Populismus und Propaganda – gepaart mit Unterschlagung von Informationen

Vox populi – vox Rindvieh! So hieß eine Variante des Bildungsbürgertums, wenn es darum ging zu erklären, warum bestimmte, oft auf Emotionen basierende Standpunkte in der Politik Schule machen und auf positive Resonanz in der Bevölkerung stoßen konnten. Doch der kleine Vorsprung, auf den das Bildungsbürgertum des letzten Jahrhunderts in der einen oder anderen Frage noch so stolz verweisen konnte, ist längst dahin. Diese Feststellung korrespondiert zwar nicht mit den täglichen Elogen auf die Wissensgesellschaft und der tatsächlichen Demokratisierung von Information, aber es ist eine Referenz an eine Realität. Denn der Zugang zu Wissen ist keine Garantie für den vernünftigen wie geschickten Umgang mit ihm.

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“Die Macht des Fernsehens” – Foto: © by Dieter Schütz / pixelio.de

Tägliche Begegnungen reichen aus, um die Größe des Terrains zu erfassen, über das man sich unterhalten muss, wenn es um das Phänomen geht. Sehr schnell tut sich der Wirkungszusammenhang von Propaganda und Populismus auf.

Auf eine Kurzformel gebracht, besteht die Fabrikation von Propaganda in der Reduzierung komplexer Zusammenhänge auf einen einfach handelbaren, emotional befrachteten Begriff, der in eine andere Richtung wirkt, als es die rationale Analyse verursachen würde. Dieses wird komplettiert durch die systematische Unterschlagung anderer Informationen, die wichtig wären, um die ursprüngliche Komplexität begreifen zu können.

Der bundesrepublikanische Nachrichtenalltag ist voll von Versatzstücken von Propaganda.

Griechenland-Rettung oder Flüchtlingsströme sind renommierte Bespiele für derartige Manipulationsstrategien, aber es wimmelt von derartigen Begriffen und es ist ein schöner wie abstoßender Frühsport, sich durch eine Gazette zu arbeiten und die Instrumente der gezielten Beeinflussung zu zählen.
Die Silhouette der Propaganda ist der Populismus, d.h. das Erklärungsmuster von Politik auf einer radikal verkürzten und auch gezielt auf eine bestimmte, ebenfalls emotional gesteuerte Wirkung ausgerichtete Weise. Die Konstrukteure des Populismus konzentrieren sich darauf, vor allem Fehlschlüsse im politischen Denken zu programmieren, um bestimmte Wirkungszusammenhänge zu verschleiern. Das Obszöne an diesem in der Politik verbreiteten Handwerk ist, sich über die Wirkung des Handelns zu entrüsten und zu distanzieren, wenn in einem anderen Kontext auffällt, um welch schäbiges Geschäft es sich handelt. Beredtes Beispiel mögen die Tiraden aller möglichen Regierungsmitglieder auf Griechen, Griechenland und bestimmte Persönlichkeiten des öffentlichen griechischen Lebens sein bei gleichzeitig vorgetäuschtem Entsetzen über Phänomene wie PEGIDA oder Ausschreitungen wie in Tröglitz. Es ist die gleiche Machart und das gleiche Vorgehen.

Die eingangs erwähnte Erhebung des Bildungsbürgertums über die damals noch frei genannten sozial schwachen und ungebildeten Schichten ist, was die Wirkungsweise anbelangt, längst zu einem Anachronismus geworden. Die Entwicklung hat allerdings nicht zu einer Demokratisierung kognitiver, analytischer und sozialer Fähigkeiten geführt, was zu begrüßen wäre, sondern, und das ist das Eigentümliche, zu einer Demokratisierung des Dilettantismus und restringierter Weltbilder. Bei der Betrachtung der Wirkungsweise regelrechter Propaganda-Kampagnen der letzten Monate und Jahre wird deutlich, dass nicht nur die erzeugten Feindbilder von einer großen Masse positiv aufgenommen werden, sondern sich auch ein kollektiver Unwille breitmacht, wenn der Versuch unternommen wird, komplexe Zusammenhänge in ihrer Komplexität zu belassen und sich zu bemühen, trotzdem zu analysieren und zu Schlussfolgerungen zu kommen. Die Aggressivität gegen diejenigen, die sich mit Propaganda nicht zufrieden geben und für Populismus nicht zugänglich sind, hat ein Ausmaß angenommen, das für demokratische Prinzipien und deren Vertreter inakzeptabel geworden ist.
Das Problemfeld, das sich hinter der beschriebenen Lage verbirgt, ist mit den gleichen Phänomenen wie bei den PISA-Testaten bei Schülerinnen und Schülern zu beschreiben. Wiewohl in vielen Fällen ein solides Wissen vorhanden ist, kann es nicht mehr eingeordnet oder in die passenden Kontexte transportiert werden. Ein Offenbarungseid für das Bildungssystem wie die politische Bildung.

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Quellen – weiterführende Links

Foto: ©  by Dieter Schütz / pixelio.de


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