Magst und liest du Gedichte/Gedichtbände?

Magst und liest du Gedichte/Gedichtbände?
Tatsächlich mag ich Gedichte und Gedichtbände sehr gern, lese sie aber um ehrlich zu sein viel zu selten. Ich bevorzuge deutsche Dichter um 1900. Meine Lieblingsdichter sind wohl:

Gottfried Benn

Kleine AsterEin ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Asterzwischen die Zähne geklemmt.Als ich von der Brust ausunter der Hautmit einem langen MesserZunge und Gaumen herausschnitt,muß ich sie angestoßen haben, denn sie glittin das nebenliegende Gehirn.Ich packte sie ihm in die Brusthöhlezwischen die Holzwolle,als man zunähte.Trinke dich satt in deiner Vase!Ruhe sanft, kleine Aster!
dr. bierfahrerunterm seziertisch ham wer ihn jefundendarauf die vielzitierteleiche er jestemmtstatt eines herzensschlug ihm ne satte asterin der brustin seinem schädelsteckten desinfizierte säjespänemassenhaftund zwischen seinen zähnenwar dunkelhelllila’n hakenkreuz einjeklemmtschön wars nich!

Rainer Maria Rilke

Erste Duineser Elegie (Auszug)Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der EngelOrdnungen? und gesetzt selbst, es nähmeeiner mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinemstärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichtsals des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockrufdunkelen Schluchzens. Ach, wen vermögenwir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht,und die findigen Tiere merken es schon,daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sindin der gedeuteten Welt. Es bleibt uns vielleichtirgend ein Baum an dem Abhang, daß wir ihn täglichwiedersähen; es bleibt uns die Straße von gesternund das verzogene Treusein einer Gewohnheit,der es bei uns gefiel, und so blieb sie und ging nicht.O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraumuns am Angesicht zehrt –, wem bliebe sie nicht, die ersehnte,sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzenmühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter?Ach, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leerezu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögeldie erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.

Friedrich Nietzsche


VereinsamtDie Krähen schreinUnd ziehen schwirren Flugs zur Stadt:Bald wird es schnein. –Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat!
Nun stehst du starr,Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!Was bist Du NarrVor Winters in die Welt entflohn?
Die Welt – ein TorZu tausend Wüsten stumm und kalt!Wer das verlor,Was du verlorst, macht nirgends halt.
Nun stehst du bleich,Zur Winter-Wanderschaft verflucht,Dem Rauche gleich,Der stets nach kältern Himmeln sucht.
Flieg, Vogel, schnarrDein Lied im Wüstenvogel-Ton! –Versteck, du Narr,Dein blutend Herz in Eis und Hohn!
Die Krähen schreinUnd ziehen schwirren Flugs zur Stadt:Bald wird es schnein. –Weh dem, der keine Heimat hat.
Zudem finde ich einige Gedichte von Eva Strittmatter sehr schön, z.B.:
Fluch Nein, du vergißt mich nicht.Verrat ist möglich. doch Vergessen nein.Zerstör mein Bild. Lösch mein Gesicht.Da wo du bist, werde ich sein.
Niemals entkommst du meinen Worten.Sie folgen dir nach als Gedichtnoch zu den fernsten fernen Orten.Versuch es: du vergißt mich nicht.


So, nun habt ihr einen kleinen Einblick in die Lyrik,  die mir wirklich sehr gut gefällt und die ich auch immer wieder gern lese, auch wenn ich finde, dass sie im Alltag zu kurz kommt. Ich glaube, ich sollte mir beim nächsten Büchereibesuch, mal wieder ein Gedichtband mitnehmen :) 



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