Martin Scorseses Film-Koloss „Silence“ bringt sich selbst zu Fall

Es sind fast Bilder wie bei der Judenverfolgung. Im Japan des 17. Jahrhunderts herrscht die Christenverfolgung. Zahlreiche römisch-katholische Japaner müssen in Martin Scorseses Silence mit schlammigen Füßen auf ein Bildnis von Jesus Christus treten um es zu beschmutzen oder aber ein Kruzifix anspucken. Das sind aber nur die harmlosen Maßnahmen im Kampf gegen diese religiöse Ausrichtung.

Martin Scorsese, der sich von The Departed zu Shutter Island zu Hugo Cabret zu The Wolf of Wall Street und nun Silence gearbeitet hat, setzt seinen Kreuzzug durch die filmischen Genres fort. Dabei wirken seine Versuche im Horror, im Liebesfilm ans Kino oder der durchgeknallte Finanz-Spaß niemals so talentiert umgesetzt, wie seine Krimi-Gangster-Dramen.

Und das gilt leider auch für Silence, dessen Titel so interpretiert werden darf, dass man recht gelangweilt und damit ruhig gestellt zusieht und hofft, dass irgendwo im Film ein dramatischer Höhepunkt versteckt ist. Das geht soweit, dass sogar Andrew Garfields Stimme aus dem Off so ruhig erscheint, dass man wie zu im Hintergrund laufenden Walgesängen einschlafen könnte.

Martin Scorseses Film-Koloss „Silence“ bringt sich selbst zu Fall

Silence

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Andrew Garfield (rechts) und Adam Driver (links) in Martin Scorseses „Silence“.

Silence basiert auf dem gleichnamigen 1966er Roman von Shūsaku Endō. Während die Story sowohl im Buch als auch im Film in Nagasaki spielt, fanden die Dreharbeiten allesamt in Taiwan statt, was das ungeschulte Auge jedoch nicht weiter kümmern sollte. Hier ist viel mehr hervorzuheben, dass die Bilder von Kameramann Rodrigo Prieto (Argo, The Wolf of Wall Street, Passengers) wunderschön sind – ein starker Kontrast zur Handlung.

Es geht um die beiden Priester Sebastião Rodrigues und Francisco Garupe (Andrew Garfield und Adam Driver), die von Portugal nach Japan reisen, um dort ihren vermissten Mentor (Liam Neeson) ausfindig zu machen und zugleich das Wort und den Glauben der katholischen Kirche zu verbreiten. Allerdings werden die Gläubigen in den Untergrund vertrieben und müssen sich still verhalten, da sie sonst den Strafen erliegen, die das Land ihrem “falschen Glauben” auferlegt hat.

Auch Andrew Garfield kann man die langweilige Ausstrahlung des Films nicht anlasten. Er spielt großartig den langsam zur Verzweiflung und in den Wahnsinn getriebenen Priester, dessen Spiegelbild im Wasser sich irgendwann – zumindest für seine Augen – zu einem Bild von Jesus verändert.

Martin Scorseses Film-Koloss „Silence“ bringt sich selbst zu Fall

Silence

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Liam Neeson in „Silence“.

Man stelle sich diesen fest an seine Religion glaubenden Mann vor, der in ein Land kommt, in dem sein Glaube zum schweigen gebracht werden soll. Er wird aus der portugiesischen Obhut seiner Kirche in eine scheinbare Barbarei getrieben, wo er um sein Überleben kämpfen muss.

Wie spannend das klingt, wie gut das geschauspielert ist, wie schön das gefilmt wurde und wie langweilig es doch ist. Nach etwa 100 Minuten (von einem mal wieder viel zu langen Film) rollt dann mal ein Kopf durchs Bild, Frauen schreien, Andrew Garfield schaut schockiert. Man selbst wird allerdings nur aus dem verträumten Tiefschlaf gerissen, bevor man recht zügig wieder seelenruhig zurückgelehnt dem Film entflüchten kann.

Wenn Martin Scorsese mit The Wolf of Wall Street zuletzt noch einen Film auf Drogen abgeliefert hat, zeigt er hier nun, dass ein Film auf Baldrian weniger gut zu verfolgen ist. So oder so wirken die neueren 2 ½ Stunden Kolosse des Regisseurs aber niemals wie Filme, die man mehrmals sehen möchte oder könnte.


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