|Rezension| "Eden und Orion: Lichtjahre zu dir" von Helen Douglas



Sie tanzte mit einem anderen.
Als der gutaussehende Amerikaner Ryan an Edens Schule nach England kommt, merkt sie sofort, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Nicht allein, dass er weder Gandhi, noch Mandela kennt, auch von den Lebensmitteln in der Schulcantine scheint er noch nie gehört zu haben - und welcher normale Amerikaner kennt keine Pizza? Nach und nach kommt Eden ihm immer näher und sie verliebt sich in den geheimnisvollen Ryan. Als sie jedoch eines Tages ein Buch bei ihm zu Hause findet, das noch gar nicht geschrieben wurde und von Geschehnissen aus der Zukunft berichtet, weiß sie, dass Ryan etwas zu verbergen hat. Schon bald muss sie Entscheidungen treffen, die den Erhalt der Menschheit betreffen könnten...
"Eden und Orion" liest sich wie das typische Jugendbuch: Ein simpler, einfacher und lockerer Schreibstil ohne viel verschachtelte Sätze und leider auch ohne prägnante oder blumige Sprache, sodass die Geschichte doch sehr platt und blass bleibt. Das Buch liest sich ansonsten aber sehr schnell und flott und ist definitiv was für Zwischendurch, aber irgendwie auch nichts Halbes und nichts Ganzes. Einige Längen (die es auf so wenigen Seiten eigentlich nicht geben dürfte) und eine nicht völlig ausgeschöpfte Atmosphäre sorgen für Punktabzüge und hätten definitiv besser gemacht werden können. Nett für junge Leser, aber nicht sonderlich intelligent geschrieben.
Es gibt Bücher, die sind bereits nach dem Lesen Lichtjahre aus der Erinnerung entfernt und scheinen schnell in Vergessenheit zu geraten - Bücher, die sich insgesamt zwar ganz nett gelesen haben, im Nachhinein aber doch längst erloschen sind, wenn man die letzte Seite zugeschlagen hat. "Eden und Orion: Lichtjahre zu dir" ist (leider) eines dieser Bücher, die mir nicht lange im Gedächtnis erhalten bleiben werden und das obwohl ich für einige Stunden ganz nett (und etwas seicht) unterhalten wurde. Um es vorweg zu nehmen: Das Buch war nicht schlecht, nein, so würde ich es nicht sagen. Viel mehr hat es sich in die ewige Schlange gleicher Jugendbücher eingereiht und lockte weder mit Originalität, noch mit viel Spannung oder Eigenständigkeit. Unterhaltung: Ja! Wow? Nein.
Dabei hatte ich auf den knapp zweihundertsiebzig Seiten eine rasante und schnelle Story vermutet, die sich jedoch erst im letzten Drittel wirklich erahnen lässt. Die Geschichte plätschert die meiste Zeit seicht dahin und bedient sich den obligatorischen Klischees und wirkt dabei nur allzu konstruiert. Welchen Platz bekommt der Neue zugewiesen? Natürlich - neben Eden.Welchen Kunstpartner bekommt Eden? Natürlich - den Neuen. Das sind nur wenige Beispiele, die zeigen dürften, wie offensichtlich Douglas einen Handlungsstrang entwirft, wie offensichtlich der Leser mit der Nase nach vorn auf den weiteren Handlungsverlauf gedrückt wird. Vorhersebarkeit ist wohl eines der Worte, die "Eden und Orion" relativ gut beschreiben würde, denn irgendwie läuft alles doch genau so, wie man es von Anfang an erwartet hätte.
Die Idee ist insgesamt interessant und auch wenn sie prinzipiell das Rad nicht neu erfindet, so wirkte sie auf mich doch unverbraucht und nicht so plattgetreten, wie so manch andere Thematik. Besonders gelungen ist der Umgang mit der Technik, den Erfindungen und der insgesamten Zukunftsvision, die zwar einige Fragen offen lässt (Weshalb hat Ryan einen anderen Dialekt? Ändert sich ein solcher tatsächlich so rasant?) und irgendwie auch sonst sehr mit Informationen geizt, ansonsten aber Spaß macht und gut zu unterhalten weiß. Auch sehr schön: Ein paar kleine Erklärungen zu Sternen, Sternenbildern und dem Himmel, was immer mal wieder als kleine Informationshäppchen eingeworfen wird und mich sehr interessiert hat. Der Verlauf der Handlung ist durchweg vorhersehbar, so weiß man oft schon sehr schnell, wer für was verantwortlich ist und was im Laufe der Geschichte geschehen wird und auch die Spannungskurve hebt sich erst gegen Ende ein wenig an.
Figurentechnisch möchte ich eigentlich nicht viel sagen, weil man da auch einfach tausend andere Jugendbücher lesen könnte und dann genau wüsste, wie die Charaktere in "Eden und Orion" so sind, denn auch hier gibt es wieder einige Komplexe à la "Ich spiele nicht in seiner Liga" oder der allseitsbekannte verliebte beste Freund, der von der Protagonistin aber nicht bemerkt wird. Schade, hier hätte man deutlich mehr rausholen können, denn ganz ehrlich, liebe Autoren: Wir haben genug von der grauen Maus, die in Wirklichkeit doch wunderschön ist und keinerlei Fehler hat, außer ihre geheuchelte Bescheidenheit! Charakaterentwicklungen gibt es nur in Maßen und wenn, dann sind diese entweder vorhersehbar oder verlaufen viel zu schnell (Wie schnell konnte sich Connor bitte entlieben?), was der Geschichte natürlich viel Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe nimmt.
Ja zu der Idee, Nein zu der Umsetzung - "Eden und Orion: Lichtjahre zu dir" zeigt dem alteingesessenen Jugendbuchleser einmal mehr, das Originalität keine einfache Aufgabe ist. Obwohl das Buch nicht schlecht ist, wird es wohl eine kurze Leseaffäre geblieben sein - aus den Augen, aus dem Sinn oder auch: Lichtjahre entfernt von mir. Mit platten und oberflächlichen Figuren, einer zwar unverbrauchten, aber doch relativ simplen und vorhersehbaren Idee erfindet Autorin Helen Douglas das Rad nicht neu und schafft es leider nicht, mich vom Hocker zu hauen. Kleinigkeiten stimmen, aber im Gesamtbild punktet die Geschichte leider nicht. Nett für Zwischendurch und sicherlich ein schönes Jugendbuch, mehr aber auch nicht. Ob ich die Folgebände lesen werde? Vielleicht mal, wenn ich nichts anderes zu tun habe, ansonsten muss es wirklich nicht sein.


Helen Douglas studierte Wirtschaftsgeschichte an der London School of Economics. Sie arbeitete als Lektorin, Theaterdirektorin und Englischlehrerin in London und Kalifornien. Außerdem ist sie begeisterte Hobby-Astrologin. Heute lebt Helen Douglas mit ihrem Mann und ihren Kindern in Cornwall. [via Sauerländer]
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Für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanke ich mehr sehr herzlich bei

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