Midlife Crisis Vampir Roman – aus Ralf Boschers Werkstatt. Ein erstes Kapitel

Warum geht es:

Ein normales Ehepaar in ungewöhnlichen Zeiten. Kampf und Lust bestimmten den größten Teil ihres gemeinsamen Lebens. Die Lust aufeinander, der Kampf gegen Vampire. Doch der Kampf liegt Jahre zurück. Der alte Feind war gezähmt, hatte sich gewandelt, war zum Freund der Menschen geworden – so hieß es. Und die Lust?

Ein normales Paar, das mit verlorenen Träumen und dem Alltag zu kämpfen hat, das sich an die schönen, aufregenden, unbeschwerten Zeiten erinnert – und sich auseinander gelebt hat. Nahe daran ist, einander zu verlieren – bis zu jenem Tag, da der alte Feind sein wahres Wesen zeigt… Finden sie wieder zueinander? Kämpfen sie wieder gemeinsam? Retten sie einander, ihre Kinder, die Welt?

Leseprobe, ein erstes Kapitel aus dem Romanprojekt von Ralf Boscher „Midlife Crises Vampirroman“

Midlife Crisis Vampir Roman
Hengst und Stute

1.
Nicht von schlechten Eltern! Das war mein erster Gedanke an diesem Morgen des 2. Januar, gefolgt von einem Lächeln und einem Griff unter die Bettdecke. Der erste verheißungsvolle Moment, den das neue Jahr für mich bereithielt, nachdem ich das alte Jahr sternhagelvoll verlassen hatte und Neujahr eine einzige Quälerei mit Kopfschmerzen, Brand und einer nachhaltig verstimmten Marina gewesen war. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal eine Morgenlatte? Ach egal, was lange währt, wird endlich gut, sagte ich mir angesichts des angenehm spannenden Gefühls in meiner Pyjamahose und hob ein wenig meine 44 Jahre alten Hüften an. Angenehm. Sehr angenehm. Sehr unvorsichtig. Der Schmerz fuhr mir ins Kreuz. Die gottverdammte Matratze. Der gottverdammte Schreibtischjob. Meine gottverdammte Trägheit. Schon seit Jahren stand Mehr Sport! auf meiner Liste guter Vorsätze ganz oben. Gleich hinter Weniger Zigaretten! Weniger Alkohol! Noch vor Mehr auf Marina eingehen! Für das angebrochene Jahr hatte ich die Liste in meinem Geiste kopiert. Was lange währt, wird vielleicht endlich gut. Marina war in dieser Beziehung weiter als ich: Sie hatte an Neujahr ihre Laufschuhe entstaubt und war eine Stunde gelaufen.

Vorsichtig verlagerte ich mein Gewicht auf meiner Seite des Bettes. Der Schmerz ließ nach. Die Latte blieb. Gesegnet seist Du guter Geist des neuen Jahres! Neben mir regte sich Marina. Sie drehte mir den Rücken zu, zog dabei ihre Decke mit sich, so dass nun ihr üppiger, nackter Hintern im weichen Morgenlicht, das durch die Vorhänge fiel, weiß und einladend schimmerte. Offensichtlich war ihr, die seit Monaten zum Einschlafen immer eine Wärmflasche brauchte, zum Morgen hin wieder so heiß geworden, dass sie sich ausgezogen hatte. Jetzt oder nie!, sagte ich mir. Meine Absicht war es gewesen, mich zu ihr umzudrehen und sie spüren zu lassen, was ihr Mann an diesem Morgen zu bieten hatte. Doch schon eine leichte Drehung meines Körpers ließ mich reglos verharren. Was tat das weh! Als würde mir der Rücken knapp oberhalb meiner Hüften durchgebrochen. Aber ich gab nicht auf. Wann ist ein Mann ein Mann! Habe ich in meiner aktiven Zeit nicht Schlimmeres überstanden? Tief atmete ich gegen den Schmerz an und wagte noch einen Versuch. Langsam und unter Schmerzen schaffte ich es, mich auf die Seite zu drehen. Ich begann doch tatsächlich zu schwitzen. Dann endlich war es getan – und mein bestes Stück zeigte sich gottseidank unbeeindruckt von der ganzen Schinderei. Ich hob die Decke und ließ durch die Pyjamahose hindurch Marina spüren, was für ein Hengst ihr Mann immer noch war.

2.
Mein Gott, jemand hat meine Beine mit Beton ausgegossen! Das war mein erster Gedanke, als mich Peter mit seinem Rumgewälze aufweckte. Die Lauferei gestern war wohl doch etwas zuviel des Guten. Als ich einige Stunden zuvor erwacht war, weil mir wieder einmal zu heiß gewesen war und ich auf die Toilette musste, war mir der Muskelkater noch nicht so schlimm erschienen. Nun gut, die Unterschenkel schmerzten, als ich mich auf den kalten Klodeckel setzte. Ein wenig Ziehen in den Oberschenkeln. Aber Holá! Da lächle ich doch stolz! Nicht schlecht dafür, dass ich Jahre nicht mehr gelaufen war. Von diesem stolzen Gefühl, war nun nichts mehr übrig. Ich wollte lediglich die Beine anziehen, um ein wenig kühle Luft unter die Decke zu lassen – aber… Holá die Waldfee, was für ein Muskelkater. Ich unterließ den Versuch, mit meinen Beine etwas zu unternehmen, vielmehr drehte ich mich auf die Seite. Die kühle Luft an meinem Po tat gut, ich entspannte mich, begann, wieder einzuschlafen. Was war das herrlich, nicht zur Arbeit zu müssen.
Gerade als ich im Begriff war, über die Schwelle zum Schlaf zugleiten, spürte ich, wie Peter sich hinter mir rührte. Das Bett ruckte, als er sich schwerfällig auf die Seite drehte. Dabei atmete er ebenso schwer, wie er es letzter Zeit manchmal tat, wenn er eine Treppe hinaufstieg (oder wie an Weihnachten, als er sich mit dem festgefressenen Deckel eines Gurkenglases abmühte).

Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte mir seine Schwerfälligkeit ein ebenso zärtliches, wie besorgtes Lächeln entlockt. Verbunden mit dem mütterlichen Rat, doch endlich mal mehr Sport (oder überhaupt Sport) zu treiben. Das war lange her. Mittlerweile machte mich Peters Trägheit nur noch traurig. Nein, das war so nicht wahr. Ehrlich gesagt, machte sie mich wütend. Denn seine zunehmende Schwerfälligkeit erinnerte mich an mein stetiges Zunehmen. An mein Älterwerden. Mein Mann, mein Spiegel. Und was ich im Spiegel sah, machte mich wütend. Wo war der Elan hin? Die Leichtigkeit? Wohin meine Taille?

Was haben wir uns früher gut ergänzt. In unserem Hunger nach Unternehmungen. Beide waren wir gierig nach Action gewesen. Doch das hatte sich in Lauf der letzten Jahre geändert. In zunehmendem Maße war Peter nach einem langen Arbeitstag im Büro einfach froh gewesen, seine Ruhe zu haben oder mit mir alleine (bei einem Rotwein und unzähligen Zigaretten) in der Küche zu hocken, zu erzählen und Musik zu hören. Ich aber wollte, immer wenn es denn die Kinder zuließen, auszugehen. Tanzen. Ins Kino gehen. Freunde treffen.

Wollte. Denn irgendwann brachte auch ich dafür nicht mehr die Energie auf. Gemütliche Essen mit Freunden – okay. Aber Ausgehen, Tanzen… Da musste ich nur an gestern Abend denken: Die Mädchen bei ihren Großeltern, meinen Eltern, endlich mal wieder sturmfrei, da sich selbst Lena, bei der dieses Wochenende mal keine Party angesagt war (oder mit Kumpels in der Bude chillen), überreden ließ, ihre Zeit bei den alten Herrschaften zu verbringen. Und was mache ich: Ich räume in den Zimmern der Mädchen auf. Bügele vor dem Fernseher. Meine Güte, ich war zu einem langweiligen Hausmütterchen mutiert. Wie ich das hasste. Was mich das wütend machte. Auf mich. Auf Peter. Kurz: Immer wenn ich den Spiegel blickte, keimte in mir der Verdacht auf, dass Peter mich mit seiner Trägheit angesteckt hatte. Bei Hunden und ihren Besitzern heißt es doch, Tier und Herrchen würden sich im Laufe der Jahre immer ähnlicher werden. Galt dies vielleicht auch für Paare, die seit Jahren zusammen sind?

Ich war müde, ich war ungerecht. Schließlich hatte Peter auf meine Bitte hin den Außendienst aufgegeben, als ich mit Lena schwanger war. Lena sollte in normalen Umständen aufwachsen. Die Mutter die ersten Jahre daheim. Der Vater kommt am Abend von der Arbeit nach Hause. So hatte ich es gewollt, und ich habe bekommen, was ich wollte. Ein normales Leben. Ein Kind, zwei Kinder. Eine normale Familie. Einen normalen Mann.

Endlich hörte Peter mit der Ruckelei auf. Er seufzte leise. Lag still. Er hatte es geschafft, lag auf der Seite. Und ich hatte wieder meine Ruhe. Doch dann spürte ich, wie sich Peter an mich drückte. Er war hart.

3.
Heyho meine Stute, da bin ich! Das war immer eine von unseren Lieblingsstellungen gewesen. Erst sanft von der Seite, dann Marina auf alle Viere und ich hinter ihr, ihren prallen Hintern vor Augen, ihre Hüften (oder wahlweise ihre langen Haare) gepackt, und fest, fest… FEST!

4.
Na, was haben wir denn da? Lust auf einen Ausritt mein Hengst? So müde ich auch war, Peters harter Schwanz an meinem Hintern hatte seine Wirkung noch nie verfehlt. Und insgeheim war ich froh, immer noch so leicht erregbar zu sein. Eine Langes- Vorspiel-Type war ich nie gewesen. Einmal geil, immer geil. Aber na hoffentlich! Einigen Freundinnen von mir erging es da mittlerweile anders. Die brauchten einen ordentlichen Anschub, um auf Touren zu kommen. Wenn sie denn überhaupt einmal die Lust überkam. Ich streckte Peter meinen Hintern entgegen.

5.
Oh ha, jetzt gehts los! Marina rieb sich an mir, griff nach hinten und umfasste mich mit geübtem Griff. Doch in dem Moment, als ich mich näher an das Objekt meiner Begierde heranschob, meldete sich mein Rücken wieder. Davon, sie von der Seite zu nehmen oder sie gar zu besteigen, konnte keine Rede mehr sein. Mehr Sport schrie jeder Muskel, jeder Knochen in meinem Leib – und mein durch den restlichen Körper gehandikapter Schwanz setzte das Ausrufezeichen dahinter!

6.
Ja, war es das etwa schon? Peter zuckte zusammen, stöhnte auf. Doch es war keine verfrühte Ejakulation, ruhig pochend und hart lag sein Schwanz in meiner Hand. Auf den war immerhin Verlass. Denn der Kerl, zu dem er gehörte, wälzte sich nun mühsam auf den Rücken. So haben wir aber nicht gewettet!

7.
Ah, das tat gut. Ruhig auf dem Rücken ließ der Schmerz nach. Jetzt fehlte mir nur noch eins zum Glück. Also komm’ meine Stute, setz Dich auf mich! Auf dem Rücken liegen, die Hüften rhythmisch heben, während Marina im milden Morgenlicht auf mir reitet, das würde ich noch hinbekommen. Lange. Also sagte ich: „Ich will Dich auf mir sehen, Deine geilen, prallen Brüste in meinem Gesicht spüren!“

8.
Ich geb’ dir gleich pralle Brüste in deinem Gesicht! Ich bekomm meine Beine nicht einmal hoch. Wie soll ich mich da auf dich hocken? Ich – Doch bevor ich etwas Geeignetes auf Peters Wunsch erwidern konnte, gab es einen Höllenlärm.

9.
Was zur Hölle? Die Fensterscheibe unseres Schlafzimmers explodierte förmlich, ein Riesenradau. Und nur einen Wimpernschlag später schwang er sich bereits durch das zerbrochene Fenster hinein. Ein ausgewachsener Vampire in all seiner nackten, unverstellten Grässlichkeit.

10.
Ach, ich Hausmütterchen. Ich war wie gelähmt, griff haltsuchend nach Peters Arm. Dabei hatte es irgendwann passieren müssen. Dass uns die Vergangenheit einholt. Nein, das ist falsch ausgedrückt. Dass die Realität in unsere mühsam aufgebaute Normalität einbricht. Aber was hatte ich das gut verdrängt. Der Anblick des Vampirs ließ mich erstarren. Nicht nur meine Beine, alles an mir, in mir, war wie mit Beton ausgegossen. Schande über mich. Peter musste sich losreißen von mir, um unters Bett zu greifen. Dann knallte es zweimal kurz hintereinander. Die Wucht der Kugeln, die in den Kopf der Kreatur eindrangen, sprengte diese förmlich auseinander. Ihre Körperfetzen bedeckten die Wände, den Boden unseres Schlafzimmers, ein widerliches Stück Vampirhaut landete in meinem Gesicht. Dann zerfielen die zerstreuten Reste des Monsters zu Asche.

11.
Baam, baam! Wie froh war ich doch, dass ich nicht auf Marina gehört hatte. Lächerlich, die Waffe unter dem Bett! Die Zeiten haben sich schließlich geändert! Ihr Wunsch nach Normalität in allen Ehren, aber in diesem Punkt hatte ich mich durchgesetzt. Ich hatte dem Frieden nicht getraut. Gottseidank! Und ich hatte mich waffentechnisch auf dem Laufenden gehalten. UV-Strahlen-Projektile. So was hatten wir früher nicht. Eine feine Sache. Und was für ein Gefühl. Wieder einmal abdrücken zu können. Und dann dieser alles durchdringende, eklige Geruch von totem Vampir. Ich fühlte mich Jahre jünger. Die Schmerzen in meinem Rücken waren wie weggewischt.

12.
Hallo meine Stute! So hatte ich Peter schon lange nicht mehr lächeln sehen, als er mir die Asche von der Wange wischte. Wie ich dieses Lächeln liebte! Im nächsten Moment war er über mir. In mir. Die rauchende Waffe noch in der Hand. Wie in alten Zeiten. Wie ich das liebte. Wie ich es in diesem Moment bereute, mich einem anderen hingegeben zu haben. …

Leseprobe von Ralf Boscher (“Erstes Kapitel” aus dem neuen Romanprojekt von Ralf Boscher mit dem Arbeitstitel “Midlife Crisis Vampire Roman”)


Eine zweite Leseprobe finden Sie hier


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