Review “Kenobi”

Es gibt Star Wars Bücher, die haben mehr Gewicht als andere. Die werden schon vor ihrem Erscheinen heißer erwartet und erhalten danach von den Medien mehr Aufmerksamkeit.

2012 war dies bei “Darth Plagueis” so, 2014 könnte es der Darth Maul Roman “Lockdown” werden und 2015 wird es ohne jeden Zweifel die Romanadaption zu Episode VII.

2013 kam diese Ehre “Kenobi” von John Jackson Miller zu, des Autors erster Ausflug in eine Ära außerhalb der Old Republic.

Doch bevor wir darauf eingehen, was dieses Buch ist, beginnen wir damit was es nicht ist:

Zunächst: “Kenobi” ist NICHT episch! Gesamtheitlich betrachtet bringt dieses Buch die SW Saga keine 5 Zentimeter weiter. Wir erfahren hier nicht, wie Obi-Wan aka Ben erfahren hat, dass sein alter Schüler/Bruder/Freund nicht am Ufer eines Lavastroms auf Mustafar gestorben ist sondern in einer schwarzen Rüstung seine Zeit damit verbringt, die letzten überlebenden Jedi zu exekutieren. Es gibt in diesem Buch keine Szene, in der der Imperator herausfindet, dass Padme ihre Kinder noch zur Welt bringen konnte, bevor sie starb und der deshalb eine Legion Sturmtruppler nach Tatooine und nach Alderaan schickt, um die beiden Babies zu töten. Es geht in dem Buch auch nicht darum, dass der fünf-jährige Luke von einem Wüstenskorpion gestochen wird und Ben nur mit Hilfe seiner Macht-Heilungskräfte verhindern kann, dass die “neue Hoffnung” schon nach kurzer Zeit wieder erlischt. Und auch nicht darum, wie Ben mit Bail Organa darüber konferiert, wie man am Besten eine Rebellenallianz auf die Beine stellte. Und letztlich nicht einmal darum, wie Qui-Gon Jinn seinem ehemaligen Schüler beibringt, wie man nach dem Tod als Machtgeist weiter existieren kann (und das finde ich ein bisschen schade, denn ich hätte mir irgendetwas in diese Richtung gewünscht!).

Wer etwas in dieser Art von “Kenobi” erwartet hat, der wird wohl enttäuscht sein.

Doch was ist dieses Buch nun? Vielfach wird behauptet, dass es ein Star Wars Western ist und dem will ich nicht widersprechen. Ich mag das Buch trotzdem und das sage ich in der tiefen Überzeugung jemandes, der Western ÜBERHAUPT NICHT ausstehen kann: es gibt eine Art Fort, das angegriffen wird, Farmer, die zwar keine Rinder züchten, sondern Wasser aus der Luft gewinnen, einen nach außen netten Sheriff, der mehr als einen dunklen Fleck auf seiner weißen Weste hat, so etwas wie Indianer und einen mysteriösen Fremden, der plötzlich auftaucht, wenig spricht (vor allem über sich selbst und seine Vergangenheit) und der das Leben der Menschen in einer kleinen Oase mitten in der Wüste gehörig auf den Kopf stellt.

Miller sagte in einem Interview, dass ihm die Idee zu dieser Geschichte schon vor einigen Jahren gekommen ist und dass sein ursprüngliches Konzept vorsah, “Kenobi” als ein Comic umzusetzen. Und tatsächlich hätte die Handlung gut zu diesem Format gepasst. Denn es gibt nur sehr wenige Seiten, in denen wir tatsächlich in den Kopf des Jedi und ehemaligen Klonkriegs-Helden eintauchen, die meiste Zeit über sehen wir ihn durch die Augen der Anderen, was am Anfang ein wenig seltsam und unerwartet ist, doch man gewöhnt sich schnell daran, zumal es Miller gelingt, auch die übrigen Figuren der Geschichte glaubwürdig und interessant zu “zeichnen”. Und nicht zuletzt schreibt er auch einen verdammt guten Obi-Wan. An vielen Stellen glaubt man Ewan Mcgregor oder James Arnold Taylor in seinem Kopf zu hören, wenn der Jedi spricht und hat entweder den Menschen oder die Clone Wars Figur vor seinem inneren Auge.

Und nicht zuletzt erlaubt dieses Buch auch einen der seltenen Blicke in die Gedankenwelt der Tusken Raider, die hier nicht nur als “brutale, unbarmherzige Monster” dargestellt werden, sondern als isolierte und verletzbare Stämme, die gegen die Siedler und Farmer um ihr Leben kämpfen.

Ein weiterer Pluspunkt dieses Buches ist, dass man es praktisch komplett ohne Vorwissen lesen kann. Die einzige größere Referenz auf andere Figuren des EU ist Sharad Hett aus den “Republic” Comics. Siri Tachi und Satine – Kenobis Exs – werden in einem einzigen Satz erwähnt und daneben noch das Massaker an den Tuskens aus Episode II. Vermutlich muss man nicht einmal wissen, was ein Jedi ist, um dieses Buch zu verstehen. Insofern ein idealer Einstige in das Expanded Universe.

Und diese “Abgekoppeltheit” spiegelt sich auch in dem Buch selbst wieder: die Siedler auf Tattooine haben nur ein vage Vorstellung von den Klonkriegen und der Rolle der Jedi in diesen. Es gibt Gerüchte, dass die Republik durch eine “neue Ordnung” ersetzt wurde und dass der Kanzler sich selbst zum Imperator gemacht hat, aber für das Leben des Einzelnen ändert sich dadurch nichts. In Anbetracht von 6 Filmen, mehr als 100 Folgen Clone Wars und dutzenden Büchern und Comics, in denen das Schicksal der ganzen Galaxis auf dem Spiel steht ist ein solcher Ansatz fast schon “erfrischend”.

“Kenobi” ist nicht wirklich spannend, in klassischen Sinn, aber die Wendung, die das Buch am Ende nimmt ist doch überraschend (zumindest war sie das für mich) und gibt es Buch den nötigen Pfiff. Dazu kommt, dass viele der Figuren, auch wenn sie nur kleine Rollen haben wirklich gut getroffen sind, von dem deprimierten Rodianer, der den ganzen Tag vor seinem Drink sitzt (ohne dass man je erfährt warum er so niedergeschlagen ist), der senilen Nikto, die die Inhaberin der Cantina jeden Tag auf’s Neue fragt, ob sie hier arbeitet, bis zum schmachtenden Teenie-Girl, das sich Hals über Kopf in Ben verliebt…


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