Review: HÜTER DER ERINNERUNG - THE GIVER - Keine Herausforderung für den Geist

Review: HÜTER DER ERINNERUNG - THE GIVER - Keine Herausforderung für den Geist
Fakten:
Hüter der Erinnerung – The Giver (The Giver)
USA. 2014. Regie: Philip Noyce. Buch: Robert B. Weide, Michael Mitnick, Lois Lowry (Vorlage). Mit: Brenton Twaites, Jeff Bridges, Odeya Rush, Meryl Streep, Katie Holmes, Cameron Monaghan, Alexander Skarsgard, Taylor Swift, Vanessa Cooke, Alexander Jillings, Emma Tremblay u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 2. Oktober 2014 im Kino.

Story:
Jonas lebt in einer Welt, die nach diversen Kriegen sich dazu entschieden hat, dass Gleichheit der einzige Weg ist, in Frieden leben zu können. Alles wird deswegen vom Rat der Ältesten kontrolliert. Als Jonas nach seiner Schulausbildung einen Beruf zugewiesen bekommt, erhält er den Beruf des Hüter der Erinnerung. Der Einzige, der weiß, wie das Leben früher einmal war. Beim alten Hüter beginnt er seine Ausbildung und muss bald einsehen, dass die neue Welt nicht unbedingt besser ist, als die alte.


Meinung:
Der neue Trend, Jugendbücher mit dystopischen Inhalt zu verfilmen, sollte eigentlich mit dem ersten Teil des Finales von „Die Tribute von Panem“ so langsam den Höhepunkt erreicht haben, was für die Studio selbstverständlich kein Grund darstellt, nicht weiter jeden dystopischen Roman für Heranwachsende zu verfilmen. Nach „Die Bestimmung – Divergent“ und „Maze Runner“ kommt nun also „Hüter der Erinnerung – The Giver“, den Regie-Veteran Philip Noyce („Die Stunde der Patrioten“) inszenierte. Das Ergebnis ist äußerst monochrom, was nicht unbedingt daran liegt, dass gut das Viertel des Films schwarzweiß ist.

Review: HÜTER DER ERINNERUNG - THE GIVER - Keine Herausforderung für den Geist

Die Chefin bestimmt und alle hören zu

Das inszenatorische Konzept des Films, es erinnert entfernt an „Pleaseantville“ von Gary Ross, geht zu Beginn auf. Die kalten Bilder in schwarzweiß, die jeden Anflug von Gefühl alleine schon optisch verstummen lassen, bieten einen direkten und wenig vorbereiteten Einstieg in die dargestellte, futuristische Welt. Dass die handelsübliche Exposition nur wenige Sekunden entfernt ist und diese mal wieder lieb- und kreativlos von statten geht, ist ein Makel, den scheinbar alle dystopischen Filme der letzten Zeit haben. Wenn sich der monotone Farbschleier schließlich für Hauptfigur Jonas (Brenton Twaites, „Maleficent“) hebt und er zum ersten Mal die Pracht der Farben vernimmt, so bleibt dieses Gefühl für den Zuschauer aus. Regisseur Noyce vermag es nicht die Erfahrung des Neuen, des Befreiten spürbar wie überzeugend zu visualisieren. Dem überforderten Brenton Twaites gelingt es ebenfalls nicht. Was dazu führt, dass man sich als Zuschauer irgendwie allein gelassen fühlt, in dieser fremden Zukunftswelt, deren Stilistik nicht nur kalt, sondern selbst wenn alle Farben erblüht sind, trivial ist. Die Welt von „Hüter der Erinnerung – The Giver“ ist kurz gesagt absolut fade, obwohl die dort befindliche Manipulation des menschlichen Verstandes, ja durchaus reizvoll und interessant erscheint. Dieses Themengebiet wird aber leider mehr schlecht als recht behandelt. Am Ende ist „Hüter der Erinnerung – The Giver“ mal wieder ein Opfer der Zielgruppenorientierung. Mehr Mut den Zuschauer mental herauszufordern wäre hier wahrscheinlich der Schlüssel zum Erfolg gewesen.

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Der alte Hüter beim dumm gucken

Immerhin bietet „Hüter der Erinnerung – The Giver“ einen durch aus interessanten Cast. Jeff Bridges und Meryl Streep stechen natürlich heraus und auch wenn Streep ein wenig so wirkt, als würde sie auf Autopilot agieren und Bridges letztlich nicht mehr tut als die Masche des weisen, alten Mannes von A bis Z durchzugehen, sind die beiden doch die Highlight des Films. Dem gegenüber steht Hauptdarsteller Brenton Twaites auf verlorenem Posten, genau wie seine gleichaltrigen Mitstreiter. Schade vor allem, dass Cameron Monaghan hier verheizt wird. In der sensationellen Serie „Shameless“ weiß er nämlich zu überzeugen. In „Hüter der Erinnerung – The Giver“ darf er als Jonas bester Freund nur wieder die gängige Charakterschablone ausfüllen: vom besten Freund zum Feind. Sehr schlimm vor allem, da das Drehbuch auch keinerlei Anstalten macht, diesen altertümlichen Konflikt in irgendeiner Art und Weise neu zu modellieren oder auszubauen. Aber gut, dafür besitzt der Disput eh nur eine marginale Imposanz ohne Mehrwert und Kraft.

„Hüter der Erinnerung – The Giver“ könnte man als „Equlibrium“ auf Valium beschreiben. Wobei dieser Vergleich sicherlich mehr als nur ein Hinkebein besitzt. Dennoch ist der Film ein eher müder Versuch aus dem Trend der dystopischen Jugendbuchliteratur noch etwas Kleingeld herauszuquetschen. Es ist ein liebloser, weil ungehemmt anspruchsloser Film, obwohl die Vorlage durchaus als intelligenter Roman gilt. Die eigentliche Dimension des Stoffes, der dargebotenen Welt und alle ihrer Mysterien verebbt in der Beiläufig- und Mutlosigkeit der inszenierten Erzählung. „Hüter der Erinnerung – The Giver“ will es scheinbar allen recht machen und übernimmt deswegen auch gleich das Denken. Sehr bedauerlich.

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