Nur eine Phase

„Es ist nur eine Phase“, sagen wir Mütter, wenn unser Kind plötzlich keine Kartoffeln mehr essen will und deshalb bei jeder Mahlzeit den Inhalt des Tellers auf den Fussboden kippt. „Sie hat mal wieder eine ihrer Phasen“, entschuldigen wir uns, wenn die Tochter nicht mehr aufhören will, nach einem Überraschungsei zu schreien. „Ach, ich zerbreche mir lieber nicht zu sehr den Kopf über die Sache, er hat wohl wieder eine Phase“, seufzen wir, wenn der Sohn die Sandkuchen, die er bäckt, auch wirklich aufisst. Und wenn die Phase vorbei ist, wird alles wieder normal und man kann sich ein wenig erholen, bevor die nächste Phase kommt.

Bei einem oder zwei Kindern mag das so sein, aber spätestens ab Kind Nummer drei sind Verschnaufpausen zwischen den Phasen reines Wunschdenken. Denn kaum hat ein Kind seine Phase hinter sich, fängt das Nächste mit etwas Neuem an. Bei uns sieht das zum Beispiel so aus: Vor den Herbstferien befand sich Karlsson in der „Wagt bloss nicht, etwas von mir zu fordern. Ich denke nicht im Traum daran, mich auch noch zu Hause stressen zu lassen, wo doch die Schule schon anstrengend genug ist“-Phase. Zum Glück verschafften die Ferientage eine gewisse Erleichterung, doch natürlich dauerte die Entspannung für uns Eltern nicht lange. Denn nach den Herbstferien geriet Luise in eine Phase von „Meine Eltern sind voll doof, wollen mich immer nur ärgern und darum motze ich sie bei jeder Gelegenheit an“. Ziemlich anstrengend diese Phase und auch verletzend, denn wenn das Kind, das du so sehr liebst, in dir nur noch einen Gegner sieht, ist das ziemlich schmerzhaft. Mit der Zeit erkannte unsere Tochter, dass es nicht gerade nett ist, die Eltern anzubrüllen, sie fing an, sich für ihre Ausfälligkeiten zu entschuldigen und seit einigen Tagen scheint sie wieder das nette, sozialkompetente Kind zu werden, das sie eigentlich ist. Zeit für den Zoowärter, sich etwas einfallen zu lassen. Die „Ich weigere mich standhaft, in den Kindergarten zu gehen“-Phase hat angefangen. Gestern schaffte ich es gar nicht, das Kind aus dem Haus zu bringen, heute Morgen stand er fünf Minuten, nachdem er das Haus verlassen hatte, strahlend in der Tür und verkündete: „Heute hat der Kindergarten nur ganz kurz gedauert!“ Morgen wird er zum Glück ausschlafen können und am Sonntag wird er wohl auch keine Probleme machen, denn zum Kindergottesdienst geht er wirklich gerne. Aber mir graut schon jetzt vor dem Montagmorgen, auch wenn ich die Hoffnung, dass es sich diesmal nur um eine Kürzest-Phase handelt, noch nicht aufgegeben habe.

Je schneller die “Ich weigere mich standhaft, in den Kindergarten zu gehen“-Phase wieder vorbei ist, umso besser, denn das Prinzchen gedenkt nicht, mit seiner Phase zu warten, bis sein älterer Bruder seine beendet hat. Der Kleine kostet seine „Ich gönne mir nachmittags um halb fünf ein ausgiebiges Schläfchen und haue dann bis Mitternacht auf die Pauke“-Phase in vollen Zügen aus. Zum Glück verhält sich der FeuerwehrRitterRömerPirat in diesen Tagen so vorbildlich, dass er diese Woche nur ein einziges Mal zu spät zur Schule gekommen ist. Allerdings wage ich nicht, mich allzu laut darüber zu freuen, denn ich fürchte, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Die nächste Phase kommt bestimmt, auch bei ihm. 

Nur eine Phase

 



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