Plötzlich Expat 14

Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s. 

Die Maids von Hong KongJeden Sonntag wird Hongkong von den Philippininnen und Indonesierinnen auf den Strassen überschwemmt. Es gibt in Hongkong über zweihunderttausend Hausmädchen, die für wenig Lohn für die geschäftstüchtigen Chinesenpaare und Expats arbeiten. Die Unverheirateten unter ihnen sparen für ihre Mitgift. Nach einer begrenzten Zeit werden sie wieder nach Hause gesandt, bis dahin müssen sie genügend Geld gespart haben.

Die meisten der Frauen aber sind schon verheiratet und müssen das Geld nach Hause in die Philippinen senden, wo Mann und Kinder leben. All diese Frauen haben am Sonntag endlich ihren freien Tag und kommen aus ihren Löchern raus und sitzen überall rum auf den Trottoiren und Strassen selbst, denn diese sind extra geschlossen an gewissen Orten. Man muss sich einen Weg hindurch bahnen, es ist unglaublich, wie in einem Bienenstock. Tausende von laut schnatternden Frauen, nirgends ein Mann zu sehen, sehr ungewöhnlich.

Ich habe grossen Respekt vor dieser Armee von nimmermüden, hart arbeitenden Frauen. Auch frage ich mich oft, wie sie sich hier fühlen müssen: Sie sind Dienstmädchen in einem meist winzig kleinen Haushalt, haben weder eigene Privatsphäre, noch Freiheiten, vermissen dabei doch bestimmt ihre eigene Familie. Sie leben seit Jahren – ohne Mann – die eigenen kleinen Kinder sehen sie maximal alle zwei Jahre für eine kurze Zeit, wenn sie Glück haben. Ihr Zimmer besteht meist aus einem winzigen Raum von der Grösse von Harry Potters „Besenkammer“. Dort schlafen sie, manchmal sogar am Boden, die WC-Schüssel oft im selben Raum.

Mal abgesehen von den Tycoon’s, die nicht selten bis zu fünf Maids und zwei Chauffeuren anstellen, arbeitet der normale Durchschnitts-Chinese sehr hart, hat zum Teil nicht mal Ferien. Für ihn bedeutet Arbeit und Geld alles, es gibt auch nicht viel Lebensqualität in einer Zweizimmerwohnung inklusive Maid. Normalerweise arbeiten beide Elternteile, die Kinder sind ganztags in der Schule. Werktags kümmern sich die Maids an den Randzeiten um die Kinder der Arbeitgeber, entwickeln dabei bestimmt auch Gefühle für diese Kinder. Bei Expat-Arbeitgeber ist die Situation auch nicht besser, die Maids/Nanny‘s müssen ihre Schützlinge oft völlig abrupt ziehen lassen, wenn die Expats wieder zurück kommandiert oder sonst wohin versetzt werden. Dabei haben die Maids bestimmt immer wieder die eigenen Kinder im Kopf, die währenddessen in den Philippinen meist von den Grosseltern erzogen werden.

© B. Isliker

© B. Isliker

Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über  meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s.  by schreiberling.co.uk


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