Mutige Polizei rempelt Rentner – Brief an einen Feigling

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Sie sind gerempelt und geschubst worden, weil sie mit den “verantwortlichen” Politikern reden wollten, die am Ende vor ihnen flüchteten. Zwei von ihnen mussten ärztlich behandelt werden. Die Yayoflautas sind gemeint: die protestierende Rentner-Band Spaniens hatte versucht, ins Gebäude der Generalitat (Regierung Kataloniens) in Barcelona zu gelangen. Friedlich sollte das verlaufen, hatten Sie Uhupardo Tage vorher per Mail angekündigt. Doch dabei blieb es nicht, weil die uniformierten Mossos d’Esquadra und Antidisturbios keine Gnade kannten. Hier sehen Sie die Bilder von gestern.

Einjährigen Geburtstag wollten sie gestern feiern mit dieser Aktion, die Yayoflautas. Sie hatten sich vorgenommen, ein Gespräch im Regierungsgebäude zu erzwingen durch eine friedliche “Besetzung” der Büros. Dazu waren Rentner aus vielen Teilen Spaniens nach Barcelona gekommen.

Nach der Aktion schrieb einer der Yayoflautas, einen sehr langen Brief an den Regierungschef Kataloniens, aus dem wir Auszüge veröffentlichen

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Brief an einen Feigling

Herrn Artur Mas:

Gestern haben wir, eine Gruppe älterer Bürger, bekannt als Yayoflautas, versucht, ein Recht auszuüben, das uns gebührt bis Sie es uns wegnehmen, wie Sie uns schon so viele Dinge weggenommen haben. Wir wollten unser Recht wahrnehmen, von Ihnen als Staatsdiener angehört zu werden, da wir Ihr Gehalt zahlen. Wir wollten Ihnen unsere Ansichten über die Politik mitteilen, die man uns aufzwingt, und Erklärungen verlangen von einer öffentlichen Person mit sattem Gehalt ohne nennenswerte Kürzungen, wozu Sie übrigens verpflichtet sind.

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Es wurde nichts draus. Nach einer langen Wartezeit, in der uns die Polizei versicherte, dass ein Regierungsmitglied unsere Delegation empfangen würde und wir deshalb gebührenden Abstand vom Regierungsgebäude hielten, sagte uns der Polizeichef plötzlich, dass niemand von der Regierung anwesend sei. Innerhalb weniger Augenblicke waren die Personen verschwunden, die behaupten, uns zu repräsentieren, wofür wir ihnen ein fürstliches Gehalt zahlen. Durch welche Tür sind Sie abgehauen; durch die Seitentür wie die Ratten? Durch die Kanalisation? Warum war niemand da, obwohl wenige Minuten vorher alle anwesend waren? So viel Angst haben Sie vor ein paar Alten, die ihr Leben lang dafür gearbeitet haben, dass Beamte wie Sie in Verhältnissen leben, die 99 Prozent der Bevölkerung nie erreichen werden?

Wir kennen den Hintergund nicht. Was wir aber wohl wissen ist, dass Regierende, die die Flucht ergreifen vor ein paar friedlichen Rentnern nichts anderes sind als elende Feiglinge. Das habe ich gestern gesagt, vor unserem Gebäude, dass Sie besetzt halten, und ich wiederhole es heute. Gestern wollten wir Ihnen sagen, dass wir sehr wohl entscheiden wollen – ein Satz, an dem Sie einen Narren gefressen zu haben scheinen. Wir wollen entscheiden über uns auferlegte Schulden, die wir nicht verursacht haben; die Sie und Rajoy uns bezahlen lassen wollen, indem Sie uns Gesundheit, Bildung und den gesamten Sozialstaat wegnehmen wollen, der unsere Generationen und die davor so viel Schweiss gekostet hat, um ihn aufzubauen.

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Wir wollen entscheiden angesichts der Zwangsräumungen bei Armen gegenüber den gefrässigen Banken, die uns das Wohnrecht wegnehmen. Mit den Politikern als Komplizen, die Betrüger, Korrupte und Delinquenten “retten”, statt solchen Missbrauch gesetzlich zu verhindern.

Wir wollen entscheiden angesichts derjenigen, die immun gegen Strafe sind: Banker und Politiker, verwickelt in Fälle von Betrug, Korruption und Machtmissbrauch … während sich 99 Prozent der Bürger mit Geld- oder Gefängnisstrafen konfrontiert werden, weil sie ihre Meinung sagen, demonstrieren oder Korruptionsfälle anklagen wollen. Wir wollen darüber entscheiden, welche Demokratie wir wollen, wenn wir sehen, dass diejenige, die Sie verteidigen, nachdem wir alle vier Jahre einen Wahlzettel abgeben durften und zwischendurch nur Steuern zahlen dürfen, ansonsten aber vergessen werden. Eine Demokratie, in der der Sozialstaat systematisch von Madrid Und Katalonien geplündert wird.

Nein, Señor Mas, wenn Sie wirklich besorgt um Ihr Land sind, suchen Sie die Schuldigen nicht unter den 99 Prozent der Bürger, die Sie ignorieren. Suchen Sie in grossen Kanzleien, unter ihren Freunden und Bekannten. Dort finden Sie diejenigen, die Sie suchen. Vor einigen Jahren sagte Ihnen der Ex-Präsident Maragall, Sie hätten ein Problem, dass sich drei Prozent nennt. Das war nicht ganz exakt. Ihr Problem sind die 99 Prozent, die Sie nicht anhören wollen, denen Sie ausweichen und den Rücken zudrehen. Diejenigen 99 Prozent, die Ihr Gehalt zahlen, die von Ihren Banker-Freunden zwangsgeräumt werden und vor denen Sie gestern durch die Kanalisation geflüchtet sind.

Gestern, Señor Mas, haben Sie die Chance verpasst, sich als einer der wenigen mutigen Politiker zu beweisen. Statt dessen haben Sie unter Beweis gestellt, dass Sie nur zu dieser Legion von Feiglingen gehören, wie wir Ihnen schon gesagt hatten.

Barcelona, 28 de Octubre de 2012

Paco González
ein Bürger und Yayoflauta

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* Back to Franco 4: Prügelnde Polizisten sollen nicht mehr gefilmt werden dürfen


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