Rauhnächte – Aberglaube und Volksmund

Ich habe in meinen bisherigen Berichten bereits einiges zum Thema Rauhnächte zusammengetragen. Wer in den letzten Tagen und Nächten in den Bergen unterwegs war, der konnte feststellen, dass vor allem die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge besonders farbenprächtige Schauspiele waren. Diese Farbenpracht wird und wurde im Zusammenhang mit den Rauhnächten gesehen, hat aber vielmehr damit zu tun, dass die Sonne an den Tagen der Wintersonnenwende besonders tief steht.

Die Rauhnächte haben seit jeher eine besondere Bedeutung. Und so verwundert es nicht, dass damit viele Sagen, Märchen und Erzählungen eng verknüpft sind. Mein Vater, ein Zillertaler von einem Bergbauernhof, hat mir in frühen Jahren viele dieser Geschichten erzählt. Damals war mir der Zusammenhang und der Hintergrund nicht bewußt. Heute, da ich mich damit befasse, kann ich diese enge Verknüpfung verstehen.

In diesem Beitrag möchte ich Euch einige mit den Rauhnächten in Zusammenhang stehende Mythen vorstellen. Mythen, die vor allem auch aus dem täglichen Leben entstanden sind. Wie soll es auch anders sein. Die Kirche, aber auch die Not haben erfinderisch gemacht.

Alle Räder sollen stillstehen

Räder sollen in den Rauhnächten stillstehen. Etwas, das ich auch aus dem Munde meines Vaters immer wieder gehört habe. In der Zeit der Rauhnächte wurden weder Spinnräder, noch Windräder, noch die Räder von Mühlen bewegt. Das Chaos, das im vergangenen Jahr entstanden ist, sollte wieder in Ordnung kommen und zudem so sagte man, drehte sich in dieser Zeit das Schicksalsrad.

Unordnung/Ordnung

Die Alten waren davon überzeugt, dass Unordnung und Chaos böse Geister und Wilde anzieht. Diese wiederum waren dafür bekannt, dass sie Krankheit und nicht selten auch Tod mit sich brachten. Aber auch für die Ernte konnte dies Folgen haben, so zumindest meinte man. Daher wurde vor Beginn der Rauhnächte Ordnung geschaffen und aufgeräumt. Damit sollten die bösen Geister von einem Besuch abgehalten werden.

Türen leise schließen

Ich erinnere mich noch gut daran, auch mein Vater hat um die Zeit der Heiligen Nacht immer gesagt, schließt die Türen leise! So war man früher davon überzeugt, wenn man die Türen in dieser Zeit “knallen” läßt, dass dies im neuen Jahr Unfrieden bringen wird. Vielleicht kann man auch das Weihnachtslied “Stille Nacht” in einem Zusammenhang damit sehen.

Keine Betten und Wäsche im Freien lüften

Zur Zeit der Rauhnächte sollte man – den Überlieferungen nach – auch keine Betten und Wäsche im Freien lüften. Die Wilden und bösen Geister können sich in dieser verfangen und bringen so für das kommende Jahr Krankheiten mit sich. Früher, so mein Vater, hat man während der Rauhnächte ohnehin keine Wäsche gewaschen (“Alle Räder sollen stillstehen”).

Geliehenes soll wieder an Ort und Stelle sein

Wer sich etwas im Jahr ausgeliehen hat, der sollte es spätestens in den Rauhnächten wieder zurückgeben und auch Geliehenes sollte man dann wieder erhalten, denn ansonsten – so ging man davon aus – war im kommenden Jahr mit Krankheit und Energieverlust zu rechnen. Von der üblen Nachrede soll hier gar nicht erst gesprochen werden.

Spielverbot

In den Rauhnächten durfte man nicht um Geld spielen. Wie mein Vater erzählte, haben sich im Zillertal auch die härtesten Männer daran gehalten. Denn wer in diesen Tagen Spiele um Geld machte, wurde von bösen Geistern heimgesucht, die sogar dazu führen konnten, dass einem der Verstand geraubt wurde.

Kinder der Rauhnächte

Kinder, die an Samstagen und Sonntagen während der Rauhnächte geboren wurden, sagte man magische und hellseherische Kräfte nach. Vor allem aber sollten sie Glück und Geldsegen bringen.

Keine Nägel und Haare schneiden

In der Zeit der Rauhnächte durfte man sich keine Nägel und Haare schneiden. Wer dies dennoch tat, sollte im kommenden Jahr von Unglück heimgesucht werden.

Fehlende Knöpfe

Fehlende Knöpfe wurden mit einem bevorstehenden Geldverlust in Verbindung gebracht. Daher trachtete man danach vor den Weihnachtsfeiertagen fehlende Knöpfe wieder anzubringen.

Heilkräuter

Heilkräutern wurden in der Zeit der Rauhnächte besondere Kräfte nachgesagt und wurden daher vermehrt eingesetzt.

Tod in den Rauhnächten

Starb in den Rauhnächten ein naher Angehöriger, so ging man davon aus, dass im kommenden Jahr mit 12 weiteren Sterbefällen zu rechnen sei.

Besen binden

Die Alten haben in der Zeit der Rauhnächte Besen gebunden, da sie davon ausgingen, dass man mit diesen Besen Krankheitsdämonen und böse Geister aus dem Haus fegen konnte.

Weitere Mythen

  • Eisblumen an den Fenstern nahm man als Zeichen für ein ertragreiches Jahr
  • Das Wetter in den Rauhnächten wurde intensiv beobachtet und die Wetterlage für das kommende Jahr abgeleitet
  • Träume hatten eine besondere Bedeutung (siehe bisherige Beiträge von mir)
  • Rauhnächte – Tag/Nacht der unschuldigen Kinder
  • 12 Rauhnächte stehen bevor – Wintersonnenwende
  • Veranstaltungen zur Wintersonnenwende

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