„Oma es tut mir leid“

Guten Morgen Ihr Lieben,

wie Ihr wisst, mache ich ein paar Tage Ferien und damit ihr euch nicht so einsam ohne die „Glucke“ fühlt, habe ich liebe Menschen, die Gastbeiträge bei mir veröffentlichen.
Heute wird es ein anonymer Beitrag, da es sich um ein sehr heikles Thema handelt.

Demenz–

Was ist Demenz? Die bekannteste Demenzform ist Alzheimer. Damit in Verbindung bringt wohl jeder erst einmal den Gedächtnisverlust. Das ist aber nur ein Merkmal der Demenz, aber für viele das Schlimmste. Der/die Betroffene verliert nach und nach „sein/ihr Leben“, so wie es vorher war. Dadurch verliert man eben auch die Kontrolle über sich selbst und auch die Angehörigen können nur schwer damit umgehen.

Ich finde dieses Thema geht uns alle an, da die Häufigkeit, der auftretenden Fälle, stetig ansteigt und es kein Tabu sein sollte darüber zu reden. Weder für die Betroffenen selbst, noch für die Angehörigen.

Demenz

Folgende Geschichte möchte eine junge Mama loswerden.

Oma, es tut mir leid!

 Aufgewachsen bin ich in einem 2-Familien-Haus. Oben meine Eltern und ich und unten meine Großeltern. Ich habe sehr viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht, denn als Kind ist es bei den Großeltern ja immer am tollsten.

 Ich erinnere mich noch wie ich im Garten gespielt haben, während meine Oma ihrem größten Hobby nachging: der Gartenarbeit. Meine Oma hat für mich genäht, jeden Sonntag gingen wir zum Essen runter. Sie war eine sehr aktive Frau.

 Meine Oma war eine Frau, die nichts aus der Bahn hauen konnte. Es wurde einmal in der Woche das Treppenhaus gewischt, denn Ordnung war ihr sehr wichtig! Sie hat mir Geschichten vom Krieg erzählt und ist mit mir im Auto zur Verwandtschaft gefahren. Es war immer richtig toll mit ihr.

 Mein Mann z.B., hat meine Oma leider nie so kennen gelernt, denn als ich 18 war geschah Folgendes:

 Meine Eltern waren gerade für 2 Wochen auf Mallorca und ich mit meinen Großeltern alleine im Haus.

Als ich von der Schule nach Hause kam, riss mein Opa die Tür auf und stand heulend vor mir. Ich müsste ihn sofort ins Krankenhaus bringen, Oma ist mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gekommen. Er selber war nicht zu Hause als es passierte. Er fand meine Oma vollgebrochen und bewegungsunfähig in ihrem Sessel.

Meine Oma hatte einen Schlaganfall!

Schlaganfall

Im Krankenhaus angekommen, erkannte ich meine Oma nicht wieder. Sie konnte kaum sprechen und wusste nicht was los war. Das das nur die Medikamente waren, hat man mir nicht gesagt.

Was für mich auch sehr schlimm war an dieser Situation: Meine Oma sagte mir noch, ich soll meinen Eltern im Urlaub nichts sagen. Nachdem ich aber mit meiner anderen Oma gesprochen habe, habe ich auch meine Eltern informiert. Diese haben ihren Urlaub zum Glück nicht abgebrochen und als meine Oma von der Intensivstation kam, ging es ihr auch langsam besser. Eine Teillähmung blieb zurück und in der Reha hat sie einiges wieder neu erlernt. Trotzdem ist meine Oma nie wieder die alte lebenslustige Frau geworden.

 Seitdem kann sie nur noch allen ihr Leid klagen, sitzt am liebsten nur noch in ihrem Sessel oder draußen auf der Terrasse und zu Feiern kommt sie wohl oder übel noch irgendwie mit.

 Vor ein paar Jahren ist sie dann noch die Treppe hinunter gestürzt: Oberschenkelhalsbruch.

 Und auch wenn ich weiß, dass sie für das alles nichts kann, bin ich oft genervt davon. Ich selber möchte das zwar nicht, aber ich kann es nicht abstellen.

Meine Oma vergöttert ihre Urenkel! Aber das ist auch sehr anstrengend für alle. Ständig macht sie irgendwelche Geräusche oder ruft nach ihnen. Es ist einfach nur anstrengend. Vor allem da die Terrasse direkt neben unserem Garten ist, haben wir im Sommer nicht viel Ruhe. Leider werde ich auch davon sehr schnell genervt.

 Was jetzt auch noch dazu kommt: Meine Oma ist mittlerweile dement.

 Das habe ich zum ersten Mal gemerkt, als sie von der Schwangerschaft mit MIR sprach. Bis ich sie dann irgendwann darauf aufmerksam gemacht habe, dass ich ihre Enkeltochter bin.

Was mir auch im Herzen weh tut: meine Tochter hat sie noch nie gehalten. Sie würde gerne, aber die Kraft dazu hat sie nicht mehr. Meine Oma isst nicht mehr viel und wenn dann ist es meist nur Schokolade.

Meine Mutter kümmert sich um den kompletten Haushalt und kocht auch für meine Großeltern.

Meine Oma lässt sich nur selten freiwillig die Haare waschen und zieht lieber dreckige Kleidung an, damit meine Mutter nicht so viel waschen muss. Was natürlich völliger Quatsch ist, denn das macht meiner Mutter nichts aus. Mittlerweile merkt man auch stark, was für derbe Wörter sie benutzt und es ist schon fast peinlich, mit ihr rauszugehen. Sie bringt alles durcheinander und man hat das Gefühl, sie möchte nicht mehr leben.

 Ich liebe meine Oma, stehe mir aber selber im Weg es ihr zu zeigen. Meine schlechte Laune, die Genervtheit die von mir ausgeht, das stört mich selber. Aber es ist auch verdammt anstrengend.

Ich war lange Zeit nicht drüben, weil ich das mit den Kindern zusammen einfach nicht gut kann. Es ist mir seelisch zu anstrengend, denn es zieht mich runter Sie so zu sehen.

Diese ehemals lebenslustige Frau, die alles gemacht hat und auf einmal nicht mehr da zu sein scheint. Und wir alle können froh sein, wenn sie das nächste Weihnachtsfest noch erlebt.

Ich danke Dir sehr für deine offenen und ehrlichen Worte. Ich weiss, das es schwerfällt den Menschen, den Du als deine Oma kennst, noch zu finden aber glaube mir, für Sie selbst ist es genauso schwer. Demenzkranke werden ja sehr oft falsch verstanden, Sie machen wütend und man weiss nicht mehr weiter. Vielleicht habt Ihr, meine lieben Leser(innen) Tipps für die junge Mama, wie man besser mit der Demenz umgehen kann. Wie man dem Betroffenen helfen kann? Wie man auch selber lernen kann, nicht genervt oder wütend zu werden um die wenige Zeit, die man noch gemeinsam verbringen kann, auch geniessen kann.

Ich freue mich auf eure Kommentare und leite Sie natürlich weiter.

Eure Glucke


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#1510 [Review] Manga ~ L-DK