Rezension: Der perfekte Stil

Seit einigen Wochen lese ich nun schon das Buch „Der perfekte Stil“ von Nina Garcia. Und schiebe diese Rezension vor mir her, weil ich jeden Tag neue Facetten an dem Buch entdecke.

Wie ja bereits in anderen Beitrage erwähnt, habe ich meinen eigenen Kleiderschrank rigoros ausgemistet, um nur noch Dinge zu tragen, die ich mag – das Leben ist zu kurz für hässliche Kleidung. Da ich jedoch einen (relativ) konservativen Bürojob habe, ist es eben doch nicht so ganz egal, was ich da anziehe. Prinzipiell war auch in der Vergangenheit mein Problem, dass ich keine wirklich vollständige bzw. gut kombinierbare Basisgarderobe hatte. Da ich nun gerade dabei bin, diese zusammenzustellen, war es an der Zeit, mal in dem ein oder anderen Ratgeber zu dem Thema nachzuschlagen…

… und diese dann kopfschüttelnd in die Ecke zu schmeißen. Meistens sieht das Ergebnis solcher Ratgeber nämlich nach Burberry- Katalog aus (klassisch, aber ohne Ecken und Kanten, die einen eigenen Stil wirklich ausmachen) oder aber die Ratgeber kommen übergriffig und von oben herab herüber – da ich nunmal auch im Bereich Mode ausgebildet bin, lasse ich mir nunmal keine Dogmen verkaufen wie „Weiße Hosen tragen grundsätzlich auf – tragen Sie daher lieber keine“ (wo wir dabei sind, schlecht geschnittene Hosen tragen immer auf und gut geschnittene verkaufen heute wenige Läden…) Also, mal in einige neuere Ratgeber reinschauen, nur welche?

9783442392346_Cover

Mosaik Verlag, August 2012, ISBN 978-3-442-39234-6

Einfach schon vom Einband her interessierte mich sofort Nina Garcias Buch „Der perfekte Stil“. Im Gegensatz zu anderen Ratgebern findet sich nämlich kein Bild der Autorin auf dem Buchdeckel. Nicht, dass mich das bei anderen stört, aber es zeigt den Fokus des Buches meiner Meinung nach – manche Ratgeber verkaufen sich einfach, weil ein lächelnder Fernsehprominenter darauf abgebildet ist, besser, denke ich. Oder anders, dieses Buch hat das offensichtlich nicht nötig. Denn auch Nina Garcia ist ja durch z.B Project Runway durchaus auch aus dem Fernweh bekannt, wenn auch vielleicht eher im englischsprachigem Raum.

Was habe ich? – Was will ich? – Was brauche ich?

Angenehm am Buch finde ich die direkte Art – eigentlich gliedert sich das Buch nach einer kurzen Einleitung über Stil, Kreativität und Strategie zur Findung des eigenen Stils einfach in 3 große Abschnitte, die in sich nochmals in einzelne , sehr kurz und übersichtlich gehaltene Blöcke aufteilen. Trotz dieser direkten Art schafft die Autorin einen Ton anzuschlagen, als gebe eine gute Freundin einem Ratschläge (hier ist ins besondere auch die deutsche Übersetzung von Isabella Bruckmaier zu loben, denn leider geht der Charme oft mit der Übersetzung flöten) – unverbindlich und generell, sodass diese eben im eigenen Stil umgesetzt werden können und nicht zig „Nina Garcia-Clone“ entstehen. Ein sehr gutes Beispiel ist z.B. die von der Autorin vorgeschlagene Playlist zum Kleiderschrank ausmisten – jedes Lied mit den persönlichen Gedanken, wieso dieses Lied auf der Liste steht, gefolgt von der Bitte, sich doch die eigene, ganz private Playlist vorzustellen.

Daneben gefallen mir auch die Tipps der Autorin, Freundinnen einzubeziehen – das Ausmisten des Kleiderschranks wird so nicht lästig, sondern eine vergnügliche Modeparty und eine Shoppingtour wird zur wertvollen gemeinsamen Zeit mit dem Partner, der besten Freundin oder auch mit der Mutter, auch, wenn man nicht viel Geld zum Ausgeben hat.

Denn ein weiterer Punkt, der mich an dem Buch beeindruckt, ist die Betonung auf Sparsamkeit und auch Nachhaltigkeit – da war ich platt. Es ist ja nunmal so, die Nachhaltigkeit ist noch nicht wirklich in der Modeindustrie angekommen. Nachhaltiger Mode hängt immer der Ruf nach, „öko“ auszusehen. Um so wichtiger, dass es in den Köpfen der Konsumenten ankommt – dann wird auch die Industrie nachziehen. Und damit das in den Köpfen ankommen kann, brauchen wir Bücher wie dieses von Nina Garcia – denn hier wird klar vorgeschlagen, was umgeändert, gepimpt oder repariert werden kann, dass wird umgeändert, gepimpt und repariert bevor Geld für Neues ausgegeben wird!

Denn auch das Budget spielt in den Ratschlägen der Autorin eine große Rolle. Im Gegensatz zu anderen Ratgebern, deren Basisgarderobe aus 20-25 Teilen bestehen, die man natürlich nur in hoher Qualität auf einmal kaufen soll, zeigt Nina Garcia einen Weg auf, wie nach der Bestandsaufnahme die Basisgarderobe allmählich aufgebaut werden kann, ohne sich gleich zu verschulden. Die vorgeschlagenen Basics belaufen sich in diesem Buch auf 12 Teile – mehr nicht. Durch die Strategie, die im Buch vermittelt wird, ist man vor Spontankäufen gefeit, wenn man es schafft, sich daran zu halten und kommt trotzdem mit den genannten Teilen aus.  (Ich bin jetzt schon ein bißchen stolz, denn meine Liste hier verfolgt tatsächlich dieselbe Strategie, bevor ich begonnen hatte, das Buch zu lesen!)

Ganz nebenbei erklärt die Autorin die wichtigsten Basics der Bekleidung und der Schuhe (die für die Autorin das wichtigste sind und für das sie am ehesten Geld ausgeben würde). Und ganz wichtig – die wichtigsten Basics zu Körperpflege, Haarpflege und -styling sowie Kosmetik – denn was ist das richtige Outfit ohne Styling? Aber auch hier gibt die Autorin den Ratschlag, Prioritäten zu setzten und natürlichen Pflegemitteln den Vorzug vor teuren „Wundermittelchen“ zu geben. Ebenso gibt es einige Shopping Tipps, um günstig an die gewünschten Keypieces zu kommen und…

-ganz wichtig für mich als Textilliebhaberin und gelernte Schneiderin- Tipps zur richtigen Pflege, Reparatur und Instandhaltung der Garderobe! Mal ehrlich, wir regen uns heute alle auf über Wegwerfmode à la Primark – aber wer von uns setzt sich hin und bessert aus? Und wer hat noch eine Schneiderin (selbst ich habe keine bzw. wüsste keine in der Gegend). Textilpflege ist auch so ein Ding – in den meisten Textilien stehen nämlich nicht die Angaben, die das Kleidungsstück tatsächlich aushält sondern die Angaben, mit denen selbst beim DAU (dümmsten anzunehmendem User) einer Waschmaschine, nichts schief gehen sollte. Allerdings halten sich die Tipps zur richtigen Wäsche in Grenzen. Ja, nicht zu oft waschen, dunkle Jeans auf links und farblich sortiert, empfindliche Sachen ins Wäschenetz, Trockner vermeiden, bestimmte Dinge wie Strickwaren liegend trocknen – vielleicht erwarte ich hier auf Grund meiner Fachkenntnisse einfach zu viel. Denn alleine die heutigen Flüssigwaschmittel sind eine Zumutung für Textilien, von daher hätte ich hier wenigstens einen Satz zum geeigneten Waschmittel erwartet.

Sehr gut gefällt mir die Liste mit Links zum Shoppen am Ende des Buches, denn sie ist a) bei der Übersetzung auf den deutschen Markt angepasst worden und b) enthält sie tatsächlich einen Abschnitt Vintage – leider ist es wie bei so vielen solcher Listen am Ende von Büchern – denn zumindest im Abschnitt Vintage sind etliche Adressen stillgelegt oder nicht mehr aktuell. Zumindest bei Neuauflage könnte das doch aktualisiert werden, oder?

Abgerundet wird das Buch aber vor allem durch klug gewählte Zitate von Modedesignern, Stilikonen und Prominenten, kleinen Anekdoten aus der Modegeschichte, nette Beispiellisten (z.B. zum Thema „Kultfrisuren“ – we all love Elvis and Bettie <3) und den wirklich wunderschönen Illustrationen von Ruben Toledo! Und gerade diese wunderschönen Illustrationen und Zitateinschübe lassen mich das Buch gerade wieder und wieder betrachten und darüber sinnieren.

Rezension: Der perfekte Stil
Mir gefällt dieses Buch wirklich ausserordentlich gut, auch wenn ich vielleicht nicht ganz soviel daraus mitnehme, weil ich mich ja schon auf einem recht ähnlichen Kurs befunden habe. Trotzdem werde ich bestimmt zum ein oder anderen Thema darin nachschlagen. Einziger Kritikpunkt bleibt die zu kurz geratene „Waschanleitung“ und das „Beharren“ auf bestimmten Materialien – okay, es ist ein Buch von einer Fashionista geschrieben (ich glaube, da sind die wenigsten tatsächlich vegan und wenn, dann nicht über den Tellerrand hinaus) – und obwohl ich selbst Second-Hand Wolle in Ausnahmefällen trage und auch Wolle aus guter Haltung selbst verstricke, Kaschmir ist für mich einfach ein No-Go (und ein Baumwollrollkragenpullover tut es genau so, wie einer aus Kaschmir oder Wolle, vielleicht sogar besser, denn wir sitzen ja meist in beheizten Räumen) – allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau angesichts eines wirklich gelungen Ratgebers.

Wer nach diesem Buch noch nicht genug hat, von Nina Garcia sind ebenfalls im Mosaik Verlag erschienen:

  • Der perfekte Kleiderschrank – Die 100 Styleklassiker, die jede Frau braucht
  • Der perfekte Look: Umwerfend aussehen – bei jeder Gelegenheit
  • Der Styleguide: Akzente setzen- besser aussehen


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