Neue Menschen für die Liberalen

Die FDP hat wirklich alles versucht. Jedenfalls ihrem Selbstverständnis nach. Jetzt hat die Parteispitze endlich eingesehen: Nicht die Partei muss sich ändern, sondern die Menschen müssen so werden, dass sie die Partei wählen können. Die damalige Abwahl war kein Schock. Sie hat den Größenwahn nur noch vergrößert.

Neue Menschen für die Liberalen

Martin Schutt / DPA

Die vielen Tieflagen bei den Umfragen, als man noch Koalitionspartner war, hatten die Liberalen in Bewegung versetzt. Jedenfalls rhetorisch. Man wollte mehr Profil zeigen und wieder beweisen, wofür man stehe. Gut, kapiert hat keiner so genau, wofür denn nun eigentlich. Oder sagen wir so: Man dachte sich einfach, dass die Bande nichts anderes mache wie immer. Steuersenkungspolitik für Reiche, Verklärung von Ausbeutung und Heiligsprechung jeglichen Unternehmertums. Aber rhetorisch tat man wenigstens noch so, als habe die FDP nun zu liefern, sich zu bewegen und sich neu auszurichten. Man zeigte oberflächliche Demut und wollte ein klein wenig geläutert herüberkommen. Geglaubt hat denen das damals freilich keiner. Man kannte sie ja. Aber die Partei war noch feige genug, nicht völlig die Bodenhaftung zu verlieren.

Tja, die FDP war dann plötzlich nicht mehr im Bundestag. Und mancher glaubte, jetzt formierte sich ein neuer Liberalismus. Ein Werteliberalismus, den man lange vermisst hatte. Einer, wie ihn Gerhard Baum vertrat und der »liberal« als ein Lebensgefühl und nicht als Geschäftsgrundlage verstand. Aber nichts da! Der Größenwahn packt manchmal genau die, deren Größe in etwa auf den Niveau eines Fliegenschisses liegt. Und so will sich jetzt dieses letzte Aufgebot dieser Bande nicht mehr verändern, um wieder wählbar zu werden. Nun sollen sich die Menschen ändern. Die Menschen sollen ihre Mentalität reformieren, meint der Messias mit dem blonden Seitenscheitel. Nur so wäre die FDP wieder eine Option.

Nicht übel! Wo andere sich Gedanken machen, was sie falsch gemacht haben, outsourct der ausrangierte Flügel des Wirtschaftsliberalismus einfach das eigene Versagen und macht die Leute dafür verantwortlich. Weil sie von der Mentalität her so fehlerhaft programmiert sind, kam es für die FDP zum Desaster. Und nur wenn man Mentalitätsreformen einleitet, kann Lindners kleine Privatpartei wieder punkten. Der neue Mensch machts. Der neue Menschentypus war immer schon die letzte Flucht derer, die keiner verstanden hat. Eine Portion Megalomanie muss dann schon sein, um den neuen Menschen zu propagieren. Auch wenn es gar nichts mehr gibt, was irgendwie mega wäre. Gerade dann!
Diese Partei ist nicht therapierbar. Sie ist Ausdruck eines Größenwahns, der einst an den Börsen begann, über die Realwirtschaft und Sozialstandards herfiel und nun noch als außerparlamentarischer Zappelphilipp herumalbert. Das ist das Profil dieser Partei: Größenwahn. Den hat man hinübergerettet in die mandatslose Zeit. Und je schlimmer die eigene parteiliche Situation, desto lauter die Durchhalteparolen aus dem gelben Bunker. Kapitulation ist nicht. Die Menschen sollen kapitulieren und eine bessere Mentalität annehmen. Oder sie gehen halt unter, weil sie es nicht wert gewesen sind. Ach, wie lächerlich sich die Rhetorik deutscher Wichtigtuer doch manchmal gleicht.
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