Mein Büro, mein Studio, meine Freunde

Mein Büro, mein Studio, meine FreundeFrüher war alles besser! Da wurde noch gutes Geld für gute Arbeit bezahlt. Man wusste, wer ein echter Freund ist und musste keine hilflosen Freundschaftsanfrage stellen oder bestätigen. Morgens ging man aus dem Haus und kam abends pünktlich wieder nach Hause. Sonntags ging man in die Kirche und das Wochenende gehörte der Familie. So!
Zwei deutsche Generationen bauten so Ihr Glück auf bis das Internet kam und alles kaputt machte. Plötzlich war man “überall”, “kannte” tausende von Leuten und die Zahl der Freelancer explodierte.

Als ich von der Idee des “überall-Büros” in den Neunzigern hörte, war ich Feuer und Flamme. “Frei sein”, die Arbeitsabläufe so planen, dass sie in den Tag passen (und nicht umgekehrt) und nie mehr irgendwers Büttel sein. Und die Zukunftsforscher prognostizierten die Vereinsamung des Menschen (ach die armen Dinger!). Doch die Rechnung wurde scheinbar ohne die Anpassungsfähigkeit des Menschen gemacht, denn er erfand Blogs, Twitter und Facebook. Real ist doch auch irgendwie Scheisse! Doch halt! Im Grunde liegt der Schlüssel des Glücks und der Anti-Vereinsamung nur in der Art der Nutzung.

Wenn ich morgens in mein Büro meines bescheidenen “Petterson und Findus” Hauses am Waldrand Seppensens trete, überfliege ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht den Schmarrn meiner Timeline und lasse mir von einem Haufen von Leuten Lese- und Linktipps zukommen. Vor 15 Jahren (als ich vor 15 Jahren noch in einer Agentur gearbeitet habe), standen wir  zusammen in der Kaffeküche und haben uns belanglosere Dinge erzählt und sorry – ich vermisse nicht eine Minute! Da hab ich Inputjunkie heute ne Menge mehr Drogen zur Verfügung.

Meine Frau fragt mich manchmal, ob ich bei den Leuten, die mir da den ganzen Tag schreiben, twittern und kommentieren überhaupt noch durchblicke. Ja, tu ich! Denn eine Menge Leute davon hab ich im realen Leben bereits getroffen und kennengelernt. Wahrscheinlich liegt da der Unterschied. Wenn ich beispielsweise nach Düsseldorf fahre, lasse ich es mir nicht nehmen, mit Mr. Photoappar.at RaJu oder Vernon Trent ein Bierchen zu zischen, oder Julchen endlich mal “in echt” zu treffen. Die Hamburger Fraktion zähle ich mittlerweile zu meiner Kantine (PatrickMartin, Stefan, Stephan, Nils, Roitsch u.v.m.) und sollte ich mal wieder in Berlin sein, werd ich in jedem Falle Malte oder Kai sehen. Und wenn ich auf ein Schwätzchen mit Dresdner Kollegen meine Arbeit kurz unterbreche, dann, weil ich mich an ein nettes Frühstück mit einem wildfremden Fotografen erinnere. Ich ziehe den Hut vor Marie, Kai, Marcel und Darek, mit denen ich meinen ganz eigenen Fotomarathon in Kaiserslautern erlebt habe. Ich könnte diesen Artikel mit unzähligen Namen füllen. Ob Ihr es glaubt oder nicht: Ich hab durch Blogs, Facebook und Twitter ne Menge mehr interessante Leute kennengelernt, mit denen ich sogar was anfangen kann, als früher. Klar, wieviele davon am Ende zu meiner Beerdigung kommen würden ist fraglich – ein paar “echte” Freunde, die ich nicht aus dem Web kenne, gibt´s ja auch noch ;-)

Mein Büro ist physisch zwar vorhanden, doch sehe ich es nur als den Platz an dem ich sitze. Mein Büro seid Ihr, mein Studio ist draussen und bei jedem Job woanders. 2011 – passt!

Mein Büro, mein Studio, meine Freunde


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