Dass Skottie Young und Jorge Corona sich gut ergänzen und ein außerordentlich gutes Kreativteam sind, war mir spätestens nach The Me You Love In The Dark bewusst.
Es war also an der Zeit, mal wieder etwas von den beiden zu lesen.
Da kam mir Middlewest mit seinen drei abgeschlossenen Bänden gerade recht.
Volume 1 – © Copyright Image ComicsPlot
Volume 2 – © Copyright Image ComicsDie Welt von Middlewest ist eine seltsam surreale und mystische Version des amerikanischen Mittleren Westens.
Der Teenager Abel lebt in einem kleinen Trailer mitten in den Farmen mit seinem Vater Dale.
Dale ist ein sehr wütender Mann, der zu Gewaltausbrüchen neigt. Ständig geraten die beiden aneinander.
Abel gibt seinem Vater die Schuld, dass seine Mutter die Familie verlassen hat, und Dale gibt Abel die Schuld. Wo sie jetzt wohnt, wissen sie nicht.
Zusammen mit seinem Freund, einem namenlosen Fuchs, der sprechen kann, trägt Abel die Zeitung aus.
Im Verlauf der Serie wird der Fuchs mehr und mehr eine Art Mentor für Abel.
Als Dale mal wieder einen seiner berüchtigten Wutausbrüche hat, verwandelt er sich vor den Augen von Abel in einen Tornado. Der Wirbelsturm zerstört alles auf seinem Weg. Abel und der Fuchs schaffen es gerade noch auf einen vorbeifahrenden Zug, um zu entkommen.
Der Vorfall hinterlässt nicht nur seelische Spuren bei Abel.
Auf seiner Brust breitet sich ein seltsames und leuchtendes Symbol aus.
Verzweifelt auf der Suche nach Antworten treffen Abel und der Fuchs schließlich auf Jeb, einen geheimnisvollen alten Mann.
Auf der Suche nach einem Heilmittel und Antworten beginnt das Abenteuer.
Als er sich einem Wanderzirkus anschließt, fühlt sich Abel das erste Mal geborgen. Er hat eine Familie gefunden.
Allerdings macht ihm das Symbol auf seiner Brust schwer zu schaffen. Genau wie sein Vater kann er seine Wut nur noch mit großer Mühe kontrollieren. Schließlich kommt der Tag, an dem es ihm nicht mehr gelingt, womit das Abenteuer eine neue Richtung einschlägt.
Volume 3 – © Copyright Image ComicsMeinung
Die drei Bände habe ich in Rekordzeit hintereinander weggelassen – das allein spricht schon für die Qualität, oder besser gesagt die Sogwirkung, die bei mir ausgelöst wurde.
Doch es gibt auch ein wenig Schatten bei so viel Licht.
Schatten über Middlewest
Getrübt wurde der Lesespaß durch mangelnde Erklärungen zu der erschaffenen Welt. Dem Leser wird ein tieferes Verständnis der Welt von Middlewest verwehrt – alles ist einfach, wie es ist, ohne Bezug darauf zu nehmen.
Dieser Umstand hat mich von Anfang an gestört. Meiner Ansicht nach hätte man noch viel mehr aus dem Szenario herausholen können.
Das glänzende Licht von Middlewest
Der Mangel an Details wird allerdings von der Story und der visuellen Umsetzung fast zur Gänze ausgeglichen. Visuell wirkt die Welt äußerst lebendig, farbenfroh und detailliert.
Was Skottie Young bei der Beschreibung der Welt weggelassen hat, steckte er dafür in die Charaktere. Diese sind authentisch und haben ihre eigene Geschichte, was die Story noch tiefgründiger macht.
Man fiebert mit ihnen mit und sorgt sich um sie. Starke Leistung.
Der Zeichenstil ist detailreich und farbenfroh und lässt die Welt quasi zum Leben erwachen.
Über die Wichtigkeit von Familie und Freunden
Middlewest erzählt von Themen wie Freundschaft, Familie und Verlust, aber auch von Mut, Abenteuerlust und dem Willen, seine Träume zu verwirklichen.
Alles in allem ist die Geschichte fesselnd und emotional. Besonders die Themen Kinderhandel und Sklaverei haben mich berührt. Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Young hat alle Zutaten für eine gute Geschichte im richtigen Verhältnis gemischt.
Einerseits hätte ich gerne noch mehr gelesen und andererseits endet die Geschichte zum richtigen Zeitpunkt.
Da mir alle Bände gleich gut gefallen haben, mache ich das Gesamtwerk von Middlewest zu meinem Comic des Monats Januar 2023!