Papstbesuch 2011: Wer bezahlt eigentlich dieses Spektakel?

von Georg Korfmacher

WEIMAR (fgw) Neben der überraschend breiten ideologischen Diskussion um den geplanten Besuch des regierenden Papstes wird ein anderer „Kriegsschauplatz” geflissentlich übersehen. Wer soll das bezahlen? Wer hat das bestellt? Wer hat soviel Pinkepinke, wer hat soviel Geld?

Ein rheinisches Karnevalslied bekommt hier eine bissige Aktualität. Man ahnt es schon, alle Bürger natürlich, auch die mehr als 30 Prozent der deutschen Bürger, die wegen ihrer konfessionsfreien Überzeugungen mit dem Theokraten aus Rom nichts anfangen können. Dem Einlader in Berlin liefert die Britische Regierung eine Steilvorlage. So um die 2,2 Mio € hat der 4-tägige Spass des Papstbesuchs die Engländer gekostet, finanziert aus dem Entwicklungshilfeetat. Darüber wundert sich sogar Malcolm Bruce, Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses. Das sollte unsere demokratischen Parlamentarier hellhörig machen. Nachdem sie alle in seltener Gemeinsamkeit den Papstbesuch begrüssen, haben sie ja noch genügend Zeit, Ihre Wähler darüber zu informieren, wie viel Geld sie ihnen dafür aus der Tasche ziehen wollen.Bestellt hat die Kalamität wohl der Präsident unseres Bundestages, strammer Katholik und, peinlich genug, kritischer Hinterfrager des Zölibats. Über welches Budget verfügt er, eine so kostenträchtige Einladung auszusprechen? Oder mit wem hat er sich vorher abgesprochen, ohne sich mit dem Parlament abzustimmen? Warum eigentlich diese eigenmächtige Einladung? Wie verträgt sich die Einladung eines katholischen Theokraten eigentlich mit dem demokratischen Gebot der Trennung von Staat und Kirche?

Peinliches Schweigen anstatt plausibler Erklärungen. Besonders was das Geld angeht. Die Engländer haben da eine überraschende Erklärung: Die Ausgaben rechtfertigt ein Sprecher des Entwicklungshilfeministerium mit dem Hinweis, dass damit das weltweite Engagement der katholischen Kirche in der Entwicklungszusammenarbeit honoriert werden soll. Bei einer entsprechenden Suche nach Entwicklungshilfen des Vatikans stösst man z.B. auf vom Vatikan geforderte Entwicklungshilfe mit Grundeinkommen, oder auf Entwicklungshilfe für Opus Dei, oder andere Forderungen nach Entwicklungshilfe. Welche Entwicklungshilfe des Vatikans ist dann honoriert worden? „Viele Menschen dürften darüber ähnlich überrascht sein wie wir”, so Malcolm Bruce.

Eine Reise des Papstes 1982 soll sogar das Fünffache gekostet haben. Unsere Parlamentarier schwimmen scheinbar in Mengen von Geld, das sie den Ärmsten unserer Gesellschaft verweigern. Wäre es da nicht eine grossartige Geste des Regenten der Catholica, auf seine Reise zu verzichten und das offenbar schon verplante Geld in unbekannter Höhe eben unseren Armen zur Verfügung zu stellen, und zwar unabhängig von deren Religionszugehörigkeit oder Überzeugung? Vielleicht hilft da ein Appell an die so vielfach beschworene christliche Nächstenliebe etwas nach und unseren Parlamentariern zu mehr demokratischer Vernunft. Sollte aber der Papst eine solche Geste für die Armen wirklich machen, kennen wir schon heute die Antwort unserer parlamentarischen Mehrheit: Dafür haben wir kein Geld.

[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]


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