwei Welten zusammen und treibt sie wieder auseinander und es war unheimlich faszinierend zu sehen, wie unromantisch eine Beziehung zu einem Star eigentlich sein kann. Dennoch kam die Romantik nicht zu kurz - Fletcher hat ihr ein gutes Gleichgewicht gefunden. Zudem spielen enorm viele Themen mit ein, die das Buch zeitweise gar nicht alle erreichen konnte, was ein wenig schade war, doch Freundschaft, Familie, Verlust, Intrigen und Verrat spielen eine Rolle und bringen durchgehende Spannung in die Geschichte. Lediglich am Ende hätte ich mir noch die eine oder andere Auflösung gewünscht!
"Sternenküsse" ist eine absolute Feel-Good Geschichte, in die man sich für einige Stunden fallen lassen kann und die man mit einem lachenden und einem weinenden Auge wieder verlässt. Dabei durchlebt man eine rasante Achterbahn der Gefühle, denn dieses Buch hat emotional einiges auf den Kasten und hat zumindest mich zeitweise ganz schön aufgewühlt. Man trifft sympathische und weniger sympathische Figuren und erlebt hautnah mit wie zwei völlig verschiedene Welten aufeinandertreffen - und irgendwie hat Frau Fletcher es geschafft, dass das für mich absolut realistisch und greifbar wirkte, ohne die altbekannten Schemata und Klischees. Eine wirklich schöne, bittersüße Geschichte mit vielen Facetten, die ich jedem wortwörtlich ans Herz legen kann - denn "Sternenküsse" ist eine Geschichte für's Herz, also unbedingt lesen!
Giovanna Fletcher hatte bereits als Kind zwei große Leidenschaften: Lesen und Schauspielern. Schon mit 13 Jahren besuchte eine Ganztagsschule für junge Schauspieltalente. Dort traf sie auch ihren späteren Ehemann Tom Fletcher, der mit seiner Band McFly in Großbritannien mehrere Number-One-Hits feiern konnte. Mittlerweile konzentriert sie sich mehr auf das Lesen und Schreiben, ist als freie Journalistin tätig und arbeitet an ihrem zweiten Roman. [via Lübbe]
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