Rezension: Peter Pan - James Matthew Barrie

Rezension: Peter Pan - James Matthew Barrie

© Anaconda Verlag

Peter Pan| James Matthew Barrie |

Verlag: Anaconda Verlag 2013

Seiten: 192 ISBN: 9783730600344

MEINE BEWERTUNG 

★★-
Fahrkarte ins Niemalsland

Peter Pan, der Junge, der niemals erwachsen wird. Gemeinsam mit Wendy und den verlorenen Jungs erlebt er zahlreiche Abenteuer, kämpft gegen Piraten, Indianer und muss sich zu guter Letzt nicht nur Captain Hook sondern auch dem Erwachsen werden gegenüber treten.

Als Peter Pan in Wendys Schlafzimmer seinen Schatten verliert, weckt er Wendy und ihre Brüder auf. Daraufhin beschließt er, ihnen das Fliegen beizubringen und nimmt sie ins Niemalsland mit, die Insel, auf der Kinder nicht erwachsen werden und gefährliche Abenteuer bestehen.

Peter Pan ist ein schrecklich unsympathischer Charakter. Ich sehe ihn ihm das ewige Kind, genau das, was er für immer sein möchte. Eine Person, die im Hier und Jetzt verhaftet ist, sich nie Verantwortung, Konsequenzen oder den eigenen Entscheidungen stellt, und dabei eine Arroganz ausstrahlt, die mir auf diese Weise noch nie in der Literatur begegnet ist:


„Um es klipp und klar in aller Offenheit zu sagen: Er war der eingebildetste Junge von allen.“ (S. 31)

Trotzdem ist er ein faszinierender Charakter, der als Sinnbild für die Fantasie, Selbstverständlichkeit und Ausgelassenheit der Kindheit steht, und im Erwachsen werden, das schlimmste nur mögliche Schicksal sieht.

Denn alle Kinder müssen eigentlich mal erwachsen werden, wie der Autor bereits eingangs feststellt:


„ … fortan wusste Wendy, dass sie groß werden musste. Man weiß es immer, sobald man zwei ist. Zwei ist der Anfang vom Ende.“ (S. 7)

Nicht aber Peter Pan, der sich ins Niemalsland flüchtet, wohin er auch Wendy und ihre Brüder entführt. 

Der Erzählstil des Autors ist wie eine farbenprächtige schillernde Spirale, die sich vom Hundertsten ins Tausendste dreht, bis ein Detail deutlich wird, nur um dann wieder zum breiten Rand zu springen, wo die schnelle Drehung von vorne beginnt. Es liest sich so, als ob er einfach aufgeschrieben hat, was ihm gerade in den Sinn kam, und diese Gedanken fand ich außerordentlich zauberhaft und bemerkenswert. Denn Barrie hat das Talent, einen erwachsenen Menschen in die kindliche Logik zurückzuversetzen, wo nicht Türen den Körpern, sondern der Körper der Tür angepasst wird, und einem fortwährend ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert, weil allesamt so fantasievoll beschrieben ist.

Trotzdem darf man sich nicht täuschen, denn diese kindliche lockere Art ist nur an der Oberfläche. Darunter scheint eine niederschmetternde Melancholie durch, vom Kreislauf des Lebens bestimmt, die einem beim Lesen auch traurig werden lässt.

Außerdem finden sich in diesem Werk viele brutale Szenen. Laufend ist vom Tod die Rede, der gar nicht so selten umgesetzt wird, es werden Gliedmaßen amputiert und Schlachten geschlagen, liebe Verwandte und Freunde vergessen und trotz allem wird laufend an die Kraft der kindlichen Fantasie appelliert, wenn zum Beispiele eine Elfe vom Gifttod gerettet werden soll.

Und gerade deshalb hat es mir außerordentlich gut gefallen. Diese Fantasie, der amüsante Schreibstil, die Zuspitzungen und Verwirrungen haben mich die gesamte Zeit zum Lächeln gebracht, mir aber auch zum Nachdenken gegeben und mich aufgrund des melancholischen Grundtons nicht losgelassen.

James Matthew Barries Klassiker „Peter Pan“ ist egoistisch, zauberhaft und bemerkenswert, dennoch in der Originalversion vielleicht gar nicht so für Kinder sondern eher für den erwachsenen Leser geeignet, der dadurch eine Fahrkarte für eine abenteuerliche Reise ins Niemalsland erhascht, wo er an der Seite der verlorenen Jungs Peter Pan die Stange hält und man obendrein in die entzückende Logik der eigenen Kindheit zurückfällt.

________________
MEINE BEWERTUNG
★★

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