Natalio Grueso - Der Wörterschmuggler


Natalio Grueso - Der Wörterschmuggler

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In seinem ersten Roman lässt der Theaterregisseur Natalio Grueso in verschiedenen Episoden die skurrilsten Personen entstehen. Der Abenteurer und Hochstapler Bruno Labastide verfällt der bildschönen Keiko, einer jungen Japanerin, die in ihrer Wohnung in Venedig für je eine Nacht einen Liebhaber zu sich nimmt. Um jedoch hierfür auserwählt zu werden, bedarf es eines Gedichts oder einer Geschichte. Wenn ihr der zugesandte Text gefällt, gewährt sie dem Autoren Einlass. 
Bruno Labastide kredenzt ihr einen bunten Strauß aus Texten und diese Geschichten bilden die ineinander verschachtelten Episoden des Romans, die vor Ideen übersprudeln. Da ist die Geschichte des Mannes, der anderen Leuten Bücher verschreibt, so wie Ärzte Medikamente verordnen. Sein bester Freund, ehemals die Stimme Argentiniens, berühmter Fußballkommentator, der seine Karriere und seinen Ruhm geopfert hat, um seinem Großvater eine letzte Freude zu bereiten.

Und dann ist da die Geschichte, die der Mann, der Bücher verschreibt, seinem Freund verordnet: ein Mann namens Pinkerton, hat sämtliche Rechte an der Sprache gekauft, sodass Menschen für den Gebrauch von Worten zahlen müssen. Pinkertons System wird unterwandert von einem Jungen, der seiner ersten Liebe seine Gefühle offenbaren will und Gedichte schreibt, ohne für die verwendeten Wörter zu zahlen. 

Etwa zur Hälfte des Buches dann stellt Grueso seinen "Helden" Labastide vor. Der Ton der Geschichte ändert sich; die Sprache wird holpriger und kruder - passend zu der Person  Labastide. Der wird auf dem Klappentext als "sympathischer Schuft" angepriesen, doch das ist er in meinen Augen leider gar nicht. Ein schmieriger Schwindler, der es vor allem auf alleinreisende Frauen abgesehen hat und der sich nicht durch ein schlechtes Gewissen von einem Geschäft abbringen lässt, sondern lediglich von der Angst, erwischt zu werden. In dieser zweiten Hälfte werden die Texte persönlicher; sie haben zumeist einen direkten Bezug zu Labastide, erzählen sein Leben und erläutern wie er als alter Mann einsam in Venedig landet, wo er eines Tages Keiko erblickt. So schließt sich zwar der Kreis, doch selbst die Geschichte des Mannes der Träume schenkt, konnte für mich die zweite Buchhälfte nicht retten.
Insgesamt funktioniert Der Wörterschmuggler nicht als Roman, sondern eher als eine Reihe von Erzählungen. Dass Grueso dies in der zweiten Hälfte zunächst gewaltsam, jedoch nicht zur Gänze, zu durchbrechen versucht, tut dem Buch leider keinen Gefallen. Und das ist schade. Besonders weil ich die Geschichten der ersten Hälfte eigentlich jedem begeistert ans Herz legen möchte.
Kurzfazit: Bis zur Hälfte eine wunderschöne Geschichtensammlung...
Ich danke dem Atlantik-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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