“Montazeri, jetzt bist Du frei!”

“Montazeri, jetzt bist Du frei!”

20.12.2009Artikel zu Iran Politik & Gesellschaft erstellt von Helmut N. Gabel

Am Samstag starb ein Mann, der einst den Iran hätte führen sollen

“Montazeri, jetzt bist Du frei!”

Ali Montazeri

Großayatollah Hoseyn Ali Montazeri starb im Alter von 87 Jahren. Er galt als einer der heftigsten Kritiker des Herrschaftssystems im Iran, obwohl er einst zusammen mit Ayatollah Khomeini am Entwurf der Herrschaft des Obersten religiösen Führers (Velayat-e-faghi) gearbeitet hatte.
Zuletzt war er der ideologische Führer der Reformbewegung, die ihn aufgrund seiner klaren und offenen Worte gegen die Regierung liebte.
Jetzt scheint sein Tod zunächst die Reformbewegung zu schwächen. Gleichzeitig reagiert das Regime mit massiver Aufstockung von Polizeikräften in Qom, wo Montazeri aufgebahrt ist. Die Regierung fürchtet, dass die Opposition sein Begräbnis für weitere Proteste gegen das Regime nutzen könnte. Die Sorge ist nicht unbegründet. Zum einen hat die Opposition verschiedene Gelegenheiten, an denen sich das Regime selbst feiern wollte als Anlass für Proteste genommen. So im November, am Tag der Besetzung der amerikanischen Botschaft und zuletzt Anfang Dezember, am Tag der Studenten. Verschiedene reformorientierte Webseiten haben im Iran dazu aufgerufen nach Qom zu reisen und am Begräbnis teilzunehmen. 
Zusätzlich hat der Monat Muharram begonnen. Die ersten zehn Tage verbringt man im Gedenken an den Märtyrer Hussein. Am 27. Dezember ist Ashura, der Tag an dem traditionell Tausende klagend durch die Straßen ziehen und sich selbst geißeln. Gerade an diesem Tag könnte es zu harten und blutigen Konfrontationen mit der Opposition kommen.
Montazeri hat im Sommer gesagt, das Regime sei seit der letzten Wahl am Ende. Dies haben viele Iraner im Kopf, wenn sie auf die Straße gehen. Sie wollen ihren Beitrag leisten, das Rechtsgutachten eines Würdenträgers wahr werden zu lassen.
Der verstorbene Großayatollah hatte einen Sinn für die Menschen und fühlte sich verantwortlich aus seinem Verständnis von Religion heraus. Er verurteilte schon vor 30 Jahren die Exekutionen von Oppositionellen und wurde danach prompt aus der Nachfolge von Khomeini gestoßen, seine Schule geschlossen und seine Bedeutung wurde herunter gespielt. Aber er hat das Regime immer aufs Neue beschuldigt eine Diktatur im Namen des Islam errichtet zu haben. Seine Vision einer Staatsorganisation sieht er verraten. Für ihn dürfte die Geistlichkeit nur eine beratende Funktion ausüben und Staat und Religion sollten getrennt sein.
Einmal sagte Montazeri: „Alles hat seine Grenze und alles was seine Grenze überschreitet, zerstört sich selbst.“ Er bezog diese Aussage auf ein Regime das friedlich Protestierende brutal verprügelt. Jetzt wird er das Ende einer Diktatur im Namen der Religion auf der Erde nicht mehr erleben, er ist frei. „Montazeri, jetzt bist Du frei!“ riefen Studenten am Sonntag auf dem Campus der Universitäten in Teheran. Am Montag gedenken sie eines aufrechten Verfechters menschlicher Werte angesichts eines unmenschlichen Systems. Sie wollen allerdings ihre Freiheit noch in dieser Welt erleben.

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