Review: Die Schmutzigen Hände

Jette Steckel, der Shootingstar der deutschen Nachwuchsregisseurinnen, versucht sich nun an Sartres existentialistischem Drama.

Star des Abends ist sicherlich Ole Lagerpusch, der mit großem Talent, einen facettenreichen und innerlich zerrissenen Hugo spielt. Auch Ulrich Matthes, der den Hoederich spielt, ist in Höchstform. Während Hugo der zentrale Protagonist im Stück ist, bleibt seine Frau Jessica (Katharina Marie Schubert) eine Figur, ein Luxuspüppchen, die durchaus Persönlichkeit und Humor besitzt, aber im Verlauf des Stücks keine Entwicklung der Persönlichkeit erlebt. Sie fungiert für Hugo, wie auch Hoederich, als ein Objekt der Begierde. Besitz und Identifikation.

Das Bühenbild ist schlicht gehalten, jedoch mit raffinierter Mechanik ausgestattet, so dass sich die sich auf Drehscheiben befindenden Wände bewegen. So verändert sich der Raum kontinuierlich: teils bedrohlich schnell rasen die Wände wie liegende Mühlräder auf die Schauspieler zu – teils verändert der Raum langsam seine Form.
Das Stück beginnt mit der Entlassung Hugos aus dem Gefängnis. Er trifft auf Olga (Maren Eggert), die ihn vor der gekippten politischen Lage warnt und ihn auf seine politische Verwendbarkeit hin prüft. Im zweiten Akt wird das Drama aufgebaut. Hugo will nicht mehr nur der Schreiberling der Partei sein, der intellektuelle Beobachter – er will eine Heldentat vollbringen. Er erklärt sich bereit den Parteiführer zu ermorden, da dieser einen politischen Kurs anstrebt, der vielen in der Partei missfällt. Als er Hoederich jedoch kennenlernt, verfällt er dessen Charisma. Er ist zwar wütend auf Hoederichs Kompromissbereitschaft mit den reaktionären Kräften, kann sich aber trotz allem dem Bann seiner Souveränität, Stärke und Einfühlungsvermögen nicht entziehen. Denn selbst als Hoederich begreift, dass Hugo ihn töten soll, begegnet er ihm väterlich und wohlwollend. Hugo solle sich auf das konzentrieren wozu er Talent habe, nicht auf das was am meisten Opfer bringt. Das Schreiben passe zu ihm, nicht das Morden. Die Beziehung der beiden entwickelt sich zu einem Vater- Sohn Konflikt. Einerseits wünscht sich Hugo einen Vater wie Hoederich. Einen Vater, den er bewundert, der ihm Halt gibt und ihm Akzeptanz vermittelt. Andererseits verhindert die Vaterfigur die vermeintliche Ödipalisierung durch den Akt des Mordes, der ihn vom unreifen Jüngling, dem Schreiberling, zum Helden, zum Manne machen soll. In dieser Szene gelingt es den Schauspielern eine  einmalige Spannung zu erzeugen. Es ist der Höhepunkt des Stücks. Die Performance von Ole Lagerpusch und Ulrich Matthes  kann ohne Übertreibung als großartige Schauspielkunst bezeichnet werden.

Hugo bricht ab, er kann Hoederich nicht erschießen. Er erkennt, dass er nicht wirklich ideologisch hinter dem politischen Mord steht, zu groß ist seine emotionale und moralische Verwirrung. Erst als er Zeuge der erotischen Verwicklung Hoederichs mit Jessica wird, kommt es zu einer Kurzschlußhandlung und er erschießt Hoederich. Schnell, emotionslos und ohne zu zögern. Im letzten Akt erschießt sich Hugo in Gegenwart von Olga mit dem Ausruf “Nicht verwendbar”. Der einzige Weg sich aus der der Politik zu entziehen sah er im Selbstmord.

Sartres Stück stellt die Frage, ob und wie man sich in gesellschaftliche Prozesse einmischen muss, für welche Gesellschaftsform man eintritt und ob es ‚richtiges’ Handeln in Zeiten globaler sozialer und demokratischer Krisen überhaupt geben kann. Jette Steckel enthält sich einer Stellungnahme. Sie zeigt großes Talent in der Arbeit mit den Schauspielern – politisch bewegt sie sich auf jedoch neutralem Boden. Während dieses hochpolitische Stück ein großes Potential für einen Gegenwartsbezug hätte, unterlässt es Steckel gänzlich, dem Stück einen aktuellen Bezug zu geben.

Review: Die Schmutzigen Hände


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