|Rezension| "Meisterdiebin" von Ally Carter



Moskau kann im Winter eine kalte, strenge Stadt sein.
Nachdem Katarina Bishop mit ihrer Crew das Henley - das sicherste Museum der Welt - ausgeraubt hat, ist sie eine lebende Legende. Sie wird als beste Diebin der Welt gefeiert und auch sie selbst hat hohe Erwartungen an sich. Ganz alleine bestiehlt sie Menschen, um die Gegenstände ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Als sie jedoch auf Constance Miller trifft, die einen ganz besonderen Edelstein zurückhaben will, um den ihre Familie vor Jahren betrogen wurde, wird Kat auf eine harte Probe gestellt, denn es gibt zwei gravierende Probleme. Erstens: Der Edelstein wurde seit dreißig Jahren nicht von der Öffentlichkeit gesehen. Zweitens, und dieser Punkt macht den ganzen Coup noch viel gefährlicher: Der Kleopatra-Smaragd ist angeblich verflucht. Gemeinsam mit ihrer Crew begibt Kat sich auf eine Jagd rund um die Welt und muss bald schon feststellen, dass es immer ganz anders kommt, als geplant.
 Das wohl prägnanteste Merkmal der Geschichte ist der Schreibstil, ganz einfach, weil er so wunderbar humorvoll und ein wenig selbstironisch ist. Die Geschichte liest sich, wie sich ein Mission Impossible Film "guckt" - eine explosive Mischung aus Humor, Spannung und Action. Dabei fällt vor allen Dingen auf, dass man trotz der dritten Person Singular und des auktorialen Erzählers eine unglaubliche Nähe zu der Geschichte aufbauen kann und vor allen Dingen auch zu den einzelnen Figuren, obwohl da sicherlich noch mehr drin gewesen wäre. Das ein oder andere Mal stolpert man zwar über etwas umständliche Beschreibungen und unerklärte Decknamen, aber insgesamt ist die Geschichte von einem ganz besonderen Charme und mit ganz viel Herz und Witz geschrieben - Running Gags inklusive.
Eine gute Idee muss nicht völlig neu oder besonders speziell sein, was viel mehr ins Gewicht fällt ist die Originalität und das ist eine Sache, die leider vielen Geschichten fehlt. Vielleicht ist es genau diese Originalität, die die Reihe um Kat Bishop so besonders und - vor allen Dingen - derart einzigartig macht, auch wenn die Idee an sich schon aus Filmen bekannt ist. Buchtechnisch habe ich jedoch noch nie über Coups und gestohlene Gemälde gelesen, vor allen Dingen nicht, wenn der Täter eine fünfzehnjährige, extrem gewitzte Meisterdiebin ist. Mit "Meisterdiebin" führt Ally Carter die Reihe um die spannende, wie fetzige Geschichte fort und den Leser in eine Welt voller Wunder, hoher Intelligenzquotienten und extrem teurer Schätze, die sicherlich nicht lange dort bleiben, wo sie gerade sind - dafür werden Kat und ihre Crew definitiv sorgen.
Was man einfach mal ganz platt und direkt sagen muss: "Meisterdiebin" ist cool. Kat ist cool. Ja, die ganze Geschichte ist einfach absolut cool und erinnert mich oft an James Bond und Mission Impossible - nur, dass es hier eben umgedreht und nicht mit erwachsenen Männern mit Sonnenbrille vonstatten geht. Ganz im Gegenteil: Protagonistin dieser einzigartigen Geschichte ist die - zugegeben - manchmal etwas distanziert wirkende Kat, über die man nur zu gern noch mehr erfahren würde und die mit Sicherheit jede weinerliche Hauptfigur der gesamten Jugendliteratur in den Schatten stellt, denn egal wie cool du bist: Kat ist cooler! Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Kat bewahrt nicht nur in Extremsituationen einen kühlen Kopf, sondern kann auch sonst schonmal ganz schön kaltschnäuzig wirken - was sie im Laufe der Geschichte aber merklich verändert. Und neben Kat ist da ja noch Hale und der ist... tja, wie soll ich es sagen, ohne mich zu wiederholen? Einfach cool. Ein interessanter, geheimnisvoller Typ (aber ohne die typischen Klischees), der (man lese und staune) Kat hinterherläuft und nicht umgekehrt.
Viel Tiefgründigkeit dürfte man bei so viel Coolness eigentlich nicht erwarten und das Buch ist auch merklich als Unterhaltungslektüre gedacht, aber in den Reihen der Meisterdiebe findet man trotzdem einige zwischenmenschliche Beziehungen, die durchaus als Tiefe durchgehen könnten. Aber eben nur eigentlich, denn im Großen und Ganzen unterhält "Meisterdiebin" seinen Leser von vorne bis hinten, in jedem erdenklichen Land und auf jede erdenkliche Art und Weise, während es sich hier und da in überraschenden Wendungen verliert und
überhaupt einfach spannend und unvorhersehbar ist. Dabei besticht es nicht nur durch fortwährende Action und Spannung, sondern geizt auch nicht mit Lachern und einer charmanten Atmosphäre, die sich durch die leichte Selbstironie offenbart und dem unterhaltsamen Schreibstil. Zugegeben: Ein paar Situationen hätte man offensichtlicher und somit auch verständlicher beschreiben können. Manchmal hing ich doch ganz schön zwischen den Seiten, weil ich nicht mitgekommen bin, aber das mildert den Lesespaß nur minimal.
Auch ein paar Decknamen von Coups hätten erklärt werden können, einfach, weil es mich total interessiert hätte, was Ally Carter sich dazu überlegt hat. Ebenso wie Kats und Hales Vergangenheit, ein paar mehr Infos hätten der Geschichte sehr gut getan, obwohl es oft kleine Gedankengänge in die Richtung gab. Was ich aber gleichzeitig am meisten gemocht und vermisst habe, ist die Beziehung zwischen Kat und Hale, die sich wirklich sehr langsam entwickelt - schon im ersten Teil kannten sich die beiden und in "Meisterdiebin" kommen sie sich näher, scheinen aber immer noch nicht ganz zu wissen, was sie wollen. Sowas mag ich ja eigentlich sehr und auch in "Meisterdiebin" verfehlt das nicht die prickelnde Stimmung, aber trotzdem hätte ich gerne ein kleines bisschen mehr davon gehabt - was aber in keinem Fall als wirklich negativer Punkt gewertet werden sollte, weil ich es ja auch andererseits auch sehr positiv finde.
Wer "Meisterdiebin" und die Reihe um Kat und ihre Crew lesen kann? Im Grunde jeder, ob weiblich oder männlich, der gerne mal Jugendbücher liest und in der Hinsicht von den immer gleichen Klischees und Handlungen übersättigt ist. Auch wenn hier das Rad nicht komplett neu erfunden wird, findet man eine Geschichte, die eigentlich alles hat, was man sich wünschen kann - eine verrückte und sehr große Familie mit einem ungewöhnlichen Gewerbe, eine ziemlich toughe Protagonistin, absolute Coolness, viel Action und eine riesige Portion charmanter Humor. Noch dazu kommt der selbstironische Schreibstil, der auf jeder Ebene zu überzeugen weiß und die Tatsache, dass man hier für einige Zeit Unterhaltung der "Meisterklasse" serviert bekommt, wobei kleinere Makel und Fehlerchen kaum ins Gewicht fallen. Unbedingt lesen!

 Ally Carter ist ein Pseudonym von Sarah Leigh Fogleman, um sie von ihren bisherigen Arbeiten zu unterscheiden zu können. Ihren Nachnamen »Carter« wählte sie so, dass ihre Bücher in der Nähe zu ihrer Kollegin der Erwachsenenliteratur, Jennifer Crusie, zu finden sind. Sarah Leigh Fogleman wurde am 1. Januar 1974 als Tochter eine Lehrerin und eines Farmers in Oklahoma, USA geboren und aufgewachsen. Sie studierte Agrarwirtschaft an der Oklahoma State University und an der Cornell University und war auch einige Jahre in diesem Bereich tätig, bevor sie sich dem Schreiben widmete. In Deutschland sind bisher »Meisterklasse«, »Meisterdiebin« und »Gallagher Girls 1« beim Fischer Jugendbuch erschienen. Sie lebt und arbeitet in Oklahoma, USA. [via Lovelybooks] ...mehr? *klick*
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Für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanke ich mich sehr herzlich bei

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