Mädchenaua

Mädchenaua

".........für uns männliche Teenager ein Zeichen von Schwäche....."

Der Tampon saugte sich mit Wasser voll. Wir Jungs staunten. Ich nahm den blauen Faden des Tampons, zog ihn aus dem Glas und schleuderte ihn in Richtung Tafel. Seine Flugbahn war perfekt. Über die Köpfe meiner Mitschüler hinweg fand er sein Ziel. Mit einem dumpfen Flatsch landete er auf der Tafel und verspritze das Wasser. Er blieb direkt auf dem Wort Menstruation kleben, das langsam unter ihm verschwand. Das Wasser löschte noch weitere Worte aus dem weiblichen Zyklus aus. Die Jungs johlten. Die Mädchen waren genervt. Ich flog aus dem Unterricht. Das war mein Sexualkundeunterricht in der fünften Klasse zum Thema Mädchenaua. Natürlich hatten wir Jungs es schon vorher bei unseren Müttern und Schwestern mitbekommen, wenn sie ihre Tage hatten. Wenn die Mütter mit Wärmflaschen vorm Bauch in der Küche standen oder im Treppenhaus sich untereinander „über ihren Scheiß“ beklagten. Dann gab es noch Bravo, die uns jede Woche mit gynäkologischen Details bombardierte. Auf was ich als Junge alles achten muss, wenn eine Frau ihre Tage hat, Sex lieber nicht und auf die Brüste achten, die seien dann besonders empfindlich. Ganz schlimm, wenn die Regel nicht kommen würde, dann würde man Vater werden. Trotz Aufklärungsunterricht und der Bravo blieben die Tage bei einer Frau etwas Merkwürdiges für uns.

Die Periode war für uns männliche Teenager ein Zeichen von Schwäche, die uns peinlich war und für die wir uns schämten, besonders wenn es jemand aus der eigenen Familie hatte. Mit dem Ausspruch: „Hast du deine Tage?“ konnte man einen anderen Jungen demütigen. Die Demütigung konnte noch gesteigert werden, wenn man die Worte „wie deine Mutter“ oder „wie deine Schwester“ hinzufügte. Ich erinnere mich an eine Szene, die sich auf dem Bolzplatz in unserer Straße abspielte. Wir Kleinen mussten mal wieder gegen die Großen spielen. Es ging ihnen nicht wirklich ums Fußballspielen. Die Großen wollten uns bloß quälen. Während des Spiels wurde mein Kumpel Horst übel gefoult. Er lag am Boden und weinte. Der Gegner verhöhnte ihn. Er solle sich nicht so anstellen, er hätte wohl seine Tage, wie seine Mutter. Das war zu viel. Horst sprang auf und prügelte auf den Jungen ein. Wir sprangen Horst bei. Es entwickelte sich eine wilde Rauferei.

Mädchenaua

".....hätten wir Männer Mädchenaua, würde es ein monatliches Schmerzensgeld geben...."

Ein paar Ferien weiter wurde die Bank mit den Mädchen, die nicht am Sportunterricht teilnehmen konnten mit der Zeit immer voller. Manche genierten sich und manche ließen die ganze Klasse an ihrem „Schicksal“ teilhaben. Damals hatte ich den Eindruck, dass mit dem Einsetzen der Periode, die Mädchen sich stärker miteinander verbunden fühlten. In diesem Punkt waren sie dann alle wie Schwestern. Ich glaube, das ist heute noch so.

An dieser Stelle wollte ich eigentlich davon schreiben, dass Männer es gelernt haben, dass Mädchenaua mit zum Leben dazugehört. Natürlich gibt es Männer, die damit partnerschaftlich umgehen können, und das nicht nur bei der eigenen Frau, sondern auch bei der Kollegin. Ob das jetzt für alle Männer gilt, kann ich nicht sagen. Ich bin da recht unsicher. Noch immer gibt es diese blöden Witze und Sprüche von uns Männern. Wenn Frauen mal genervt oder schlapp sind, dann heißt es oft unter Männern, dass sie ihre Tage haben. Es spielt dabei keine Rolle, ob Frauen sie tatsächlich haben oder nicht: Es wird gerne als ständiges K.o.- Argument gebraucht, um ihre Fähigkeiten zu entwerten. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen, hätten wir Männer Mädchenaua, würde es ein monatliches Schmerzensgeld geben, zusätzliche freie Tage und die Herrenhygieneartikel könnte man von der Steuer absetzen. Wenn ich dann als Mann sagen würde: „Ich habe meine Tage“, kämen alle Kollegen einschließlich des Chefs zu mir, um mir kameradschaftlich auf die Schulter zu klopfen, so als würde ich in einem Fußballspiel nach einem schweren Foul wieder aufstehen und weiterspielen – ich wäre dann jeden Monat ein tapferer Kerl.

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