Rezension: Rick Future 1 - Planet der Träumer (Second Edition) (Sven Matthias/Erdenstern/hoerspielprojekt)


Fragt man Filmfans, Serienjunkies oder Hörspielliebhaber nach ihrer Meinung, dann gibt es nur zwei Wahrheiten über Remakes: Erstens scheint es unausweichlich, dass ein erfolgreicher Stoff nach einer Weile erneut aufgelegt wird und zweitens sind Remakes fast nie so gut wie das Original. Rühmliche Ausnahmen sind rar gesät und wenn es sie gibt, dann haben ihre Macher vor allem eines richtig gemacht: Sie haben die Vorlage in Ehren gehalten, sich jedoch so weit von dem Ausgangsmaterial entfernt, dass eine eigenständige Neuinterpretation entstand , die auch den Vergleich mit ihrem Vorbild standhalten kann. Dies bescheinigten Fans und Kritiker beispielsweise der Reimagination von Battlestar Galactica, die zwar das Original nicht vergessen machte, aber auch Zuschauer überzeugte, welche die erste Auflage aus den 1970er Jahren nicht kannten oder mochten. Wie schwer es allerdings ist, solch eine erfolgreiche Formel zu finden, bewiesen im Anschluss Fehlschläge mit den Remakes von Knight Rider, Bionic Woman oder erst kürzlich Charlie's Angels. Ihnen allen gelang es nicht, den Charme des Originals einzufangen und dabei eine eigene Vision zu entwickeln. Vielmehr präsentierten sie sich als alter Wein in neuen Schläuchen, der dem Publikum nicht recht schmeckte. Warum es sie überhaupt gab, erschloss sich dem Publikum nie.
Nach einer Begründung für eine Neuauflage der ersten Folge seiner Hörspielserie Rick Future brauchte Serienerfinder Sven Matthias hingegen nicht lange zu suchen. Als Rick Future 1: Planet der Träumer im Jahre 2008 erstmals erschien, konnten alle Beteiligten mit dem Ergebnis durchaus zufrieden sein, jedoch lässt sich nicht leugnen, dass die Serie seitdem sowohl inhaltlich wie auch technisch große Fortschritte gemacht hat. Zudem stießen in der Zwischenzeit Kreative zum Team der Macher, deren Input gerade die Folgen der zweiten und der aktuell laufenden dritten Staffel auf ein wesentlich gesteigertes Niveau brachten. Kurz gesagt: Die Auftaktfolge in ihrer bisherigen Form spiegelt nicht das wieder, was Rick Future heute ausmacht. Durchaus ein Problem für die Serie, denn potentielle neue Fans könnten von der ersten Folge direkt abgeschreckt werden, obwohl sie sich für die späteren, qualitativ höherstehenden Episoden durchaus hätten erwärmen können. Um die Serie auf einen einheitlichen Level zu bringen und Newcomer den Einstieg zu erleichtern, fiel also die Entscheidung, Rick Future 1: Planet der Träumer ein weiteres Mal zu inszenieren und die Neufassung zur offiziellen Startepisode zu machen.
Im Jahre 2385 ist die Erde ein toter Planet, die wenigen überlebenden Menschen quer durch  das Universum verstreut. Rick Future ist einer dieser heimatlosen Terraner, ein Sternenvagabund und Abenteurer, der gelegentlich als Freelancer für den intergalaktischen Sicherheitsdienstes arbeitet. Ein Auftrag führt Rick und seine Freunde zum Planeten Godima, wo eine unbekannte Macht Besitz von den menschlichen Siedlern ergriffen hat. Rick Future muss sie bezwingen, will er nicht auch zum Gefangenen eines endlosen Albtraumes werden.
Dane Rahlmeyer fiel die Aufgabe zu, auf Basis des Originalplots ein neues Skript zu schreiben. Erhalten blieb neben den Hauptcharakteren und einer Nebenfigur nur noch die Grundidee der Handlung.  Alles andere ist völlig neu und Lichtjahre von dem entfernt, was dem Hörer in der ersten Folge der Serie bislang geboten wurde. Die Handlung ist im Vergleich jetzt deutlich komplexer und kommt nun als integrierter Teil der Rick-Future-Saga daher, gespickt mit Anspielungen auf künftige Ereignisse, was die Neugier der Hörer auf die weiteren Folgen weckt. Außerdem macht man sich die Ereignisse zunutze, die im Prequel Rick Future 0 – Das Schicksal der Erde etabliert wurden.  Ganz im Stile einer Pilotfolge wird zunächst die Ausgangslage erläutert und die Hauptfiguren Rick, Evi und Hubert eingeführt. Dies geschieht in einer Mischung aus Dramatik, Spannung und Humor, womit von Beginn an der Ton nicht nur für den Rest der Episode, sondern auch für die Serie an sich vorgegeben wird. Zudem fährt man eine Klangkulisse auf, welche den Hörer direkt in ihren Bann zieht.
Man merkt Rahlmeyer an, dass er bemüht ist, trotz aller Erklärungen, die notwendig sind, um das Publikum ins Bild zu setzen, das Tempo dennoch hoch zu halten, denn schnell verlagert sich die Handlung auf den Planeten Godima. Dort steht jede Menge Action auf dem Programm, die sehr schön choreographiert wurde. Gleichzeitig ergibt sich so die Möglichkeit, die Charaktere über ihr Handeln definieren zu können, anstatt sie mittels ausschweifender Dialoge dem Hörer näher bringen zu müssen. Es wird allerdings nicht nur geballert in Rick Future 1: Planet der Träumer SE. Der Autor liebt seine Figuren und verstrickt sie darum gerne in witzige Wortgefechte, auf die man als Hörer schnell nicht mehr verzichten mag. Auch die Nebencharaktere sind gut ausgearbeitet und darum mehr als bloße Staffage, was vor allem für die Kopfgeldjägerin Trisha gilt, von der man wohl noch häufiger hören wird. Zu wünschen wäre es jedenfalls. Der Spannungsbogen der Folge ist gut angelegt und führt vom Beginn bis zum augenzwinkernden Finale gelungen über die ganzen 72 Minuten Spielzeit. Unnötige Längen sucht man vergebens. Von der Story her stellt sich absolut der Eindruck einer runden Sache ein, die Rahlmeyer die ganze Zeit über im Griff hatte.
Sven Matthias, Michelle Martin und Ralf Pappers kehren in ihre gewohnten Rollen als Rick, Evi und Hubert zurück und hatten hörbar Spaß an den Dialogen, die für ihre Parts geschrieben wurden.  Markus Raab leiht dem Erzähler erneut seine markante Stimme und zudem absolviert Detlef Tams wieder einen Auftritt als Captain Huggins. Dazu gesellen sich in dieser Folge Robert Frank, Horst Kurth, Tim Gössler, Dorle Hoffmann, Tom Westerholt, Freddy Bee und viele weitere Sprecherinnen und Sprecher der hoerspielprojekts. Nicolas Kurth bleibt als junger Rick Future nachhaltig im Gedächtnis. Eine sehr schöne Gesamtleistung wird dem Hörer geboten, die das hohe Niveau aller Beteiligten unterstreicht. Manche Zweifler sollten nun endlich anerkennen, dass auch in kostenfreien Produktionen hochklassig gearbeitet wird.
Neben der Story und den Stimmen ist natürlich das Sounddesign eine tragende Stütze für ein gelungenes Hörspiel. Nicht nur bezogen auf die atmosphärischen Klänge und die Soundeffekts macht Rick Future 1: Planet der Träumer SE einiges her, sondern auch die Musik, erneut komponiert von Andreas Petersen und eingespielt von Erdenstern, ist in der Tat eindrucksvoll. Alles schreit nach einem Soundtrack-Sonderrelease, den es irgendwann hoffentlich auch einmal geben wird. Die Effekte wurden sorgsam und mit viel Liebe für Details ausgewählt und erreichen ihr Ziel, das Publikum in einen fesselnden Klangraum zu versetzen, zu jeder Zeit. Man mag sich kaum vorstellen, wie viele Stunden allein auf diesen Aspekt verwendet wurde. Hier kann es Rick Future mit sehr vielen anderen Produktionen, seien sie kommerziell oder non-profit, absolut aufnehmen. Darüber hinaus geben Schnitt und Regie von Sven Matthias keinen Anlass zur Klage. Das Cover für die Episode wurde ebenfalls neu gestaltet und stammt erstmals von René Siepmann, der einen eigenen aber durchaus reizvollen Stil einbringt.
Mit Rick Future 1: Planet der Träumer SE haben Sven Matthias, Dane Rahlmeyer und Erdenstern in Zusammenarbeit mit dem hoerspielprojekt ein Hörspiel geschaffen, welches einen idealen Einstieg in die Serie für neue Fans darstellt, aber auch für die bestehenden Anhänger dieser Space Opera ein echtes Erlebnis ist. Die Folge bringt alles mit, was Rick Future ausmacht, angefangen von einer spannenden Handlung, über greifbare und sympathische Charaktere, bis hin zu einer guten Prise Humor, die bei aller Action und Dramatik nie fehlen darf. Dass man trotz allem zu seinen Wurzeln steht, wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass die Originalfolge dem Download der Neufassung als Extra beiliegt. Wer mag, kann sie sich also weiterhin zu Gemüte führen. Noch im ersten Halbjahr 2012 soll übrigens auch die zweite Folge der Serie eine Überarbeitung erfahren. Man darf gespannt sein, mit was die Macher dann aufwarten werden.
Es wäre wünschenswert, dass die Veröffentlichung der Second Edition von Rick Future 1 : Planet der Träumer nicht nur Hörer, die zuvor noch nie Kontakt mit dem Weltraumhelden hatten, zu Fans macht, sondern auch solche Hörspielliebhaber der Serie eine zweite Chance geben, die von der Auftaktepisode in ihrer bisherigen Form nicht überzeugt werden konnten. Denn was hier geboten wird, ist eigentlich nicht die Second Edition, sondern die Definitve Edition in dem Sinne von: Besser kann man einen Serienauftakt eigentlich nicht gestalten.
Rick Future 1: Planet der Träumer SE sollte ursprünglich erst am 30. Januar veröffentlicht werden, steht jedoch bereits ab sofort auf der offiziellen Website der Serie zum kostenlosen Download bereit.
Link 1: Offizielle Website von Rick Future Link 2: Thread zum Hörspiel im Forum vom hoerspielprojekt

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