Mit Frauenpower zu einem schöneren Schulhof

Aachen. Graue Asphaltflächen, öde Wände und abgenutzte Spielfelder – so stellt sich momentan die Schulhofsituation am Mädchengymnasium St. Ursula dar. Die triste Atmosphäre auf dem Pausenhof wollen die jungen Mädchen nicht länger hinnehmen. Seit Jahren schon ärgern sich die Schülerinnen der Mädchenschule über den in die Jahre gekommenen und wenig attraktiven Schulhof. Nun wollen sie etwas verändern. Zusammen mit zwei Architektinnen gründeten einige Mädchen eine Arbeitsgemeinschaft zur Verschönerung der Außenanlagen. Waren es anfangs noch eine Hand voll Begeisterte, die sich an die Planung der Umgestaltung setzten, so sind es mittlerweile bereits 14 Schülerinnen und zwei Lehrer, die sich mit Herzblut dieser Aufgabe widmen.

Schülerinnen und Lehrerinnen des Gymnasiums St. Ursula

Schülerinnen und Lehrerinnen des Gymnasiums St. Ursula

Im Rahmen des „Kammer in der Schule“-Projekts (KidS) der Architektenkammer NRW entwickeln Schülerinnen und Architekten unter dem Motto „Drei neuen Zonen für unseren Schulhof“ Ideen und Pläne zur Verschönerung des Pausenbereiches. Konkret sollen drei Bereiche in Angriff genommen werden, die vor allem die Aufenthaltsqualität auf dem Schulhof verbessern sollen.

Die frühere Sprunggrube, die schon lange nicht mehr genutzt wird, soll zu einer Ruhe- und Relaxzone umgestaltet werden. Am liebsten hätten die Schülerinnen hier eine Hängematten-Landschaft, in der sie es sich in den Pausen gemütlich machen könnten. Doch bisher fehlt es an realisierbaren Konzepten, da es keine Möglichkeiten zur Aufhängung gibt. Bislang haben sich daher die Macher entschieden zumindest eine Bumerang-Bank zu errichten, um vorerst eine schöne Sitzecke zu gestalten sowie ein Banner mit einem fröhlichen Motiv an der noch grauen Sporthallenwand aufzuhängen.

Eine weitere Baustelle ist der Hang, der zwei Bereiche des Pausenhofs verbindet und bisher als öde Lehmbodenlandschaft ungenutzt brachliegt. Auch hier sollen in erster Linie Sitzmöglichkeiten und Liegeflächen entstehen, die bislang auf dem Schulhof nicht vorhanden sind. Somit könnte der Hang zu einem Erholungs- und Kommunikationsraum aufgewertet werden.  Die Schülerinnen stellen sich an dieser Stelle Treppenstufen und Holzstämme vor, auf denen man sitzen und verweilen könnte.

Als drittes Projekt soll das Schulhof-Biotop nach dem Wunsch der Schülerinnen künftig als naturnaher Freizeitbereich nutzbar sein. Dazu soll eine Brücke über den Bioteich geschlagen werden. Außerdem soll der Trampelpfad rund um die Grünfläche befestigt werden. Ein besonderes Highlight soll eine Grillfläche werden, die auf einem nicht mehr funktionsfähigen Trinkbrunnen entstehen soll. Akzentuiert wird der Grillplatz mit einem Sonnensegel.

Schülerinnen des St. Ursula Gymnasiums gestalten ihren Pausenhof

„Wir wollen mit Ihrer Hilfe unseren Schulhof zu einem der schönsten in Deutschland umgestalten“, stellt Dana (15) das ambitionierte Projekt am 05. Juli in der Aula von St. Ursula vor. „Nach der anstrengenden Zeit im Klassenraum möchten wir uns im Freien erholen können. Im Moment sieht es nicht so schön bei uns aus, deswegen möchten wir uns dafür einsetzen, dass sich hier was tut“, erläutert die Neuntklässlerin weiter. So sieht das auch Anna (13), die sich ebenfalls in der AG für das Schulhof-Projekt engagiert „Es geht ja nicht nur um die aktuellen Schüler an der Schule, sondern auch um all die Generationen, die noch kommen werden. Alle sollen sich erholen können!“

Während die jüngeren Schüler in der Pause toben, fehlt es den älteren Schülern an gemütlichen Orten, an denen sie zusammen kommen und quatschen können. Bislang sitzen die Mädchen in den Pausen auf den wenigen vorhandenen Treppen, der Tischtennisplatte oder auf Schaumstoffsitzen. Die Bestandsaufnahme der Schülerinnen  fiel dementsprechend schlecht aus. Es gibt noch eine Menge Potential, das es zu heben gilt.

Deswegen bekommen die Mädchen seit dem Herbst 2009 professionelle Unterstützung von den Architektinnen Martina Dubois und Cornelia Fränz. Zusammen mit den Profis lernen die jungen Planerinnen, wie man so ein Projekt angeht und umsetzt. Zuerst mussten die Kosten ermittelt werden, damit ein Finanz- und Zeitplan erstellt werden kann. „Wir haben das Projekt mal grob umrissen. Für die Umsetzung aller drei Bereiche benötigen wir ein Investitionsvolumen von insgesamt 40.000 Euro.“, erklärt Cornelia Franz. Eine erste Anschubfinanzierung hat der Förderverein der Schule zugesagt. Um die weiteren Kosten zu decken, suchen die 788 Schülerinnen von St. Ursula nun nach Sponsoren, die sowohl Geld als auch Material spenden wollen.

„Auch das ist ein wichtiger Teil unserer KidS-Projekte“, erklärt Gabriele Richter von der Architektenkammer NRW. „Jedes Planungs- und Bauprojekt muss genau kalkuliert werden und die Finanzierung sichergestellt werden ein wichtiger Lerneffekt.“

Das Schulhof-Projekt an St. Ursula ist bereits das 15. Projekt der Architekturkammer NRW im Rahmen des Aktionsprogramms „Architektur macht Schule!“, aber es ist das erste Projekt an einer reinen Mädchenschule. Ziel der Initiative ist es Schülerinnen und Schüler für ihre gebaute Umwelt zu sensibilisieren, ihnen die Augen zu öffnen für (städte-)bauliche Probleme in ihrer Umgebung und ihnen zu vermitteln, dass sie ihre Umwelt bewusst beeinflussen sowie gestalten können. Eine umfassende Darstellung des Aktionsprogramms „Architektur macht Schule!“ findet sich im Internet unter www.architektur-macht-schule.de.

Die Leiterin des St. Ursula Gymnasiums, Josefine Marsden, freut sich über das Engagement ihrer Schülerinnen und möchte die Entwürfe gerne realisieren. „Wir möchten durch das Projekt an unserer Schule unter anderem zeigen, dass es in der immer noch männerdominierten Architekturszene auch Frauen gibt, die tolle Sachen planen und bauen. Wir möchten die Mädchen stärken und aus ihnen raus holen, was in ihnen steckt“, freut sich die Schulleiterin.

Das Projekt „3 Zonen für unseren Schulhof“ soll im Verlauf des Schuljahrs 2010/2011 umgesetzt werden; alle Beteiligten hoffen, dass die Einweihung der neuen Schulhofbereiche im Frühsommer 2011 erfolgen kann.

Veröffentlicht in: Aachener Zeitung


Filed under: Aachen, Kinder

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