Oh nee (Teil 2)

Maurice und ich waren schon in voller Fahrt, als ich eine in Plastik eingeschweißte Einmalzahnbürste herausholte und begann, mir die Zähne zu putzen.
“Was tust du da?” fragte Maurice sichtlich irritiert.
“Ich putze mir die Zähne.” erwiderte ich.
“Das sehe ich. Wieso putzt du dir im NEF auf der Fahrt zu einem Einsatz die Zähne?”
“Nun, es ist ja gerade früh am Morgen, und da putze ich mir für gewöhnlich die Zähne.”
Maurice schüttelte nur den Kopf.
“Willst du?” fragte ich, als ich fertig damit war, liebevoll meine Zähne zu bürsten.
“Nein!” sagte Maurice nachdrücklich, wobei er fast von der Straße abgekommen wäre.
Ich zuckte mit den Schultern. “Dann eben nicht.” Mit diesen Worten steckte ich die Zahnbürste wieder in ihre Plastikverpackung und steckte sie mir in die Tasche. Dann nahm ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche, öffnete das Fenster und spuckte das Wasser hinaus.”
“Das ist einfach nur unglaublich widerlich.” sagte Maurice.
Ich sah ihn überrascht an. “Findste?”
“Ja. Finde ich.” Ich drehte mich beleidigt weg. In diesem Moment kündigte allerdings der Navi an, dass wir uns dem Ziel näherten.  Das Ziel war ein ein großes Haus, Typ Jugenstil-Villa. Den diversen Schildern an der Eingangstür entnahm ich, dass es sich irgendwie um eine therapeutische Einrichtung handelte. Es schien eine Art betreutes Wohnen zu sein. Einen RTW konnte ich allerdings noch nirgendwo entdecken.
“Wo bleiben die Jungs?” fragte ich. “Ich will da nicht alleine rein. Da muss ich immer so viel schleppen.”
“Vielleicht putzen sie sich noch die Zähne.” Maurice klang überhaupt nicht in Spaßlaune.
“Könnte sein.” gab ich mit sehr ernster Stimme zurück. Maurice drückte mir ein paar viel zu schwere Gegenstände in die Hand und schob mich in Richtung Eingangstor. Ich klingelte und nach ein paar Sekunden ertönte das Summen des automatischen Türöffners. In diesem Moment tauchte auch der RTW auf, so dass wir noch einen Moment in dem geöffneten Tor stehen blieben.
“Na endlich.” herrschte ich die Mannschaft an. Man nahm mein Fluchen kommentarlos zur Kenntnis. Ich drückte zur Strafe einem der Jungs meine Gerätschaften in die Hand und ging beschwingt voran. Vor der Eingangstür mussten wir noch einmal warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Tür geöffnet. Ein Kerl mit Traniningshose und einem T-Shirt von den Ramones machte uns auf. Er mochte so Ende 30 sein, außerdem hatte er etwa schulterlange Haare, die er zusammengebunden trug. Vom Typ her erinnerte er mich sehr an Shanti.
“Gut, dass Ihr da seid.” sagte er, als er uns in das Haus ließ. “Also, ich bin der Martin?” Der Martin gab uns allen nacheinander die Hand, wofür die Hälfte von uns diverse Gerätschaften auf dem Boden abstellen mussten.
“Ich bin hier so der Sozialarbeiter?” fuhr er fort. Ich stellte fest, dass er eigentlich gar nicht schlecht aussah, aber das Soz-Gelaber ging mir jetzt schon auf den Keks. Und wieso formulierte er seine Sätze alle als Frage? “Wir haben hier einige Problemfälle? Ja… deshalb ich ich ja da… also, die Jungs, die hier leben, die haben alle so Probleme…” Komm auf den Punkt! Wollte ich ihn anschreien, aber ich riss mich mal wieder zusammen und lächelte nur fromm. “Also, der Adrian, der hat jetzt so ein Problem?” Ich trommelte mit meinen Fingern ungeduldig auf einem Regal herum. Wir standen übrigens in einer überdimensionalen Diele, die in ein Wohnzimmer überging, das wohl eine Art Gemeinschaftsraum darstellte. Es gab viele Bücherregale, die neben Trivialliteratur in erster Linie Brettspiele enthielten. Erst jetzt bemerkte ich auf einer abgewetzten Couch eine weitere Gestalt. Dort saß, unter eine Decke gekauert, ein etwa 20jähriger junger Mann, der sich eine Schirmmütze tief ins Gesicht geschoben hatte.
“Also… der Adrian…” setzte Martin erneut an. “Der Adrian hat Probleme…”
“Komm jetzt endlich mal auf den Punkt, Mann, wir haben unsere Zeit ja auch nicht gestohlen, vor allem nicht nachts um drei!”  hörte ich jemanden sagen.

In der daraufhin folgende Stille realisierte ich, dass dieser Jemand wohl ich gewesen sein musste, denn sie starrten mich alle an.

Was hat denn nun Adrian für ein Problem? Wer ist der Typ auf der Couch? Und wird Martin je aus dem Knick kommen? Wir werden sehen…


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