Mit Herodot und Sonnenfinsternis-chips auf einem 50.

“Ich bin die Tochter eines Gas und Wasserinstallateurs”, erwidere ich. “Was erwartest du?”

 Der Gatte runzelt dieStirn. Er hat Geschichte studiert.

Möchtegernintellektuelle mit Arbeiter und Bauernhintergrund, diese Worte hatte ich bei Dekabrista gefunden. Ich mag dieses Blog sehr.

Der Freitag bezeichnete das Ende zweier aufreibender Wochen. Ich war fertig, leer und eingeladen zu einem 50. Geburtstag. Gewöhnlich vermeide ich  Partys. Zu diesem Geburtstag wollte ich gehen. Vielleicht weil ich dort außer der Gastgeberin niemanden kannte. Vielleicht weil ich gerne ebenso lebendig, neugierig und klug wie sie,  50 werden will. Gar nicht mehr so lange hin. Ein ähnlich leises Erschrecken, das sich schon einschlich, als ich feststellte, dass ich die nächste Sonnenfinsternis nicht mehr erleben würde.

Ich fand nichts zum Anziehen. Immer wenn ich Geld habe,  kaufe ich mir ein Buch.  Es könnte Verschwendung sein sich Kleidung zu kaufen, denn ich will abnehmen. Jetzt war der leere Kleiderschrank ein Problem. Ich hatte Wahlfreiheit. Komisch angezogen zur Party zu gehen oder im Schlabberlook zu Hause zu bleiben. Ich ging zur Party.

Die Kinder hatten sich aus Chipsdosen Sonnenfinsternisfernrohre gebaut. Der Inhalt von 6 Chipsdosen hatten sie in einer unansehnlichen Plastikdose verstaut. “Hier Mama, nimm die Chips noch mit.”

So zog ich los-nachlässig angezogen, mit Chips in einer Plastikdose und hundemüde.

Als ich bemerkte das dieser Geburtstag wenig mit den alternativ-fröhlichen Geburtstagen des Vorortes gemein hatte, war es zu spät. Kleidung wie Chips waren absolut fehl am Platz. Ich versteckte mich in einer ruhigen Ecke und genoss die gediegene Stille. Ich mag diese Art zu feiern sehr gern, nur war ich darauf nicht vorbereitet.Irgendwann kam ich in ein interessantes Gespräch über Sonnenfinsternisse und Zeitenwenden. Schnell  kramte ich Herodot hervor. Der war mir am Morgen blogbedingt über den Weg gelaufen und passte so wunderbar. Ich schilderte eine Auseinandersetzung, die Herodot beschrieben hatte, irgendwann  um 1700, eine Auseinandersetzung die von  Sonnenfinsternis beendet wurde. Zum Glück hatte ich gesagt, dass ich Jenes  heute irgendwo gelesen hätte. Fast im selben Moment schlich sich eine Ahnung ein, dass das mit Herodot und der Jahreszahl so nicht hinhauen konnte. “Ausschlusskriterium”, sagte der Gatte.  Ich blieb den Rest der Party bei Themen von denen ich etwas verstand.

Nun sitze ich hier verblogge die Peinlichkeit bei einer Tasse Cappucino. Die Kinder sind ausgeflogen, der Gatte arbeitet. Das Haus ist gegen seine Gewohnheit geputzt, die Sonne scheint, die Vögel singen und ich werde “Machandel” lesen und später vielleicht Herodot. Ob es den auf dem Kindle gibt?



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