Meinungsfreiheit?

Lange Zeit fand ich es auf eine absurde Weise ärgerlich, wenn sich ausgerechnet Vertreter von Rechtsaußen lauthals über mangelnde  Meinungsfreiheit beschwert haben. Waren doch nicht wenige von ihnen Anhänger einer Ideologie, die wirklich freie Meinung und gleiche Rechte für alle eher verachtet als fordert. Dazu kam dann noch das beliebte Missverständnis, dass Meinungsfreiheit bedeuten würde, seine Meinung immer und überall in die Welt krähen zu dürfen ohne dabei Widerspruch ausgesetzt zu sein. Inzwischen gibt es aber vermehrt Vorkommnisse, die manche Vorwürfe nicht mehr ganz so bizarr scheinen lassen.
Das betraf in den letzten Jahren in erster Linie die USA, in der Identity Politics zum immer größeren Thema geworden ist. Vor allem an den Universitäten. Ich war bei den Auseinandersetzungen um eine politisch korrekte Sprache lange Zeit auf der Seite derjenigen, die gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung gekämpft haben, auch wenn sie mehr als einmal übers Ziel hinaus geschossen sind und Kleinkriege um Ausdrücke angefangen haben, bei denen die Verhältnismäßigkeiten außer Sicht geraten sind. Aber leider ist es dabei nicht lange geblieben. Nicht nur, dass Dozenten inzwischen um ihre Anstellungen bangen müssen, wenn sie sich aus Sicht ihrer Studenten diskriminierend äußern – wobei diskriminierend hier in die Realität übersetzt oftmals nur kritisch bedeutet – oder Studenten von ihren Universitäten Verhaltensregeln für Halloween-Kostüme verlangen, es werden auch immer öfter jede Art von ungewollten Meinungsäußerungen unterbunden, auch gewaltsam.

Das ist ein Unding. Zu den zentralen Aufgaben einer Universität gehört es, ein Raum für kritischen Diskurs zu sein. Man darf hier nicht nur streiten, man muss es. Ich erwarte sowohl von Dozenten wie von Studierenden, dass sie sich dummen und falschen Ansichten stellen und sie argumentativ auseinander nehmen. Aber dafür müssen sie stattfinden dürfen. Denk- und Redeverbote haben einer Universität nichts verloren. Sie haben in unserer Gesellschaft nichts verloren. Das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um Fehler zu finden und zu korrigieren und uns damit weiterzuentwickeln. Meinungen zu verbieten, weil sie einem nicht in den Kram passen, statt sich ihnen kritisch zu stellen oder entgegenzustellen, das passt in autokratische Diktaturen. Aber in einer Demokratie darf das keinen Platz haben. Wenn Studenten nach Redeverboten schreien, dann ist das eine intellektuelle Bankrotterklärung. Da sollten eigentlich schon alle Alarmglocken angehen. Stattdessen geht es noch weiter und wird zu einer mindestens quasi-religiösen Bewegung. Es ist beängstigend.

Und es bleibt nicht auf die USA begrenzt. Redeverbote und Gewalt gegen Andersdenkende statt kritischem Diskurs. Erbärmliche kriminelle Akte ohne Hirn und Verstand, auf den Niveau von Schulhofschlägern und beleidigten Präsidentenimitatoren. Was kommt als nächstes? Verbrennen wir wieder Bücher? Machen wir Jagd auf Andersdenkende? Führen wir Gedankenverbrechen ein? Denkt wirklich irgend jemand, dass daraus irgend etwas Gutes entstehen kann?


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