Mit Englisch redet sich’s am besten

Mit Englisch redet sich’s am besten

Sprache ist der Kleber, der uns zusammenhält. Wenn wir nicht reden, schreiben oder zumindest per Zeichensprache kommunizieren könnten, verkümmerten wir seelisch, und auch materiell sähe es dürftig aus. Jeder hockte für sich in seiner schiefen Hütte und käme nur ab und zu zum Jagen, Sammeln und Fortpflanzen hinaus.

Aber so ist es ja zum Glück nicht, die Menschheit besitzt nicht nur eine Sprache, sondern gleich rund 6000. Und französische Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden: Alle funktionieren in etwa gleich gut. Natürlich hat das Team der Universität Lyon nicht sämtliche Sprachen unter die Lupe genommen, sondern lediglich sieben, doch meinen die Linguisten um Franςois Pellegrino und Christophe Coupé, damit etwas Grundsätzlichem auf die Schlichte gekommen zu sein: So unterschiedlich Japanisch, Deutsch oder Italienisch auch sind, die Information, die sie in einer bestimmten Zeit vermitteln, ist fast dieselbe.

Das ist nur logisch, findet Christophe Coupé, und er hat ein umwerfendes Argument: Wenn eine Sprache nicht gut funktionierte, würde sie sich verändern. «Wir sind eben alle Menschen mit ähnlichen Fähigkeiten. Wir haben eine begrenzte Erinnerungszeit, müssen Stimmbänder, Zunge, Zähne und Gaumen nutzen, um Worte zu formen, wir alle müssen in einem sinnvollen Tempo sprechen, um effizient zu sein. Wenn wir zu schnell sprechen, überschreitet das die physischen Fähigkeiten und die Wahrnehmung des Gegenüber, und es macht keinen Sinn, zu langsam zu reden, wenn es schneller geht. Das gibt den Rahmen vor für alle Sprachen, die auf dem Planeten gesprochen werden», erklärt er.

Warum Latein und Englisch so unterschiedlich sind

Das heißt aber noch lange nicht, dass alle Sprachen ähnlich sind. Die Gießener Sprachwissenschaftlerin Vera Stadelmann beschäftigt sich mit der Herkunft von Sprachen und erklärt, wie unterschiedlich sie geformt sind. Wer je Latein hatte, weiß, dass dort fast alles mit Endungen geregelt wird. Ob einer oder mehrere, ob sie selbst etwas tun, etwas besitzen oder etwas mit ihnen passiert – ob sie es gern gestern schon getan hätten oder erst morgen planen, all das ist durch ein bis vier Buchstaben am Wortende zu erkennen.

In den moderneren Versionen des Lateinischen wie Spanisch, Französisch oder Italienisch sind diese Endungen teilweise verloren gegangen, was laut Stadelmann daran liegt, dass sie erst von Völkern erlernt wurden, die ursprünglich andere Sprachen nutzten. Und das Englische behelligt die Schüler praktisch gar nicht mit Konjugationen und Deklinationen, verfügt dafür aber über eine extreme Wortfülle.

Sprachen mathematisch erforschen

Es ist eine sehr junge Sprache, die erst im fünften Jahrhundert entstand, als germanische Stämme die Insel bevölkerten. Ab dem 12. Jahrhundert kam dann der französische Einfluss dazu. «Es gibt fast für alles zwei Wörter, ein romanisches und ein germanisches», sagt die Linguistin. Das schafft Präzision. Außerdem regelt Englisch viel darüber, wo die Wörter im Satz stehen. Das Deutsche hingegen hat ähnlich wie das Lateinische noch viele Deklinationen.

Während Vera Stadelmann Sprache aus kulturhistorischer Warte betrachtet, haben die Franzosen für ihre Studie einen mathematischen Ansatz gewählt. Sieben Sprachen wurden verglichen: Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Chinesisch und Deutsch.

20 kurze Texte haben sie in jede Sprache übersetzt, von Muttersprachlern vorlesen lassen und dann gerechnet: Wie viele Silben braucht die einzelne Sprache, um dieselbe Information rüberzubringen? Und wie viele Silben schafft der Vorleser pro Sekunde? So hatten sie am Ende für jede Sprache eine Informationsdichte und eine Sprechgeschwindigkeit. Um die Sprachen in Beziehung setzen zu können wählten die Forscher Vietnamesisch als Referenzsprache.

Sprache Informationsdichte Silben pro Sekunde Informationsrate

Englisch 0,91 6,19 1,08

Französisch 0,74 7,18 0,99

Spanisch 0,63 7,82 0,98

Italienisch 0,72 6,99 0,96

Mandarin 0,94 5,18 0,94

Deutsch 0,79 5,97 0,90

Japanisch 0,49 7,84 0,74






Quelle: Universität Lyon

Wie das in jeder Sprache ausfiel, erfahren Sie auch in unserer Bildergalerie.

Aus Dichte und Geschwindigkeit haben sie dann die sogenannte Informationsrate errechnet – und die liegt in allen Sprachen letztlich sehr nah beieinander. Am dichtesten ist Chinesisch, weil es eine sehr komplexe Sprachstruktur hat, am wenigsten dicht sprechen die Nachbarn aus Japan – weil dort alles in Höflichkeitsfloskeln gebettet wird, wie Vera Stadelmann erklärt. Doch sie steht dem mathematischen Zugang zu Sprache eher skeptisch gegenüber. «Nichts in einer Sprache ist sinnlos. Ein ‹Hallo, wie geht’s› hat auch einen Wert, zur Pflege der Beziehung», sagt sie.

Dabei kommen die nicht so dichten Sprachen offenbar auch einfach leichter über die Lippen. Das Japanische beispielsweise wird von den sieben Sprachen am raschesten gesprochen, das komplexe Chinesisch am am langsamsten. Fast genauso langsam reden wir Deutschen – und haben von den Testsprachen auch die dritthöchste Dichte.

Erschöpfend erklären, warum die Sprachen auf so unterschiedliche Weise zum Ziel gelangen, können Sprachwissenschaftler noch nicht. Es hat aber, wie Vera Stadelmann betont, nichts mit unterschiedlichen Mentalitäten in den Ländern zu tun, sondern eher damit, wie die Sprachen entstanden sind. Für Linguisten gibt es also noch einiges zu tun, und der normal kommunizierende Mensch kann sich entspannen: Zumindest bei der Kommunikation gibt es so etwas wie Gerechtigkeit unter den Völkern.

Quelle:
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Gesellschaft Nachrichten -
Effektivste Sprache – Mit Englisch redet sich’s am besten

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Tags: Englische, Lernen, Sprache

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